Personenunfälle: Jährlich 150 Tote auf Schweizer Schienen
Die Lokführer der Schweizer Bahnunternehmen überfahren jedes Jahr bis zu 150 Menschen. Im Durchschnitt wird jeder Lokführer 1,7 Mal in seiner beruflichen Karriere in einen Personen-Unfall verwickelt. Die SBB hat ein Betreuungs-Netz geschaffen, um den Lokführern über diese traumatischen Erlebnisse hinweg zu helfen.
Blick aus dem Führerstand in Buchs (SG) Foto: Marcel Manhart
Die Zahlen gehen aus einer Unfallstatistik des Bundesamts für Verkehr hervor, die «10vor10» vorliegt. Die Angst vor einem erneuten Unfall fährt ständig mit. «Ich habe nur kurz gesehen, dass etwas in der Schiene ist. Ein schwarzer Mantel. Ich musste bremsen, schaute weg und schon gab es einen Knall», so ein Lokführer.
Bremsweg beträgt über einen Kilometer
Nach einem solchen Unfall leiden einige Lokführer monatelang unter Schlaflosigkeit und anderen Stress-Symptomen. Die SBB hat ein Netz von Betreuern geschaffen. Es sind keine professionellen
Psychologen, sondern Lokführer, die ähnliches erlebt haben. Die Lokführer sind chancenlos: «Der Bremsweg beträgt über einen Kilometer und man merkt, dass man eigentlich nichts machen kann und
einfach zuschauen muss.»
Die Meisten machen weiter
Erstmals hat das Bundesamt für Verkehr gegenüber «10vor10» genaue Zahlen genannt. 2007 gab es 149 Todesfälle. 2008 sind 133 Menschen gestorben. 2009 stieg die Zahl wieder an.
Die meisten Lokführer würden nach einem Personenunfall ein paar Tage frei nehmen und dann wieder in den Führerstand sitzen, so die SBB. Die Freude am Beruf sei doch grösser als die Angst vor
einem neuen Unfall.