Die BLS ist 2012 im Personenverkehr erneut gewachsen – allein bei der Bahn um 5 400 Personen pro Tag. Bei ihrer Infrastruktur verzeichnet die BLS eine leichte Steigerung der Trassenverkäufe. Im Güterverkehr musste allerdings ein Rückgang hingenommen werden. Der mehrheitlich gestiegenen Leistung steht ein unbefriedigendes Konzernergebnis von CHF 2,1 Mio. gegenüber – das nur dank der im 2012 ergriffenen Sparmassnahmen in der Höhe von CHF 12 Mio. erreicht werden konnte. Erfolgreich voran trieb die BLS die Sanierung ihres Vorsorgewerks, das per Ende Jahr erstmals einen Deckungsgrad von über 100 Prozent aufweist. Die BLS wird weitere Effizienzsteigerungsmassnahmen ergreifen, die bis 2015 zu einer nachhaltigen Kostensenkung von CHF 50 Mio. führen werden.
Positives BLS Ergebnis auch dank Sparmassnahmen Foto: Marcel Manhart
Das Jahr 2012 war für die BLS herausfordernd. Per Bahn, Bus und Schiff bewegte sie 58,2 Mio. Menschen (+4,3%). Bus und Bahn steigerten die gefahrenen Personenkilometer um 4,7 Prozent auf 918,8 Mio. Im Güterverkehr war der Trend gegenläufig: BLS Cargo musste mit einer Verkehrsleistung von 3 313 Mio. verkauften Nettotonnenkilometern einen Rückgang von 13,4 Prozent hinnehmen. Dank anhaltender Nachfrage verzeichnete dagegen die Infrastrukturbetreiberin BLS Netz AG ein leichtes Wachstum auf 13,8 Mio. verkaufte Trassenkilometer (+0,4%).
Das Betriebsergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) stieg leicht von CHF 14,7 Mio. auf CHF 15,0 Mio. Mit direkten Beiträgen von CHF 13,4 Mio. konnte die BLS ihr Vorsorgewerk erfolgreich weiter sanieren.
Per Ende 2012 betrug der Deckungsgrad 101,7 Prozent. Die Sanierung dauert fort bis zum Erreichen einer Schwankungsreserve von rund 10 Prozent. Mit einem positiven Konzernergebnis von CHF 2,1 Mio. (Vorjahr CHF 0,2 Mio.) zeigten sich Verwaltungsratspräsident Rudolf Stämpfli und CEO Bernard Guillelmon an der Bilanzmedienkonferenz am 25. April 2013 nicht zufrieden. Stämpfli erklärte, dass nur dank der rigiden Sparmassnahmen schwarze Zahlen geschrieben werden konnten. Die BLS hat 2012 zudem das Programm «Gipfelsturm» lanciert. Damit sollen die Kosten im Unternehmen bis 2015 um CHF 50 Mio. gesenkt werden. «Wir machen unsere Hausaufgaben und arbeiten weiter an unserer Effizienz und einer nachhaltigen Kostenorientierung», so Stämpfli. Gemäss CEO Bernard Guillelmon komme die BLS dabei um einen Stellenabbau nicht herum. «Hier wollen wir unsere soziale Verantwortung gegenüber unseren Mitarbeitenden wahrnehmen», hält er fest. Die BLS sei mit den Sozialpartnern in einem ständigen Dialog und erarbeite gemeinsam Lösungen.
5 400 Bahnreisende mehr pro Tag – steigende Kosten
Im 2012 beförderte die BLS 53,8 Mio. Bahnreisende (+3,8%). Das sind rund 147 000 Personen, welche die BLS täglich benutzen. Oder: 5 400 mehr pro Tag als im Vorjahr. Die Züge waren weiterhin pünktlich unterwegs, waren doch 93,9 Prozent aller Züge innerhalb der Toleranz von drei Minuten am Ziel. Bei der S-Bahn waren es sogar 95,1 Prozent. Aufgrund der starken Belastung des Knotens Bern, zahlreicher Bauarbeiten im Raum Bern sowie des kalten Winters mit zahlreichen Störungen konnte der Wert aus dem Vorjahr von 94,9 Prozent nicht ganz erreicht werden.
Trotz Verkehrswachstum war das Ergebnis im Regionalen Personenverkehr Bahn (RPV) um CHF 2,8 Mio. schlechter als im Vorjahr; der Verlust beträgt CHF 3,1 Mio. Grund ist die sich öffnende Kosten-Ertrags-Schere im RPV. Bei der Bewältigung der steigenden Nachfrage steigen auch die Kosten für Verkehr und Infrastruktur. So investiert die BLS eine halbe Milliarde Franken in die neuen Doppelstockzüge MUTZ, die 30 Prozent mehr Sitzplätze schaffen. Auch die Flotte der «Lötschberger»-Triebzüge ergänzte die BLS um vier Kompositionen. Ein neuer, erheblicher Kostenfaktor sind die vom Bund per 1. Januar 2013 markant erhöhten Trassenpreise. Sie verursachen der BLS Mehrkosten von jährlich über 10 Mio. Franken – allein bei der Bahn.
Auf der anderen Seite stagnieren die Erträge: Die öffentliche Hand steht unter starkem Spardruck und steigert die Abgeltungen nicht parallel zur Mehrleistung. «Adäquate Abgeltungen und regelmässige moderate Tariferhöhungen sind nur schon aufgrund der steigenden Trassenpreise unverzichtbar», betont Verwaltungsratspräsident Rudolf Stämpfli. Das Wachstum des öffentlichen Verkehrs habe seinen Preis.
Mehr Schiffspassagiere, Autoverlad schwächer, Busland AG gestärkt
Nach dem markanten Fahrgastrückgang 2011 erweiterte und verbesserte die BLS Schifffahrt 2012 ihr Angebot. Als Ergebnis der Vorwärtsstrategie stiegen die Frequenzen um 15 Prozent auf knapp über 1 Mio. Passagiere. Trotzdem fällt das Ergebnis mit einem Verlust von CHF 2,3 Mio. schlechter aus als im Vorjahr, vor allem weil die BLS Schifffahrt geringere Anteile aus den GA- und Halbtax-Erträgen erhält, die jeweils vier Jahre rückwirkend verteilt werden. Im 2012 fielen die Erträge aus GA/Halbtax um CHF 1 Mio. tiefer aus als im Vorjahr. Zurück gingen die Frequenzen beim Autoverlad am Lötschberg: Die BLS beförderte noch 1,253 Mio. Fahrzeuge (-2,3%). Ausschlaggebend dafür waren der Rückgang der Touristen im Wallis und Strassensperren wegen Lawinengefahr. Trotz angepasster Tarife, Optimierung der Betriebszeiten und gesteigerter Effizienz konnte der Autoverlad wie erwartet nicht rentabel betrieben werden. Der Verlust von CHF 1,62 Mio. bewegt sich im Rahmen des Budgets. Massnahmen zur Kostensenkung und Ertragssteigerung – unter anderem eine stärkere Vernetzung mit Wallis Tourismus – sollen den Autoverlad mittelfristig wieder in die Gewinnzone bringen.
Die Busland AG entwickelte sich mit einem Zuwachs von plus 8,7 Prozent auf 3,69 Mio. Fahrgäste und einem leicht positiven Ergebnis von CHF 0,1 Mio. erfreulich. Mit 16 neuen Bussen erneuerte sie über 40 Prozent ihrer Flotte und senkte das Durchschnittsalter der Fahrzeuge auf unter drei Jahre.
BLS Netz AG steigert Trassenverkäufe leicht
Die BLS Netz AG schloss mit einem ausgeglichenen Ergebnis von CHF 0,04 Mio. ab. Die Infrastrukturbetreiberin der BLS steigerte ihren Verkauf um 0,4 Prozent auf 13,8 Mio. Trassenkilometer. Dazu
trugen Mehrleistungen im Personenverkehr bei, aber auch der Gotthard-Güterverkehr, der nach dem Felssturz bei Gurtnellen im Juni vier Wochen lang über die Lötschberg-Simplon-Achse umgeleitet
wurden. Mit 113 Güterzügen und 148 255 Bruttotonnen bewältigte die BLS Netz AG am 12. Juni 2012 auf der Lötschbergachse ein Rekordvolumen. Den Lötschberg-Basistunnel durchfuhren in den ersten
fünf Betriebsjahren 160 000 Züge, er weist eine ausgezeichnete Verfügbarkeit und eine Auslastung von fast 80 Prozent an normalen Tagen auf. Zahlreiche Bau- und Sanierungsprojekte wurden auf der
BLS-Infrastruktur geplant oder realisiert: Ein Meilenstein im April 2012 war der Spatenstich für den rund CHF 200 Mio. teuren Doppelspurausbau Rosshäusern–Mauss auf der Strecke Bern–Neuchâtel.
BLS Cargo: Unterbrüche und schwacher Euro stoppen Aufwärtstrend
BLS Cargo verzeichnete 2012 einen Rückgang der Verkehrsleistung um 13,4 Prozent auf 3 313 Mio. Nettotonnenkilometer. Eine wesentliche Ursache dafür waren die vielen, zum Teil mehrwöchigen
Streckenunterbrüche auf den Transitachsen Gotthard und Simplon sowie die schwache Konjunktur im Euro-Raum, speziell in Norditalien. BLS Cargo schloss mit einem Verlust von CHF 1,85 Mio. ab. CEO
Bernard Guillelmon hält dennoch fest: «Die BLS Cargo hat sich in diesem schwierigen Umfeld gut behauptet.» Eine besondere Herausforderung stelle sich nun für die Gütertochter mit der neuen
Situation am Gotthard, wo sie ab 2014 die Verkehre von DB Schenker verlieren wird. «Den Fokus auf rentable Verkehre erachten wir jedoch als zwingend, und wir sind überzeugt, im Markt weiterhin
mit attraktiven und für die Kunden kostengünstigen Angeboten bestehen zu können», hält Guillelmon fest. Es sei das Ziel, neue Verkehre zu gewinnen – und damit einen Teil der Verluste am Gotthard
zu kompensieren.
Synergien nutzen – Angebote weiterentwickeln
Es müsse Transportunternehmen ermöglicht werden, positive Ergebnisse zu erzielen, um damit ihre Investitionen selbst zu finanzieren und Angebote weiterzuentwickeln, forderte CEO Bernard
Guillelmon. Er bekräftigte: «Wir wollen mit innovativen Lösungen am Wettbewerb der Ideen in der schweizerischen Bahnlandschaft aktiv teilnehmen.» Die BLS beabsichtigt beispielsweise, das heutige
Angebot des Personenverkehrs und Autoverlads von Brig durch den Simplontunnel ins Valle d‘Ossola auszubauen. Sie will damit gemeinsam mit dem Oberwallis und Norditalien eine deutliche
Verbesserung erzielen. Im Idealfall ab Ende 2015 – wenn der Simplontunnel saniert ist – will die BLS mit dem «Lötschberger» die Menschen stündlich zwischen Bern–Brig–Domodossola verbinden. Zudem
strebt sie an, den gesamten Autoverlad zwischen Kandersteg und Iselle zu betreiben. Die damit gewonnenen Synergien ermöglichen es, bis zu stündlich Autozüge Brig–Iselle zu fahren. Ausserdem soll
ein Schnellzug ab Goppenstein die Anschlüsse in Brig – unter anderem ins Goms – verbessern. Für das Projekt wurden bereits 580 000 Euro Fördergelder der EU zur Verfügung gestellt.
100 Jahre Lötschbergbahn
«Die BLS verbindet. Gestern, heute und in Zukunft.» Unter diesem Motto feiert die BLS 2013 das 100-Jahr-Jubiläum der Lötschbergbahn. Am 28. Juni 1913 fand die festliche Eröffnung der
Lötschbergbahn statt. Aus der 60 km langen Bergstrecke – ein Pionierwerk von Frutigen nach Brig – entwickelte sich in den letzten hundert Jahren eine europäische Transitachse für den Personen-
und Güterverkehr. Sie bildet das Rückgrat für den heutigen Tourismus im Berner Oberland und im Wallis und ist ein wichtiges Element der Schweizer Verkehrspolitik.