BLS Cargo: Konzentration auf rentable Geschäftssegmente

BLS Cargo stärkt sein Profil als effizienter Anbieter im Schienengüterverkehr. Das Unternehmen konzentriert sich dazu auf rentable Geschäftssegmente. Es verzichtete bei den laufenden Verhandlungen für die Verträge mit Laufzeit ab 2014 auf die Abgabe von nicht kostendeckenden Preisangeboten. Diese Konzentration führt ab 2014 mit dem Wegfall von nicht rentablen Transitgüterzügen am Gotthard zu einer Reduktion des Verkehrsvolumens und erfordert Anpassungen beim Personalbestand.

BLS Cargo bleibt am Gotthard präsent                                             Foto: Marcel Manhart

 

 

BLS Cargo ist seit seiner Gründung vor 12 Jahren ein wirtschaftlich erfolgreiches Unternehmen. Neben dem starken Wachstum der Verkehre und des Marktanteils konnten bis 2008 laufend positive Ergebnisse erzielt werden. Seither haben sich durch das tiefe Eurokursniveau, die schwache europäische Wirtschaftslage, speziell in Italien, sowie Kostensteigerungen bei den Trassen die Rahmenbedingungen für den Schienengüterverkehr in der Schweiz substanziell verschlechtert. Dies hat auch bei BLS Cargo in den vergangenen Jahren zu leichten finanziellen Verlusten geführt. Weil BLS Cargo flexibel auf die Veränderungen reagieren konnte, waren die Verluste jedoch wesentlich geringer als im Branchendurchschnitt. 2012 schrieb BLS Cargo einen Verlust von -1.85 Mio CHF, der allerdings vornehmlich durch die ausserordentlichen Infrastrukturunterbrüche (Gotthard-Felsstürze, Sanierung Simplon-Tunnel und -Südrampe) entstanden ist.

 

 

Konzentration auf rentable Verkehre

 

Vor diesem Hintergrund hat BLS Cargo die strategische Entscheidung getroffen, die finanziellen Zielsetzungen weiter hoch zu gewichten, ihre einzelnen Verkehrssegmente noch konsequenter auf Rentabilität zu überprüfen und sich nicht nur an reinen Mengen- oder Marktanteilszielen auszurichten. Ziel dieser wirtschaftlichen Ausrichtung ist es, ab 2013 ein ausgeglichenes finanzielles Ergebnis und eine nachhaltige Rückkehr in die Gewinnzone zu ermöglichen. „Wir finanzieren uns selber. Deshalb müssen wir auch gewinnorientiert arbeiten“, sagt CEO Dirk Stahl.

 

 

Handlungsbedarf Gotthardverkehre

 

Handlungsbedarf entstand aufgrund der Analyse vor allem bei den Verkehren auf der Gotthardachse, die rund 26% des Verkehrsvolumens von BLS Cargo ausmachen. Hauptkunde auf dieser Achse ist DB Schenker Rail, mit der in den vergangenen Monaten intensive Preisverhandlungen stattgefunden haben. Die Gründe für die finanzielle Schieflage liegen einerseits beim generell tiefen Preisniveau, andererseits bei der überproportionalen Steigerungen der Trassenpreise auf der Gotthardachse sowie dem ungünstigen Wechselkurs CHF-Euro. Intensive Verhandlungen mit dem Kunden mit dem Ziel, die heutigen Verluste schrittweise zu eliminieren, scheiterten. Mit dem Verzicht auf die Abgabe einer nicht kostendeckenden Offerte fallen für BLS Cargo ab 2014 rund 10 Zugspaare pro Tag im Transitgüterverkehr am Gotthard weg. Da diese Verkehre heute nicht rentabel sind, wird dies einen positiven Effekt auf die Wirtschaftlichkeit des Unternehmens haben.

 

 

BLS Cargo bleibt am Gotthard präsent

 

BLS Cargo strebt an, in einem ersten Schritt mit der Akquisition von neuen Verkehren und innovativen Angeboten einen Teil des Verkehrsverlustes zu kompensieren. Dabei wird BLS Cargo ihren schon seit Jahren bestehenden Marktauftritt weiterentwickeln und den Kunden als kompetenter Ansprechpartner zur Verfügung stehen. BLS Cargo wird auch in Zukunft als vollwertiger Anbieter auf beiden Transitachsen präsent sein und sich mit neuen Strukturen auf die Inbetriebnahme des Gotthardbasistunnels vorbereiten.

 

 

Auswirkungen für das Personal

 

Trotz der geplanten Akquisitionsaktivitäten müssen sich BLS Cargo und die BLS AG, die u.a. die Lokführerleistungen für die BLS Cargo erbringt, ab 2014 auf ein stark verringertes Verkehrsvolumen auf der Gotthardachse einstellen. Kurz- und mittelfristig entstehen dadurch bei BLS Cargo und BLS erhebliche Überkapazitäten bei den Mitarbeitenden, was zu einem Stellenabbau führen wird. Betroffen sind in erster Linie Lokführerstellen an den Standorten Erstfeld und Bellinzona / Chiasso, in geringerem Mass auch in Basel. Weiter betroffen sind Stellen der Servicestelle in Chiasso sowie Arbeitsplätze am Geschäftssitz in Bern. BLS und BLS Cargo rechnen insgesamt mit rund 70 bis 80 abzubauenden Stellen, davon 50 bis 60 Lokführerstellen. Ausserdem prüft das Unternehmen die Verlegung des Lokführerstandorts Erstfeld in den Raum Arth-Goldau, um Synergien mit dem Standort Luzern nutzen zu können. Die Sozialpartner und die hauptsächlich betroffenen Kantone Uri und Tessin wurden bereits direkt informiert.

„Ich bedaure sehr, dass keine finanzielle Einigung bezüglich der Gotthardverkehre möglich war und wir deshalb zu diesen harten Schritten gezwungen sind“, sagt Bernard Guillelmon, CEO der BLS. „Wir werden alles daran setzen, den Stellenabbau so sozialverträglich wie möglich zu gestalten.“ BLS und BLS Cargo werden dazu in den kommenden Wochen die Planungen konkretisieren und Massnahmen zur Abfederung des Stellenabbaus erarbeiten. Dazu gehört die Suche nach Lösung innerhalb der BLS, die Vermittlung von Personal, insbes. Lokpersonal, für andere Bahnen, der Verzicht auf den Einkauf von Lokführerleistungen bei Dritten sowie das Erarbeiten eines Sozialplans in Abstimmung mit den Sozialpartnern. Die BLS will ausserdem mit der Güterbahn, die in Zukunft die betroffenen Züge führen wird, das Gespräch zum Thema Personalübernahme suchen. Nach heutiger Einschätzung werden Kündigungen jedoch unvermeidbar sein. Das genaue Ausmass wird die BLS bis Mitte Jahr konkreter abschätzen können.

 

 

Ergebnisoffene Neuordnung der Zusammenarbeit mit DBSR

 

Die DB Schweiz Holding AG ist mit 45 Prozent am Aktienkapital der BLS Cargo AG beteiligt. Die Tatsache, dass leider keine Einigung zwischen BLS Cargo und DB Schenker Rail zur Sanierung der Gotthardverkehre getroffen werden konnte und die Anzahl der gemeinsamen Verkehre ab 2014 stark reduziert wird, führt für beide Seiten zur Notwendigkeit einer Neubewertung und Neuordnung der Zusammenarbeit. Diese wird in den kommenden Monaten sehr breit und ergebnisoffen angegangen.