Nach einem sechswöchigen Prüfungsprogramm durch den Fahrzeugbauer Stadler Rail prüft die Schweizerische Südostbahn AG (SOB) seit Ende November 2012 im Stadler-Inbetriebsetzungs-Zentrum Erlen den ersten der 12 nachbestellten Flirt. Die Flirt-Triebzüge werden bei der S-Bahn St. Gallen 2013 eingesetzt.
Der erste der 12 nachbestellten Flirt 2, der RABe 526 052-6 durchläuft derzeit den SOB-Abnahmeprozess Foto: Schweizerische Südostbahn
Nach Abschluss der Montage inklusive Inbetriebsetzung und einer internen sechswöchigen Prüfung hat Fahrzeugbauer Stadler Rail Ende November 2012 den ersten SOB-Flirt der zweiten Serie soweit fertig gestellt, dass die SOB mit dem Abnahmeprozess starten kann. Damit beginnt der formelle Akt der „Abnahme“ durch den Kunden. Der Fahrzeugkäufer legt fest, was er prüfen und kontrollieren möchte. Da die SOB selbst über die erforderlichen Experten verfügt, prüfen SOB-Mitarbeitende anhand von Checklisten akribisch das neue Rollmaterial.
Zweistufige, akribische Tests
Unterschieden wird zwischen einer statischen und dynamischen Werkabnahme. Bei der statischen Abnahme überprüfen drei bis vier SOB-Mitarbeitende die Fertigungsqualität, d. h. zum Beispiel die Kabelverlegung oder die Lackierung des Fahrzeuges. Auch die Bremseinrichtung oder Vollständigkeit der Dokumente sind Prüfkriterien. Zeigt die statische Abnahme ein positives Ergebnis, erfolgt die Freigabe für erste Fahrten auf dem Streckennetz. Mit einer längeren Fahrt auf dem Streckennetz der SBB/SOB werden die Funktionen des Zuges geprüft und Bremswege gemessen. Dazu werden aus 120 km/h Schnellbremsungen ausgeführt. „Ein Fokus“, so Hanspeter Schenk vom SOB-Flottenmanagement, „wird auf die Überprüfung der sicherheitsrelevanten Einrichtungen wie Bremsen, Zugsicherung und Türen gelegt. Anschliessend finden tageweise Typentests statt, indem Software und auch das neue Fahrgastinformationssystem getestet werden.“
Dynamische Abnahme
Dann beginnt mit der Fahrt von Erlen nach Herisau der Prozess der dynamischen Abnahme. Dort wird zusätzlich mit einem zweiten Flirt die Funktion der Mehrfachtraktion getestet. Verlaufen auch sie positiv, übernimmt die SOB das Fahrzeug.
Strenges Abnahmeprozedere
„Für die SOB ist es ein Glücksfall, über ein Expertenteam zu verfügen. Der definitive Abnahmeentscheid, der jeweils von drei Möglichkeiten ausgeht, wird im Team gefällt“, erläutert Hanspeter Schenk. Im besten Fall werden keine Mängel festgestellt und das Fahrzeug hat die Abnahme erfolgreich bestanden. Werden kleinere Mängel festgestellt und Stadler Rail hat diese bis zu einem festgesetzten Termin abgearbeitet, hat das Fahrzeug die Abnahme bestanden. Werden jedoch gravierende Mängel festgestellt, geht das Fahrzeug an den Hersteller zurück. Sind die Mängel behoben, kommt es zu einer erneuten Abnahme.
Beschleunigtes Verfahren
Dieses Vorgehen gilt für den ersten Flirt 2. Ab dem zweiten Fahrzeug wird der gesamte SOB-Abnahmeprozess innerhalb von etwa zehn Tagen durchgeführt. „Und es finden“, so Hanspeter Schenk, „ab dem zweiten Fahrzeug keine Typentests mehr statt.“ Nach dem Danach einer erfolgreichen Abnahme befragt, ergänzt er: „Dann wird die Übernahme des Fahrzeuges mit einer Unterschrift vereinbart und es geht definitiv in den Besitz der SOB über.“ Dabei wird die letzte Zahlungstranche fällig und die dreijährige Garantiefrist beginnt zu laufen.
Daniel Toggweiler, Technischer Stab SOB, und Christoph Strässle von Stadler Rail beim Prüfen der Kabelverlegung Foto: Schweizerische Südostbahn
FLIRT 2
Der Flirt gehört zur modularen Fahrzeugfamilie von Stadler Rail. Der Flinke Leichte Innovative Regional Triebzug erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 160 km/h. Er verfügt auch bei Steigungen von 50 Promille über ein hohes Beschleunigungsvermögen.
Grosse Schwenkschiebetüren und ausfahrbare Schiebetritte ermöglichen ein bequemes Ein- und Aussteigen auch für Menschen mit Behinderungen oder für Reisende mit Gepäck.
Der Flirt 2 verfügt beispielsweise im Vergleich mit der Serie 1 über ein dynamisches Fahrgastsystem, komfortablere 1.-Klasse-Sitze sowie multifunktionale Velohalter / Skiträger.
Die Türen sind uni Silbergrau zugunsten der Sehbehinderten.
Siehe auch Beitrag vom 02. Dezember 2010
12 neue Gelenktriebwagen für
S-Bahn St. Gallen 2013 bestellt