Nach langen Verhandlungen steht der Vertrag: Für 14,6 Millionen Franken will die Stadt St. Gallen den Streifen zwischen Bahnhof St.Fiden und Bachstrasse von den SBB erwerben. Noch ist nicht im Detail bekannt, wie das Areal genutzt werden soll.
SBB Areal bei der Migros in St. Gallen St. Fiden Foto: Marcel Manhart
Das Grundstück sieht verwahrlost aus. Zwischen der Migros Bach und dem Bahnhof St. Fiden stehen Container, rostige Eisenbahnwagen, daneben Autos, die während der Olma hier parkiert werden. Dennoch hat die Stadt schon vor langer Zeit Interesse am Areal angemeldet: Es ist eine der wichtigsten städtischen Baulandreserven. Seit 2006 steht die Stadt mit den SBB in Verhandlungen, nun liegt ein Kaufvertrag bereit: Die Stadt will das 500 Meter lange und bis zu 50 Meter breite Gebiet für 14,6 Millionen Franken erwerben. Wie Stadträtin Elisabeth Beéry gestern an einer Medienorientierung sagte, wird das Parlament voraussichtlich Anfang November über diesen Kauf befinden. Die zuständigen Stellen der SBB haben den Verkauf genehmigt.
Baut Migros Bach aus?
Das Areal sei ein «wirtschaftliches Schwerpunktgebiet», heisst es im kantonalen Richtplan. Im städtischen ist die Rede von einem «Gebiet mit Eignung für publikumsintensive Einrichtungen». Was auf dem 18 721 Quadratmeter grossen Grundstück aber konkret entstehen wird, ist laut Beéry noch offen. Ziel sei letztlich eine «Mischnutzung» von Gewerbe und Wohnen. Möglich sei, dass weitere Einkaufsläden gebaut würden. Die Migros Bach beispielsweise habe bereits Interesse an einer Gebäudeerweiterung angemeldet. Könne die Stadt das Areal erwerben, werde mit möglichen Investoren weiter geplant. Das Gebiet gehört zur Wohn-Gewerbe-Zone, in der viergeschossig gebaut werden darf. Möglich sei vieles, sagt Beéry – Bauten für Behörden oder Schulen seien aber eher unwahrscheinlich.
Zwei Machbarkeitsstudien sind in der Stadtparlaments-Vorlage erwähnt. Bei der einen hat die Bachstrasse den selben Verlauf wie bisher, Gebäude würden sich zwischen Strasse und Gleisen aneinanderreihen. Bei der zweiten ist eine Strassenverschiebung in Richtung Gleisfeld vorgeschlagen. Alle Bauten befänden sich dann nördlich der Strasse.
In beiden Machbarkeitsstudien sieht die Stadt die Anbindung des neu entstehenden Bereichs an den Bahnhof vor. Die Unterführung würde in Richtung Norden verlängert.
Zunächst hatte die Stadt eine noch grössere, breitere Parzelle erstehen wollen. Die SBB kamen aber nach längeren internen Besprechungen zum Schluss, dass ein Bereich den SBB als Reserve dienen soll. Doch auch das gesicherte Grundstück ist nicht durchgehend überbaubar. Unter der Splügenbrücke und der Fussgängerpasserelle sind keine Bauten möglich. Zudem verlangt das kantonale Wasserbaugesetz die Öffnung des Gerhaldebachs im südlichen Bereich des Areals. Dies nehme der Stadt zwar Bauland weg, sagte Beéry gestern, könne aber für das Gebiet auch «identitätsstiftend» sein.
Überdachung bleibt Option
Im Parlament immer wieder Thema war in den vergangenen Jahren eine mögliche Überdachung des Bahnhofs St. Fiden, um dort einen eigentlichen neuen Stadtteil zu errichten. Diese Option schliesst die Stadt in der Vorlage nicht explizit aus, obschon sie im Richtplanentwurf nicht erwähnt ist und sich Baudirektorin Elisabeth Beéry in der Vergangenheit vor allem aus Kostengründen eher skeptisch zeigte.
Auch ohne Überdachung wird die verkehrliche Anbindung des neu entstehenden Gebiets eine Herausforderung für die Stadt sein. Für die Anpassungen am Strassennetz rechnet die Stadt mit Kosten von einer Million Franken, die beim Kaufpreis des Areals in Abzug gebracht wurden.
Gemäss Vorlage ist vor allem der Knoten Splügenstrasse/A1/Lindenstrasse genauer zu untersuchen.