Anfangs Dezember 2012 fährt der letzte Nachtzug von der Schweiz nach Spanien. Dass der EuroNight Zug EN 274 von Zürich HB nach Barcelona Franca eingestellt wird ist die Schuld der Billigflieger und die mangelnde Investitionen in die Wagen. Von der Schweiz aus in Richtung Norden rollt das Geschäft mit den Nachtzügen hingegen besser.
Der EN 274 kurz vor der Abfahrt in Zürich HB Foto: Marcel Manhart
«Die Suche nach passenden Zügen ist fehlgeschlagen.» Diesen Hinweis bekommt, wer im Internet ein Ticket für den Nachtzug nach Barcelona für nächstes Jahr buchen möchte. Grund dafür sind weder Platzmangel noch technische Probleme. Das Angebot ist schlicht gestrichen worden: Ab dem Fahrplanwechsel im Dezember verlassen keine Nachtzüge mehr den Zürcher Hauptbahnhof Richtung Spanien. Die SBBbestätigen den Abbau, verweisen jedoch für weitere Informationen an die Betreibergesellschaft Elipsos, welche der spanischen (Renfe) und der französischen (SNCF) Staatsbahn gehört. SNCF-Sprecher Frank Paul Weber bestätigt ebenfalls das Aus, kann im Moment aber keine weiteren Angaben machen.
Easyjet halb so teuer
«Wir gehen davon aus, dass die Auslastung immer schlechter geworden ist», sagt Liliane Rotzetter von Railtour, einer Kuoni-Tochter, die sich auf Bahnreisen spezialisiert hat. «Die Nachfrage hat kontinuierlich abgenommen, deshalb ist es für uns kein grosser Verlust.» Die Gründe ortet Rotzetter einerseits bei der Konkurrenz, namentlich bei der Billigfluglinie Easyjet, die von Genf aus Barcelona für weniger als 200 Franken anfliegt. Ein Billett im Nachtzug kostet zwischen 360 (Ruhesessel) und 660 Franken (Gran Clase). Andererseits habe man zu lange nicht mehr in das Rollmaterial investiert, der Charme einer Zugreise sei so nicht mehr erlebbar. Der Nachtzug nach Rom, der Ende 2009 eingestellt wurde, sei eine «Zumutung» für die Passagiere gewesen. Modernere Züge, wie sie etwa nach Deutschland oder Holland verkehren, seien stets besser ausgelastet.
Von einer «ärgerlichen Geschichte» spricht der Zürcher VCS-Co-Geschäftsleiter Markus Knauss. Der grüne Gemeinderat fährt nach eigener Aussage nur mit dem Zug in die Ferien. Jedes Jahr bequem nach Amsterdam, in einem Nachtzug, der immer gut ausgelastet ist. Investiere man nicht in die Dienstleistung, blieben die Passagiere aus. «Und das auf Kosten der Umwelt, wenn sie dafür das Flugzeug nehmen.»
Richtung Norden läuft gut
Gemäss SBB-Sprecher Reto Schärli laufen die Nachtverbindungen Richtung Norden und Osten gut, nach Süden sind die Zahlen jedoch stark rückläufig. In diesem Jahr werde der Nachtzug nach Barcelona aus der Schweiz nur noch von gut 300 Reisenden pro Monat gebucht. «Die Verbindung ist für die SBB defizitär.» Die täglichen Verbindungen (in 11 Stunden von Basel nach Barcelona) würden bestehen bleiben. Weiter arbeite man mit der SNCF und RENFE daran, dass man ab Fahrplanwechsel 2013 mit einer TGV-Verbindung Genf–Barcelona fahren könne. Nachtzüge ab Zürich gibt es noch nach Berlin, Hamburg, Dresden/Prag, Amsterdam, Wien, Graz, Villach/Belgrad und Budapest.