Immer mehr Pendler fahren morgens mit dem Auto zum Bahnhof und nutzen das Park+Rail-Angebot der SBB. Jahreskarten sind jedoch rar und die Wartelisten lang. In Lenzburg musste ein SBB-Kunde gar 5 Jahre auf einen Parkplatz warten.
Ein gutes ÖV-Angebot machen das Umsteigen attraktiv Foto: Marcel Manhart
Das SMS, das vor ein paar Tagen auf dem Handy eines SBB-Kunden aus der Region Lenzburg aufblinkte, erschien wie eine Nachricht aus längst vergangenen Zeiten. «Guten Tag, Ihr P&R-Parkplatz ist verfügbar», schrieb die SBB. «Bei Interesse bitte in den nächsten 30 Tagen am Bahnhof Lenzburg beziehen.»
Das Interesse an einer Jahreskarte für das SBB-Park+Rail-Angebot am Lenzburger Bahnhof war jedoch längst verflogen. Beantragt hatte der Kunde diese nämlich vor fünf Jahren, als er noch mit dem Generalabonnement nach Zürich pendelte und die «letzte Meile» von der Haustür zum Bahnhof mit dem Auto zurücklegte. Rund zwei Jahre sei die Wartefrist für eine Jahreskarte, wurde ihm damals am SBB-Schalter in Lenzburg beschieden. Daraus wurden über fünf. Die Hoffnung, je eine der Karten zu ergattern, hatte er längst aufgegeben; genau wie seine Arbeitsstelle in Zürich.
100 Personen auf der Warteliste
Fünf Jahre Wartefrist für eine Park+Rail-Jahreskarte, und dies an einem gut ausgelasteten Pendler-Bahnhof: Das ist auch für die SBB unbefriedigend. «Die Nachfrage ist sehr gross in Lenzburg», begründet Mediensprecherin Lea Meyer die angespannte Lage. «Es stehen rund 100 Personen auf der Warteliste.» Weil derzeit 120 Jahreskarten für die 150 Plätze im Umlauf sind und auch Tagesparkierer noch eine Parklücke finden sollen, hat die SBB auch den Verkauf von Monatskarten längst eingestellt.
Die SBB suchen deshalb nach Lösungen. In einigen Monaten wird die Anlage beim Bahnhof Lenzburg erneuert und leicht vergrössert.
Gleichzeitig sollen die Parkplätze neu zentral von den SBB verwaltet werden. Derzeit vergibt der Bahnhof Lenzburg die Karten noch selber, was historisch gewachsen und ein Spezialfall bei den SBB ist. «All diese Massnahmen sollen spürbare Verbesserungen bei unserem Park+Rail-Angebot bringen», verspricht Mediensprecherin Lea Meyer.
Ausbau des Angebots oft nicht möglich
Obwohl ein Spezialfall, zeigt Lenzburg exemplarisch, dass die Nachfrage nach Park+Rail-Jahreskarten das Angebot je nach Standort massiv übersteigt. Es gibt Anlagen, wo die SBB doppelt so viele Jahreskarten verkaufen könnten als Parkplätze vorhanden sind. Gleichzeitig tritt die SBB bewusst auf die Bremse und verkauft nur eine begrenzte Anzahl Jahres- und Monatskarten. «Jeder Kunde soll einen Parkplatz finden», begründet Lea Meyer die Kontingentierung.
Bleibt als letzte Lösung ein Ausbau des Angebots. Doch hier sind den SBB Grenzen gesetzt. Ausbauten sind bei weitem nicht überall möglich. «Und wenn doch», sagt Lea Meyer, «können diese oft nicht sofort umgesetzt werden».
Selbstverständlich gibt es auch "positive Beispiele", so wurde beispielsweise am Bahnhof in Sargans Ende Juni 2012 eine neue Park+Rail Anlage eröffnet!