Die im Februar dieses Jahres angekündigten Tariferhöhungen im öffentlichen Verkehr per Dezember 2012 sind vom Preisüberwacher nach Verhandlungen mit dem Verband öffentlicher Verkehr (VöV) zum grössten Teil akzeptiert worden. In der einvernehmlich abgeschlossenen Vereinbarung fallen die Tariferhöhungen in verschiedenen GA- und Halbtax- Kategorien jeweils etwas tiefer aus. Zudem werden die Normaltarife für Billette 2. Klasse um 3 statt 4 Prozent erhöht, diejenigen der Billette 1. Klasse um 6,5 statt 7 Prozent. Die Tarifmassnahmen sind eine direkte Folge der Erhöhung der Trassenpreise durch den Bundesrat, die bei voller Überwälzung auf die Kundinnen und Kunden zu Tariferhöhungen von rund 7 Prozent geführt hätte. Die Tarife im öffentlichen Verkehr werden durchschnittlich um 5,2 statt 5,6 Prozent erhöht.
Licht in's Dunkel: Die neuen ÖV-Preise sind nun bekannt Foto: Marcel Manhart
Das laufend verbesserte Angebot des öffentlichen Verkehrs der Schweiz führt zu steigenden Kosten. In diesem Jahr kommt nun zusätzlich die Erhöhung der Trassenpreise um 200 Millionen Franken jährlich dazu, die der Bundesrat im August 2011 beschlossen hatte. Hätte die öV-Branche diese Trassenpreiserhöhungen voll auf die Tarife umgelegt, hätten die Tarife um zirka 7 Prozent erhöht werden müssen. Mit den Trassenpreisen leisten auch die Kundinnen und Kunden einen wichtigen Beitrag, um die Qualität des öV und die Zuverlässigkeit seiner Schienennetze nachhaltig zu gewährleisten – eine Nutzerfinanzierung, wie sie vom Bundesrat gewollt ist.
Deshalb hat die öV-Branche im Februar 2012 beschlossen, die Preise per Dezember 2012 zwar zu erhöhen, jedoch nicht den ganzen Umfang der Trassenpreiserhöhung auf die Kundinnen und Kunden zu überwälzen. Der Preisüberwacher hat diese Massnahmen einer näheren Prüfung unterzogen und ist mit ihnen grossmehrheitlich einverstanden. Die anschliessenden Verhandlungen mit dem VöV konnten mit einer einvernehmlichen Regelung abgeschlossen werden. Dabei werden die Tarife dreier Halbtax-Kategorien um fünf, respektive zehn Franken weniger erhöht, bei mehreren GA-Kategorien der 2. Klasse werden die Tarife um zehn bis dreissig Franken weniger erhöht. Die durchschnittlichen Preiserhöhungen im öffentlichen Verkehr betragen neu 5,2 statt 5,6 Prozent. Nicht betroffen von den Tariferhöhungen sind das Gleis 7, die Junior- und Enkel-Karte und der Gepäcktransport.
«Wir haben verschiedentlich dargelegt, dass die von uns beschlossenen Tarifmassnahmen infolge der höheren Trassenpreise im vollen Umfang absolut berechtigt gewesen wären. Nach einer Abwägung der Chancen und Risiken sind wir aber der Ansicht, dass die jetzt gefundene Einigung einen gangbaren Weg darstellt und dem Rechtsweg vorzuziehen ist», sagte VöV-Direktor Ueli Stückelberger.
Die Kundinnen und Kunden erhalten für die Tariferhöhungen einen Gegenwert: Einerseits wird das Angebot in den nächsten Jahren ständig ausgebaut, also laufend verdichtet, beziehungsweise beschleunigt. Andererseits wird das Angebot auch qualitativ ausgebaut, in dem Bahn- und Busunternehmen neues Rollmaterial beschaffen.
In der einvernehmlichen Regelung wird auch festgehalten, dass die öV-Branche unter gewissen Vorbehalten (Teuerung nicht höher als 1 Prozent, keine Trassenpreiserhöhungen, keine Abgeltungslücke) im nächsten Jahr auf Tarifmassnahmen verzichtet.
Die mit dem Preisüberwacher getroffene Vereinbarung führt bei den Transportunternehmen des öffentlichen Verkehrs zu geringeren Verkehrseinnahmen von rund 17 Millionen Franken pro Jahr. Diese Ausfälle stellen eine grosse Herausforderung dar. Damit die Leistungsfähigkeit des öV-Systems Schweiz erhalten bleibt, müssen alle Beteiligten ihren Beitrag an eine nachhaltige öV-Finanzierung leisten: Die Transportunternehmen selbst durch weitere Effizienzsteigerungen. Nur so lassen sich die steigenden Betriebskosten und die Investitionen in neues, leistungsfähiges Rollmaterial finanzieren.
Der Direkte Verkehr (ohne Verbünde) erhöht die Tarife durchschnittlich um 5,7 Prozent. Aber auch die Verbünde sind von den steigenden Trassenpreisen und den Kosten der Weiterentwicklung der
Angebote betroffen. Der VöV geht davon aus, dass der Gesamtdurchschnitt der Tariferhöhungen der öV-Branche bei 5,2 Prozent liegen wird. Regional unterschiedliche Bedürfnisse der einzelnen
Verbünde können aber zu Abweichungen von diesem Durchschnittswert führen.
Die Preise des öffentlichen Verkehrs sind über die letzten 10 Jahre im Durchschnitt um knapp ein Prozent pro Jahr gestiegen (teuerungsbereinigt).