Die Ostschweizer Sektion der Vereinigung der Kundinnen und Kunden des öffentlichen Verkehrs wehrt sich gegen die Idee der SBB, ab Dezember 2013 die Züge zwischen Chur und St. Gallen, beziehungsweise Wil, unbegleitet fahren zu lassen.
Solche Doppelstockzüge sollen ab Dezember 2013 den bisherigen Rheintal-Express ersetzen. Hier im Bild erst einmal auf Testfahrt in Sargans Foto: Marcel Manhart
Unter dem Titel «Keine Aufhebung der Zugbegleitung im Rheintal ab 2013» hat die Mitgliederversammlung der Sektion Ostschweiz von Pro Bahn Schweiz am Freitagabend eine Resolution gegen das Ansinnen der SBB verabschiedet. Mit der «Sarganser Resolution» wird die Erwartung verknüpft, dass die SBB nochmals gründlich über die Bücher gehen werden.
Mit gleicher Elle messen
Pro Bahn als Interessenvertretung der Kundinnen und Kunden des öffentlichen Verkehrs zeigt sich in dieser Resolution erstaunt, dass bei vergleichbaren Zügen (zum Beispiel Interregio Zürich–
Luzern oder Luzern–Bern) eine Begleitung nach wie vor gegeben ist, dies jedoch auf der Rheintallinie nicht mehr der Fall sein soll. Zwar wird Verständnis signalisiert für die Sparbemühungen der
SBB, Pro Bahn fragt sich aber, ob dies ausgerechnet beim Kundenkontakt geschehen muss.
In 20 Jahren eine Tram-Bahn?
Eine spannende Auslegeordnung über die Eisenbahn in Liechtenstein machte Georg Sele. Das Fürstentum, sagte der Referent vom Verkehrs-Club Liechtenstein (VCL), habe während einiger Zeit die
Beziehung zur Bahn verloren. Nun jedoch soll dem Bahn-Verkehr mit Blick auf die Pendlerströme wieder der ihm zustehende Stellenwert zukommen. Mit dem grenzübergreifenden Projekt S-Bahn FL.A.CH,
der Ertüchtigung der Verbindung Buchs– Feldkirch für den 30-Minuten-Takt, soll ein erster Schritt getan werden. Dazu ist ein Ausbau auf Doppelspur zwischen Tisis und Nendeln nötig. Dank neuem
Eisenbahngesetz hat der vertaktete Personennahverkehr Vortritt vor dem Personenfern- und dem Güterverkehr.
Und übermorgen? – Der VCL hat eine Neubaustrecke von Schaan via Vaduz, Triesen und Balzers nach Trübbach vorgestellt (mit Tunnel im Bereich Vaduz und Haltestellen unter Tag für eine Regionalbahn
als S-Bahn oder Tram-Bahn). Nur für den Bahnverkehr (ohne weitere Anpassungen) sind für die S-Bahn Kosten von 315 Millionen Euro und für die Tram-Bahn 230 Millionen Euro errechnet worden. Die
S-Bahn FL.A.CH müsste bis 2016 realisiert werden, führte Sele weiter aus, die Regionalbahn wäre ein Thema in 20 bis 25 Jahren. «Unsere Aufgabe als Verein ist es, voraus zu denken und für einen
umweltverträglichen und menschengerechten Verkehr zu sorgen», schloss der Referent.
Mobilität und ihre Grenzen
Die ordentlichen Pro-Bahn-Geschäfte brachte Präsident Hans Schärer (Niederurnen) im Eilzugstempo durch. Er und Vizepräsident Max Ehrbar (Sargans) kündigten an, ihr Amt in zwei Jahren definitiv
zur Verfügung zu stellen.
In seinem Jahresbericht hatte der Präsident unter anderem festgehalten, dass die uneingeschränkte Mobilität im öffentlichen als auch im privaten Verkehr an Grenzen stösst. «Das gilt für die
Finanzierung von neuen Projekten sowie den Unterhalt der Infrastruktur», machte er klar. «Pro Bahn wird künftig mehr auf die nachhaltige Entwicklung und nicht mehr auf den grenzenlosen Ausbau
setzen.» Weiter bedauerte Schärer, dass der Mitgliederbestand von Pro Bahn langsam abnimmt – erwünscht wären vermehrt auch jüngere Jahrgänge in der Vereinigung.