Mehr Kapazität und eine einfachere Abwicklung der Prozesse auf dem Korridor für mehr internationalen Güterverkehr auf der Schiene
In Berlin haben heute die CEOs der vier Güterbahnen DB Schenker Rail (Deutschland), TX Logistik (Deutschland), SBB Cargo (Schweiz) und BLS Cargo (Schweiz) ihre Anforderungen zur
Entwicklung der von der EU-Kommission definierten Korridore für den europäischen Schienen­güterverkehr vorgestellt. Auf Initiative der Gemeinschaft der Europäischen Bahnen und
Infrastrukturgesellschaften (CER) haben sich die Unternehmen auf Positionen geeinigt, die jetzt gegenüber Politik und nationalen Infrastrukturbetreibern gemeinsam und nachdrücklich vertreten
werden.
Ein Güterzug von BLS Cargo auf dem Weg in den Süden Foto: Marcel Manhart
Da die prognostizierten Zuwächse im europäischen Schienengüterverkehr vor allem auf bestimmten grenzüberschreitenden europäischen Achsen rollen werden, zum Beispiel auf dem Korridor Rotterdam –
Genua, ist eine Beseitigung von Infrastruktur-Engpässen eminent wichtig. Auf dem Korridor Rotterdam – Genua liegen diese zum Beispiel in Oberhausen, Basel, Chiasso und Mailand. Dazu Dirk Stahl,
CEO der Schweizer BLS Cargo: "Die neuen Infrastrukturen der Betuwelinie, des Lötschberg- und Gotthardbasistunnels müssen nun zu einem durchgehenden, leistungsfähigen Korridor verknüpft werden.
Dazu sind Kapazitätsengpässe zu beseitigen.“
Alexander Hedderich, Vorsitzender der größten europäischen Güterbahn DB Schenker Rail: „Eine Ertüchtigung des Korridors wird Bauarbeiten nach sich ziehen. Um die Qualität so gut wie möglich zu
gewährleisten, ist es wichtig, dass die Bauarbeiten und die Informationen hierzu international koordiniert werden. “
Zudem können mehr Kapazitäten bei einem Vorrang auch von Güterzügen, harmonisierten Operationsprozessen und der Einführung von Fahrplantrassen, die auf Kunden- und Marktwünsche basieren, erreicht
werden. "Neben den operativen Herausforderungen ist es auch zwingend erforderlich, dass die Kostenbelastungen für die Eisenbahnverkehrsunternehmen einen wettbewerbsfähigen Schienengüterverkehr
zulassen", unterstreicht Karl Michael Mohnsen, CEO des Eisenbahnverkehrsunternehmen TX Logistik.
Neue Infrastruktur sollte unter Beachtung der Wirtschaftlichkeit grundsätzlich so ausgelegt sein, dass Züge mit einer Länge von 1.500 Metern fahren können. Außerdem muss eine signifikante
Vereinfachung und Verbesserung der Abläufe erfolgen, die minimale operative Stopps vorsieht.
Besonders die Interoperabilität ist eine Voraussetzung für die Wettbewerbsfähigkeit der Bahnen gegenüber der Strasse. "Die Bahnen kämpfen nach wie vor mit unterschiedlichen nationalen
Bestimmungen wie zum Beispiel aufwändige Zulassungsverfahren oder unterschiedliche Sicherheitssysteme. Diese Mehrkosten reduzieren die Vorteile des grenzüberschreitenden Verkehrs für die Bahn.
Das widerspricht klar dem Ziel der Liberalisierung in Europa und benachteiligt die Bahnen im Wettbewerb mit der Strasse", betont Nicolas Perrin, CEO der Schweizer SBB Cargo.
Im November 2010 war die EU-Verordnung Nr. 913 zur Schaffung eines europäischen Schienennetzes für einen wettbewerbsfähigen Güterverkehr in Kraft getreten - mit dem Ziel einer Wettbewerbs- und
Qualitätssteigerung im internationalen Schienengüterverkehr. Das Netz soll so strukturiert werden, dass der Güterverkehr künftig zuverlässiger, schneller und mit mehr Kapazität als heute die
wichtigsten Wirtschaftszentren verbinden kann. Dabei ist bis 2015 der Aufbau von neun internationalen Güterverkehrskorridoren vorgesehen, auf denen Güterzüge in Zukunft auch mit Vorrang fahren
sollen.
Korridor 1, auch als „ Korridor A“ bezeichnet, führt von Rotterdam (Niederlande) und Zeebrugge (Belgien) via Köln, Duisburg, Mannheim, Basel über zwei Trassen durch die Schweiz nach Genua an die
italienische Mittelmeerküste. Dieser Korridor ist einer der bedeutendsten im europäischen Netz und wurde deshalb von den vier Bahnen für die Untersuchung ausgewählt.
Johannes Ludewig, Executive Director der CER, bewertete die Vorschläge der vier Unternehmen als wegweisend für die Umsetzung der EU-Verordnung. „Die CER hat die Korridor-Diskussionen bereits 2003
mit der damaligen Transport Kommissarin Loyola de Palacio begonnen und seitdem konstant vorangetrieben. Ich bin überzeugt, daß Bahnunternehmen eine wesentliche Rolle bei der positiven Entwicklung
von Bahnkorridoren spielen und spielen müssen. Nur wenn die Unternehmen ihre Anforderungen konsequent an die neuen Korridor-Organisationen adressieren, wird die Einführung der Korridore
erfolgreich sein. Umso wichtiger ist das heute in Berlin gesetzte Signal.“