Wien Westbahnhof bleibt Fernverkehrsknotenpunkt

Die ÖBB nehmen Pläne zurück, den umgebauten neuen Wiener Westbahnhof nur mit Regionalzügen anzufahren. Fernzüge (aber nur nationale) verteilen sich künftig auf den alten West- und den neuen Hauptbahnhof.

Fernverkehrszüge am Wiener Westbahnhof                                   Foto: Marcel Manhart

 

Seit Mitte September 2008 wurde der Wiener Westbahnhof unter laufendem Betrieb umgebaut. Ein Meilenstein konnte letztes Jahr im Dezember gefeiert werden: die denkmalgeschützte, renovierte Bahnhofshalle wurde wieder eröffnet. Mit der Fertigstellung und heutigen Eröffnung der BahnhofCity ist der Westbahnhof nun komplett. Mit ihr wird die eigentliche Verkehrsstation, die Bahnhofshalle, um ein Gastronomie-, Shopping- und Dienstleistungszentrum erweitert.

Der Westbahnhof ist laut Mitteilung der ÖBB ein zentraler Knotenpunkt des öffentlichen Verkehrs in der österreichischen Hauptstadt. Hier kommen das Fern-, Regional und Nahverkehrsnetz der ÖBB zusammen. Zwei U-Bahnlinien (U3, U6), mehrere Straßenbahn- (Linien 5, 9, 52 und 58) und Regionalbuslinien sowie der Flughafenbus ergänzen das Verkehrsangebot. Für den Individualverkehr steht eine Parkgarage mit 600 Stellplätzen zur Verfügung.

 

Auf 30.000m² erstreckt sich das Büro- und Einkaufszentrum der BahnhofCity. 17.000m² davon sind Verkaufsflächen auf drei Ebenen für 90 Geschäfts-, Gastronomie und Dienstleistungsbetriebe. Im Branchenmix stehen die Bekleidungsgeschäfte an erster Stelle, gefolgt von Hartwaren (Bücher etc.), Lebensmittel und Gesundheit. Drei Viertel der gesamten Verkaufsfläche entfallen auf diese Branchen. In den zwei Neubauten links und rechts der Bahnhofshalle entstanden Büroflächen auf insgesamt 13.000m². Auf weiteren 16.000 m² bietet Österreichs erstes Motel One Hotel auf vier Ebenen 438 Zimmer der 2*+ Kategorie in modernem Design zu günstigen Preisen.

Etwas Sorgen bereitete bisher, dass ein Teil der Menschenströme auf dem Bahnhof schon bald versiegen könnte, schreibt die österreichische Presse. 43.000 Reisende kommen hier täglich mit ÖBB-Zügen an und fahren von hier ab – eine wichtige Basismasse für die Bahnhofcity. Ob und wie sich das möglicherweise ändert, hängt davon ab, wie sehr sich der künftige, nur wenige Kilometer entfernte neue Hauptbahnhof Wiens, der 2014 in Betrieb gehen soll, auf das Verkehrsgeschenen auswirkt.

Wäre es nach dem ursprünglichen Plan der ÖBB gegangen, sollten nach 2014 alle Fernzüge, auch die aus München, Frankfurt/Nürnberg, Berlin, Salzburg, Linz, Sankt Pölten etc. den Westbahnhof meiden und nur den Hauptbahnhof ansteuern, eine Umstellung, die nach Darstellung der österreichischen Presse den Westbahnhof zum blossen Regionalbahnhof degradiert hätte.

Wie nun seitens der Pressestelle der ÖBB bestätigt wurde, werden nationale Fernzüge (also etwa Intercitys aus Bregenz und Salzburg) auch 2014 und danach teilweise auch den Westbahnhof anfahren, weiss "Die Presse". Für Reisende auf der Westbahnstrecke hat das den Vorteil, dass sie sich aussuchen können, ob sie den Westbahnhof – mit Anschluss an U3 und U6 – oder den Hauptbahnhof – mit Zugang zur U1 – ansteuern. Wie viele genau jeweils welchen Bahnhof anfahren werden, steht laut "Presse" noch nicht fest. Alle internationalen Züge aber steuern direkt den Hauptbahnhof an.

Freilich bleibt der Westbahnhof wichtige Anlaufstation, und zwar für die Züge des neuen privaten Bahnunternehmens Westbahn. Wie DMM berichtetete, startet die private Eisenbahngesellschaft ab Fahrplanwechsel (11. Dezember) zwischen Wien und Salzburg mit täglich 13 schnellen und sehr komfortablen Verbindungen in beiden Richtungen mit Doppelstocktriebzügen. Die Westbahn steuert den Westbahnhof ausschließlich an.