Bessere Arbeitsbedingungen für die Baustelle an der neuen Durchmesserlinie am Zürcher Hauptbahnhof

Rund 20 Bauarbeiter haben in der Halle des Zürcher Hauptbahnhofs demonstriert. Sie wehren sich gegen die «ekligen, unhygienischen und entwürdigenden Arbeitsbedingungen» unter den Gleisen des HB. Dabei geht es um herabtropfende Inhalte von Zugtoiletten der einfahrenden Züge. An den Gesprächen vom 19. Oktober 2011 haben die Unia, die SBB und die Arbeitsgemeinschaft (ARGE) Bahnhof Löwenstrasse eine Lösung gefunden. Die SBB erklärt sich bereit, die Probleme zu lösen. Die Arbeit wird deshalb wieder aufgenommen und die Hauptmassnahme zum Schutz der betroffenen Arbeiter – die Montage einer Schutzrinne – planmässig umgesetzt.

Die Züge halten nun vor den Hilfsbrücken                                      Foto: Marcel Manhart

 

An den Gesprächen vom 19.10.2011 konnten sich die Unia, die ARGE Bahnhof Löwenstrasse und die SBB auf eine Lösung des Schmutzwasser-Problems einigen. Folgende Massnahmen sorgen dafür, dass die Arbeitenden unter den betroffenen Gleisen künftig einwandfreie Arbeitsbedingungen vorfinden werden:


- Seit Mitte September sind Plexiglasplatten über den Gleisen 11-16 installiert.

   Die Bauarbeiten blieben hierzu zwei Wochen unterbrochen.
- Mitarbeiter der ARGE Bahnhof Löwenstrasse montieren bis Dienstag unter den betroffenen

  Gleisen Rinnen, so dass die aus den Wagen tropfenden Flüssigkeiten aufgefangen werden.
- Alle Züge mit einer Länge von bis zu 300 Metern halten vor den Hilfsbrücken, sodass die

  betroffenen Gleise von ihnen nicht befahren werden.
- Bei mehr als 300 Meter langen Zügen werden vor der Einfahrt in den HB die Toiletten der

  ersten vier Wagen durch das Zugpersonal abgeschlossen.
- Für Passagiere, die dringend auf die Toilette müssen, hat die SBB mobile WC‘s auf den

  betroffenen Perrons aufgestellt. Wer diese nicht benützen will, kann am Infopoint einen Jeton

  fürs sonst kostenpflichtige WC im Bahnhof beziehen.

Sollten diese Massnahmen nach sorgfältiger Umsetzung nicht ausreichen, erklärt sich die SBB bereit, weitere Schritte einzuleiten, um den Mitarbeitenden der betroffenen Baustelle 100-prozentigen Schutz vor Fäkalien zu garantieren. Bis dieser vollständige Schutz garantiert ist, werden die regulären Arbeiten nicht aufgenommen.

Dank diesen Massnahmen kann am 20.10.2011 mit der Montage der Schutzrinne begonnen werden.

 

Stellungnahme Pro Bahn Schweiz: Handlungsbedarf auch anderswo

 

Mit Befremden hat Pro Bahn Schweiz, die Interessenvertretung der Benutzerinnen und Benutzer der öffentlichen Verkehrsmittel von den Zuständen auf der Baustelle der Durchmesserlinie in Zürich Kenntnis genommen. Dieser Vorfall kann nur als unappetit-lich bezeichnet werden, dass es dazu einen Streik brauchte, stellt Bauherrschaft und SBB nicht das allerbeste Zeugnis aus. Griffige Massnahmen von Anbeginn wären das Mindeste gewesen.

Unappetitlich ist allerdings auch das Verhalten von Reisenden (Männern und Frauen), welche im Bahnhofbereich auf Zugstoiletten ihre Notdurft verrichten, obwohl bei den betreffenden Wagen dreisprachig zu lesen steht, dass die Benützung der Toilette auf Bahnhöfen verboten ist. Erfreulich, dass mit mobilen Toilettenhäuschen und Jetonabgabe versucht wird, die Not wegen Entleerungsdrang von Reisenden zu lindern. Nur: Auf Nebenlinien verkehren moderne Triebzüge mit einer einzigen Toilette. Ist sie defekt, steht keine mehr zu Verfügung. Hier werden aber keine Toilettenhäuschen aufgestellt, sondern den Passagie-ren wird zugemutet, dass sie verklemmen sollen.

Pro Bahn Schweiz erwartet, dass aus diesem Vorfall zumindest die notwendigen Lehren gezogen werden und dass auch der Toiletten-Notstand auf Nebenlinien endlich einmal verbessert wird.

 

 

 

Bericht SF "Schweiz Aktuell" vom 18. Oktober 2011