Spardruck und Nachholbedarf beim Unterhalt: Die SBB machen vor radikalen Massnahmen nicht Halt. Mehrere Strecken sollen für Bauarbeiten monatelang total gesperrt werden. Prominentes Opfer ist die Zubringerstrecke zur Neat zwischen Zug und Arth-Goldau.
Statt nachts während den Zugspausen wird künftig teilweise durchgehend gearbeitet Foto: Marcel Manhart
Was man aus dem Ausland kennt, wird auch in der Schweiz zur Realität. Die SBB wollen demnächst wegen Ausbau- und Unterhaltsarbeiten mehrere Strecken monatelang total sperren, statt wie bisher den Betrieb trotzdem weiterzuführen. Das macht die Arbeiten billiger. SBB-Sprecherin Patricia Claivaz bestätigte das Vorhaben. Die SBB verfolgten ein neues Konzept mit fixen Zeitfenstern für den Unterhalt, das ab 2012 umgesetzt werden soll. Das führt gemäss Claivaz zu weniger, aber zeitlich längeren Sperren. Die SBB sind unter Druck: Allein für den vernachlässigten Unterhalt brauchen sie pro Jahr 850 Millionen Franken mehr. Deshalb müssen die SBB den Rotstift auch bei der für Schienen und Tunnels zuständigen Division Infrastruktur ansetzen.
Ostschweiz auch betroffen
Prominentes Opfer ist die Strecke von Zug nach Arth-Goldau. Im Hinblick auf die Eröffnung des Basistunnels soll dort eine Doppelspurinsel gebaut werden. Die SBB wollen die Strecke ab 2016 für
zwei Jahre total sperren, statt während mehreren Jahre bei laufendem Betrieb zu bauen. Die Züge sollen dafür einen Umweg nehmen. Gemäss den SBB hätten die auf 100 Millionen Franken veranschlagten
Arbeiten ohne Sperre 40 Millionen mehr gekostet. Pikant: Die Totalsperre beginnt ausgerechnet mit der für 2016 geplanten Eröffnung des Gotthard-Basistunnels. Damit wird die Fahrt von Zürich in
den Süden vorerst nur 20 statt wie geplant 40 Minuten schneller. Auch die Ostschweiz ist direkt tangiert: Die Strecke Wil-Weinfelden wird 2012 wegen Unterhaltsarbeiten für ein halbes Jahr
gesperrt.