Beim Nordportal des Gotthard-Basistunnels in Erstfeld hat der Einbau der Bahntechnik begonnen. Von Erstfeld aus wird in den nächsten vier Jahren ein grosser Teil der bahntechnischen Installationen wie Fahrbahn, Fahrdraht, Stromversorgung, Telekommunikations- und Sicherungsanlagen eingebaut. Die Arbeiten im ganzen Gotthard-Basistunnel kommen zügig voran. 2016 wird der Gotthard-Basistunnel für den fahrplanmässigen Bahnbetrieb bereit sein.
Das "grobe" ist erledigt und nun beginnt auch beim Nordportal der Einbau der Bahntechnik im Gotthard-Basistunnel Foto: Marcel Manhart
Seit dem Herbst 2010 laufen die Arbeiten für den Installationsplatz Bahntechnik Nord bei Erstfeld auf Hochtouren. Auf rund 65’000 m2 sind grosse Hallen, Werkstätten und Büros als logistische
Basis für den Einbau entstanden. Ab September 2011 beginnt nun auch von Norden her der Einbau der Bahntechnik im Gotthard-Basistunnel. Als erstes wird der Abschnitt Erstfeld-Amsteg-Sedrun Ost mit
der Bahntechnik ausgerüstet. Die Arbeiten beginnen mit dem Einzug von Kabeln und der Ausrüstung mit temporären Anlagen. Anschliessend wird die schotterlose, feste Fahrbahn betoniert. Im Frühling
2012 beginnen die Arbeiten auch in der Weströhre.
Schienenbasierter Einbau
Die bahntechnischen Einbauten in den Gotthard-Basistunnel erfolgen parallel zur Fertigstellung des Rohbaus in anderen Tunnelabschnitten. Der Einbau und die Inbetriebsetzung dauern insgesamt
sieben Jahre. „Die Herausforderung an die Logistik ist enorm“, sagt Renzo Simoni, Vorsitzender der AlpTransit Gotthard AG. Als leistungsfähige Zugänge – auch zum Einbringen von Material – stehen
nur die beiden Portale zur Verfügung. Fast alle Transporte finden deshalb auf der Schiene ab den beiden Installationsplätzen im Norden und Süden statt.
Teststrecke
Bereits seit Juni 2010 wird der Tunnelabschnitt Faido-Bodio West mit der Bahntechnik ausgerüstet. Ab 2013 finden auf der ca. 16 km langen Teilstrecke Testfahrten mit Geschwindigkeiten bis zu 230
km/h statt. Dadurch kann das komplexe Zusammenspiel aller bahntechnischen Systeme im Gotthard-Basistunnel ausgiebig getestet werden. Logistische Basis für den bahntechnischen Einbau dieses
Tunnelabschnitts ist der Installationsplatz Süd in Biasca.
Zu Spitzenzeiten werden über 700 Personen mit dem Einbau der Bahntechnik beschäftigt sein. Die Komplexität ist hoch. „Über 1000 technische Nahtstellen sind aufeinander abzustimmen, damit im Gotthard-Basistunnel reibungsloser Bahnverkehr ermöglicht wird“, sagt Rolf Brunner, Vorsitzender der Baukommission von Transtec Gotthard.
Gotthard kommt planmässig voran, Ceneri leicht im Rückstand
Die NAD hat sich im Rahmen ihres zweitägigen Besuchs im Kanton Tessin mit dem Vizepräsidenten des Regierungsrats zu einem Gedankenaustausch getroffen. Auf dem Programm standen zudem
Besichtigungen der Installationsarbeiten für die Bahntechnik des Gotthard-Basistunnels bei Bodio/Pollegio sowie die Bauarbeiten im Ceneri-Basistunnel bei Sigirino. Mit dem BAV, den SBB und der
ATG führte sie eine Aussprache über deren gemeinsamen Entscheid, den Gotthard-Basistunnel im Dezember 2016 fahrplanmässig in Betrieb zu nehmen. Alle Arbeiten im Tunnel und auf den inländischen
Zulaufstrecken sollen neu auf dieses Ziel ausgerichtet werden. Ein weiterer Schwerpunkt der Sitzung lag bei den Vorbereitungsarbeiten der ATG für die Ausschreibung der Bahntechnik des
Ceneri-Basistunnels.
Traditionsgemäss nutzt die NAD ihre externen Sitzungen zu einer Aussprache mit einer Vertretung des Regierungsrats des Standortkantons. In Lugano erläuterte der Vizepräsident des Regierungsrats
des Kantons Tessin, Marco Borradori, wie sich das Tessin auf die Eröffnung der Gotthard-Achse der Neat und die starke Zunahme der Bahnbenutzung im Tessiner und grenzüberschreitenden Verkehr
vorbereitet. Zur Sprache kamen auch die Haltung des Regierungsrats zur Vernehmlassungsvorlage des Bundes zu Ausbau und Finanzierung der Bahninfrastruktur sowie die Vereinbarung der SBB mit den
Italienischen Staatsbahnen (FS) vom 6. August 2011 (Accordo dei Castelli).
Gotthard-Basistunnel: Fahrplanmässige Inbetriebnahme Ende 2016BAV (Besteller und Aufsichtsbehörde), SBB (künftige Betreiberin des Gotthard-Basistunnels) und ATG (Erstellerin)
planen die Aufnahme des fahrplanmässigen Betriebs durch den Gotthard-Basistunnel auf Ende 2016; dies nach Abstimmung der Terminpläne und einer eingehenden Analyse der Vor- und Nachteile. Gemäss
BAV ist die Aufnahme des Betriebs Ende 2016 realistisch, machbar und sinnvoll. Die definitive Bestätigung des Inbetriebnahmetermins und das konkrete Fahrplanangebot sollen im Jahre 2014 in
Kenntnis des dann noch bestehenden Restrisikos festgelegt werden. Die frühere Inbetriebnahme hat unter anderem zur Folge, dass die bisher eingeplanten Zeitreserven wegfallen und die Arbeiten der
verschiedenen Beteiligten minutiös aufeinander abgestimmt werden müssen. Das BAV rechnet mit Investitionsmehrkosten von rund 4 Millionen Franken bei der ATG und 10 Millionen Franken bei den SBB,
dies bei einem Investitionsvolumen für alle Neat-Werke von rund 18,7 Milliarden Franken. Andererseits fällt mit der Inbetriebnahme 2016 der Nutzen der Flachbahn durch den Gotthard-Basistunnel
(Fahrzeitverkürzungen im Personenverkehr, Produktivitätssteigerung im Güterverkehr, Verkehrsverlagerung von der Strasse auf die Schiene) bereits ein Jahr früher als bisher geplant an.
Die NAD hatte das BAV beauftragt, eine Gesamtbeurteilung aus Sicht des Bundes zu verfassen. In ihrem Tätigkeitsbericht über das Jahr 2010 vom 5. Mai 2011 hatte sie die grundsätzlichen
Anforderungen an eine allfällige frühere Inbetriebnahme aus Sicht der Oberaufsicht festgehalten: Massnahmen zur Sicherung oder Beschleunigung von Terminen dürfen unter Berücksichtigung aller
Faktoren keine Mehrkosten zu Lasten des Neat-Gesamtkredits zur Folge haben, das Kosten-Nutzen-Verhältnis muss ausgewiesen werden und der Einhaltung der Kosten und Kredite muss gegenüber der
Einhaltung der Terminziele Priorität eingeräumt werden. Zudem sollte den Aspekten der Sicherheit und der Betriebsstabilität gebührend Rechnung getragen werden.
Gotthard-Basistunnel: Bahntechnik und Ausrüstung
Die NAD besichtigte die Bahntechnik-Installationsarbeiten für den Versuchsbetrieb in der Weströhre des Gotthard-Basistunnels in Bodio und traf sich mit Vertretern des beauftragten Konsortiums
Transtec Gotthard (TTG). Der Versuchsbetrieb wird voraussichtlich Ende 2013 beginnen, der Startschuss für den Einbau des Grossteils der Bahntechnik für den Gotthard-Basistunnel ab Erstfeld im
Norden fällt am 2. September 2011.
Die ATG orientierte die NAD zudem über ihre Zwischenkenntnisse zu den Drainagerohren im Gotthard-Basistunnel. Auch wenn ein Teil der gelieferten und eingebauten Rohre gemäss den von der ATG in
Auftrag gegebenen wissenschaftlichen Untersuchungen materialtechnisch nicht vertragskonform sei, bleibe die Gebrauchstauglichkeit sämtlicher Rohre gewährleistet. Von einem Ersatz der bereits
eingebauten Rohre könne deshalb gemäss heutigem Kenntnisstand abgesehen werden. Ein definitiver Massnahmenkatalog wird nach Vorliegen der Untersuchungen zur Lebensdauer Mitte 2012 festgelegt. Die
ATG geht davon aus, dass für den Bund weder Terminrisiken noch Kostenfolgen bestehen.
Ceneri-Basistunnel: Baufortschritt und Vorbereitung Ausschreibung Los Bahntechnik
Im Zusammenhang mit ihrer Besichtigung der Bauarbeiten im Ceneri-Basistunnel bei Sigirino setzte sich die NAD mit dem zeitlichen Rückstand auf das Werkvertragsprogramm auseinander. Dieser beträgt
in einzelnen Abschnitten zwischen 3 und 5 Monaten. Die aktuell guten Ausbruchleistungen der Arbeitsgemeinschaft geben Anlass zur Hoffnung, dass der Rückstand mit dem Fortschritt der Arbeiten in
den nächsten Jahren aufgeholt werden kann. Zurzeit hat der Rückstand keine Auswirkungen auf den prognostizierten Inbetriebnahmetermin Ende 2019. Die ATG wird die Terminsituation Ende 2011 neu
beurteilen.
Die ATG informierte die NAD ferner über die Vorbereitungsarbeiten zur Ausschreibung des Neat-Loses für die Bahntechnik des Ceneri-Basistunnels. Diese wird voraussichtlich im Frühjahr 2012
erfolgen. Die NAD erwartet, dass die Ausschreibungsmodalitäten so ausgestaltet werden, dass die Interessen des Bundes (preislich günstigste Vergabe, Vergleichbarkeit der Offerten, Minimierung des
Einspracherisikos) gewahrt bleiben.
Die NAD tagte am 31. August und 1. September 2011 unter dem Vorsitz ihres Präsidenten Filippo Lombardi (CVP/TI) in Lugano und besichtigte die Neat-Arbeiten bei Bodio, Pollegio, Camorino und
Sigirino. An der Tagung nahmen teil Vertreter von EFK, EFV, BAV, SBB und ATG. Am Treffen mit einer Delegation der Regierung des Kantons Tessin waren zudem der Vizepräsident des Staatsrats und
Chef des Territorialdepartements, Herr Regierungsrat Marco Borradori, sowie der Direktor für Raumentwicklung und Mobilität, Herr Riccardo de Gottardi, anwesend.