Die Rhätische Bahn (RhB) geht am Bahnhof Chur neue Wege. Per 1. Januar 2012 tritt die RhB gemeinsam mit der SBB auf. Die RhB erhofft sich dadurch, am wichtigen Standort Chur bessere Sichtbarkeit für Kunden zu erzielen, mehr Personen zu erreichen und gleichzeitig präsenter zu sein. Die RhB zieht sich damit vom gemeinsam mit der Stadtbus Chur AG sowie Chur Tourismus betriebenen Regionalen Informationszentrum (RIZ) zurück.
Bisher dominierte doch eher die SBB in Chur Foto: Marcel Manhart
Der Bahnhof Chur bildet ein wichtiges Eingangstor für Reisende mit dem öffentlichen Verkehr nach Graubünden. Für die RhB ist er bezüglich der Zusteige- und Umsteigeverhältnisse der bedeutendste
Bahnhof des gesamten Streckennetzes. Gleichzeitig verfügt die SBB am Bahnhof Chur über hervorragende Infrastrukturen. Durch die Kooperation der beiden Bahnpartner wird ermöglicht, dass den Kunden
das gesamte öV-Angebot an einer Anlaufstelle angeboten wird – die Doppelspurigkeit von zwei verschiedenen «Bahnschaltern» verschwindet. Es werden so Synergien in der Produktkenntnis der
Mitarbeitenden von SBB und RhB genutzt. Die Verkaufsstelle wird optisch so ausgestaltet, dass beide Partner gleich wahrgenommen werden. Die Mitarbeitenden der SBB und RhB an der Verkaufsstelle
Chur werden gemeinsam weitergebildet. Ab 1. Januar 2012 wird die gemeinsame Verkaufsstelle betrieben.
RhB stärkt Präsenz am Bahnhof Chur
Im November 2006 haben die Partner Stadtbus Chur, Chur Tourismus sowie die Rhätische Bahn einen Kooperationsvertrag mit dem Ziel, eine gemeinsame Vermarktungs- und Informationsstelle am Bahnhof
Chur zu schaffen, unterzeichnet. Das RIZ wurde im Bahnhof Chur neben den SBB-Schaltern eröffnet. Nach fünfjähriger, guter Zusammenarbeit hat sich die RhB entschieden, sich in Chur strategisch neu
auszurichten. «Durch die Kooperation mit der SBB kann sich die Rhätische Bahn am Bahnhof Chur besser platzieren, zeigt dadurch mehr Präsenz und erreicht mehr Reisende», so Martin Sturzenegger,
Leiter Vertrieb und Marketing der RhB. Ebenfalls von der neuen, gestärkten Verkaufsstelle überzeugt ist Walter Züger, Leiter Vertrieb Region Graubünden-Walensee der SBB: «Durch diese nähere
Zusammenarbeit von RhB und SBB können wir die Bahnkundinnen und -kunden noch besser bedienen, da wir nun die gesamte Bahnproduktpalette an einer Stelle verkaufen».
RhB zieht aus RIZ aus – und lässt Mitbewohner alleine
Per 1. Januar 2012 schliesst sich die RhB am Bahnhof Chur mit den SBB zusammen. Damit lässt sie ihre jetzigen Geschäftspartner Chur Tourismus und Stadtbus Chur AG im Regionalen Informationszentrum alleine zurück.
Das Regionale Informationszentrum (RIZ) im Churer Bahnhof wird von einer Dreier- zu einer Zweier-«Wohngemeindschaft»: Die Rhätische Bahn (RhB) hat heute ihren geplanten Umzug an den Standort der
SBB bekannt gegeben.
Der Entschluss kommt überraschend. Im September letzten Jahres hiess es nämlich seitens des RIZ-Partners Chur Tourismus, das Informationszentrum am Bahnhof müsse geschlossen werden, falls der
Stadtrat die Beiträge an Chur Tourismus kürze. Nachdem das RIZ im letzten Jahr an Kunden zulegen und Chur Tourismus das Geschäftsjahr mit Rekordzahlen abschliessen konnte, glätteten sich die
Wogen. Noch im Mai schien es, dass die Partnerschaft zwischen der RhB, Chur Tourismus und der Stadtbus Chur AG gesichert sei.
Mehr Kunden erreichen
Dass die RhB ab nächstem Jahr gemeinsam mit den SBB auftritt, bietet laut RhB einige Vorteile. Man könne dadurch das gesamte Angebot des öffentlichen Verkehrs zusammen anbieten und Synergien
nutzen. «Ein Grund für den Umzug ist auch, dass wir mehr Kunden erreichen», erklärte Mediensprecher Simon Rageth gestern gegenüber «suedostschweiz.ch». Da die meisten Bahnreisenden bisher beim
Bahnhof Chur direkt zu den SBB-Schaltern gingen, sei die RhB im RIZ nur mässig aufgesucht worden.
Die drei RhB-Mitarbeiter im RIZ ziehen als Folge dieses Entscheids im nächsten Januar zu ihren SBB-Kollegen. «Natürlich ist eine Umschulung nötig», so Rageth. Aber auch das sei im Hinblick auf
die gemeinsame Weiterentwicklung ein Vorteil. Die dann zusammengelegte Verkaufsstelle solle so ausgebaut werden, dass beide Partner gleichermassen wahrgenommen würden.
Bedauern und Verständnis
Wenig Freude am geplanten Umzug haben die jetzigen «Mitbewohner» der RhB im RIZ, Chur Tourismus und die Stadtbus Chur AG. «Wir bedauern den Austritt der RhB aus dem RIZ», sagte Michael Meier,
Churer Tourismusdirektor. Denn in den vergangenen fünf Jahren habe sich die Zusammenarbeit gut eingespielt. «Wir verstehen jedoch die Argumente der RhB, die Kooperation mit den SBB zu
intensivieren.» Wie die gemeinsamen Produkte von Chur Tourismus und der RhB zukünftig angeboten würden, müsse «noch evaluiert werden».
Bedauern zeigte auch Markus Barth, Direktor der Stadtbus Chur AG. Für seinen Betrieb habe der Auszug der RhB allerdings keine sehr grossen Auswirkungen. «Für unsere Fahrgäste ändert sich
überhaupt nichts.» Nur bei der Beratung bezüglich gemeinsamer Angebote der RhB und der Stadtbus Chur AG – wie beispielsweise dem Bündner Generalabonnement (Büga) – werde man eine Tür weiter
verwiesen. Die Zusammenarbeit leidet laut Barth aber «kein bisschen» unter dem Entschluss der RhB.
RIZ bleibt bestehen
Chur Tourismus und die Stadtbus Chur AG wollen das RIZ auf jeden Fall mit der jetzigen Besetzung fortführen. «Wir sind überzeugt, für Gäste und Einheimische weiterhin beste Servicequalität
anbieten zu können», schreibt Chur Tourismus. Die Zusammenarbeit sei für weitere fünf Jahre besiegelt worden.
Das Regionale Informationszentrum am Bahnhof Chur Fotos: Marcel Manhart