SBB-Chef Andreas Meyer nimmt Augenschein im Simplontunnel

Vier Tage nach dem Brand im Simplontunnel hat SBB-Chef Andreas Meyer erstmals selber die Unfallstelle im Tunnel besucht. Unmittelbar nach seiner Besichtigung hat die «Tagesschau» mit ihm in Brig gesprochen. Der Anblick war für Meyer «sehr eindrücklich». Noch heute sollen mehr Züge durch die zweite Röhre fahren.

 

Bericht SF Tagesschau vom 13. Juni 2011

Der  SBB-Chef  Andreas Meyer  im  Interview  nach  seinem  Besuch  im Simplontunnel                                                                                                 Foto: Schweizer Fernsehen

 

«Es gibt viel zu tun, aber wir hatten einen grossen Schutzengel», so das Fazit des SBB-Chefs.

Mit dem Schutzengel spricht er an, dass beim Brand im Tunnel vom vergangenen Donnerstag keine Menschen umgekommen sind. «Ich bin unglaublich erleichtert, dass wir nur Materialschaden hatten.» Glück im Unglück war es, dass kein Personenzug betroffen war, und der Güterzug ausserdem keine brennbare Ware transportierte, sondern laut Meyer nur Waschmaschinen, Orangensaft und Küchenplatten. Die Temperatur im Tunnel ist laut der SBB auf annähernd normale Werte gesunken. Trotzdem seien auch jetzt noch viele Arbeiter unter schwierigen Bedingungen im Einsatz, sagte Meyer. 

Löscharbeiten beendet
Unter anderem wird daran gearbeitet, die ausgebrannten Wagen aus dem vom Brand betroffenen Tunnelabschnitt abzutransportieren. Dazu müssen laut SBB die Wagen in den kommenden Tagen mit Schneidbrennern zerlegt werden. Im Bereich der Brandstelle wurden die Schienen und Schwellen aber auch die Wagen durch die rund 800 Grad heissen Temperaturen zerstört. Andreas Meyer bedankte sich persönlich bei den Einsatzkräften der SBB, der BLS und den externen Feuerwehren für ihren grossen und professionellen Einsatz während der letzten vier Tage. Die Löscharbeiten wurden abgeschlossen.

Unfallursache unklar
Spezialisten untersuchen parallel weiter, wie es zum Unglück gekommen ist. Die neusten Erkenntnisse sind, dass das Rollmaterial nicht für den Brand verantwortlich war. Auch Andreas Meyer will sich nicht zur Unfallursache äussern: «Dazu kann ich gar nichts sagen. Ich habe mir ein Bild machen wollen über den Schaden vor Ort.» Die Ursache sei Sache der Untersuchungskommission, so der SBB-Chef. Die Infrastruktur ist laut SBB im Bereich der Brandstelle in der zweiten Röhre des Tunnels massiv beschädigt. Es werde mehrere Monate dauern, bis der Tunnel wieder normal befahren werden kann.

Brandstelle unter ständiger Überwachung
Trotzdem wird ab heute Abend auch ein Teil der in Mitleidenschaft gezogenen Röhre wieder zeitweise befahrbar sein. Damit erhält insbesondere der Güterverkehr zusätzliche Kapazitäten. Laut einer Medienmitteilung der SBB wird die Brandstelle bis auf weiteres von Fachleuten mit Wärmebildkameras überwacht. Ein Lösch- und Rettungszug stehe für einen sofortigen Einsatz am Nordportal des Tunnels bereit.

 

Bericht SF Tagesschau vom 13. Juni 2011