Gewerkschaften fordern Gewinn-Anteil fürs SBB-Personal

Die Spatzen pfeifen es vom Dach: Die SBB wird fürs Jahr 2010 erneut ein ausge-zeichnetes Resultat vorlegen. Für die Personalverbände ist klar, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an diesem Gewinn teilhaben müssen. Sie fordern eine ausserordentliche Prämie von mindestens 500 Franken.

 

SEV - Medienmitteilung vom 28. März 2011

                                                                                                         Foto: Marcel Manhart

 

Das SBB-Personal ist nicht zu beneiden: Seit Jahren leistet es ausserordentliche Beiträge an die Sanierung der Pensionskasse, aufgrund des finanziellen Nachholbedarfs des Unternehmens bekommt es zum zweiten Mal hintereinander keine Reallohnerhöhung, und zudem hat es ein neues Lohnsystem akzeptiert, das mittelfristig die Lohnentwicklung bremst. Dennoch leisten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Tag und Nacht, bei Sturm und Hitze, an sieben Tagen die Woche Höchstleistungen für die beste Bahn.

Wie zu vernehmen ist, wird die SBB erneut Rekordzahlen beim Verkehr und einen hohen Gewinn ausweisen, wenn sie nächsten Mittwoch die Jahresbilanz 2010 präsentiert. Für die Organisationen der Verhandlungsgemeinschaft ist deshalb der Moment gekommen, um dem Personal eine zusätzliche Wertschätzung entgegenzubringen. Sie fordern eine zusätzliche Prämie von mindestens 500 Franken pro Person, also rund eine Verdoppelung der Prämie, die die SBB am Jahresende zugestanden hatte.

Gerade angesichts der miserablen Resultate der Umfrage zur Personalzufriedenheit wird die SBB nicht darum herum kommen, auch auf diesem Weg zu zeigen, dass das Personal einen Wert hat und nicht nur ein Faktor der Kostenrechnung ist.

Personalzufriedenheit lässt sich nicht kaufen, aber dennoch wird eine ausserordentliche Prämie dem Personal zeigen, dass es nicht nur Worthülsen waren, die die SBB-Spitze nach der Zufriedenheitsumfrage von sich gaben. Es werden aber weitere Schritte folgen müssen; ein Zwischenhalt bei den dicht aufeinanderfolgenden Restrukturierungen sowie ein echtes, nicht vorgetäuschtes Interesse an den Sorgen des Personals sind nötige Ergänzungen, um Wertschätzung und Respekt spürbar zu machen.

 

 

Gesamtarbeitsverträge müssen im ZVV selbstverständlich sein

 

Der Zürcher Verkehrsverbund ZVV ist in vielen Beziehungen vorbildlich – bei der Vertragssituation aber gar nicht. Die Gewerkschaft des Verkehrspersonals SEV lanciert nun eine Kampagne bei ihren Mitgliedschaftsunternehmen in der Region, um Gesamtarbeitsverträge abzuschliessen.

 

Über 60 Gesamtarbeitsverträge existieren in der Schweiz im öffentlichen Verkehr, aber keiner davon in der ZVV-Region. Das soll sich ändern: Die Gewerkschaft des Verkehrspersonals SEV tritt mit den Firmen, deren Personal sie vertritt, in Verhandlungen, um endlich die Sozialpartnerschaft auf die ihr gebührende vertragliche Basis zu stellen.

«Gesamtarbeitsverträge sind nicht Teufelswerk – im Gegenteil: Sie sind Ausdruck einer funktionierenden Sozialpartnerschaft und dienen beiden Seiten», betonte SEV-Präsident Giorgio Tuti heute Morgen an einer Medienkonferenz in Zürich. Edith Graf-Litscher, Nationalrätin (SP/TG) und Gewerkschaftssekretärin im SEV-Regionalsekretariat in Zürich, informierte darüber, dass der SEV nun einen Schritt vorwärts geht und mit den Firmen im Zuständigkeitsbereich des SEV Verhandlungen aufnimmt. Bei der SZU (Sihltal–Zürich–Üetliberg-Bahn) beginnen im April bereits konkrete Vertragsverhandlungen. Die ZSG (Schifffahrtsgesellschaft Zürichsee) und FB (Forchbahn) haben ebenfalls Verhandlungsbereitschaft signalisiert, wogegen der Verwaltungsrat der VZO (Verkehrsbetriebe Zürichsee und Oberland) im vergangenen Sommer Verhandlungen noch abgelehnt hat.

«Unser Ziel ist, über das ganze Gebiet des ZVV gültige Standards zu Arbeitszeiten und Löhnen zu erreichen», erläuterte Edith Graf-Litscher.

Die Postauto-Gesellschaften sind bei der Gewerkschaft Syndicom organisiert, die VBZ als städtisches Personal beim VPOD.