In der Bundeshauptstadt werden die wichtigsten Verkehrsknotenpunkte neu gestaltet und ihre Umgebung gleich mit. Infrastruktur, Erscheinungsbild und Funktion ganzer Stadtteile werden nachhaltig verändert.
Sie sind nicht nur Verkehrszentren: Bahnhöfe stellen mit riesigen innerstädtischen Flächen ein großes Entwicklungspotenzial für das Stadtbild dar. Allen voran sind hier in Wien West-, Zentral-
und Frachtenbahnhof zu nennen. Mit den weitläufigen Neugestaltungen geht eine Aufwertung der gesamten umliegenden Gegend Hand in Hand. Denn die Nachfrage nach Büros, Geschäftsflächen und Wohnraum
in diesen Zukunftsgebieten ist gegeben – und sie trägt zum neuen Bild des jeweiligen Stadtteils bei. Die Veränderungen gehen dabei mit Dynamik voran.
Am weitesten fortgeschritten ist die Entwicklung des Nordbahnhofs, bei dem bereits „in der zweiten Reihe“ hinter der Lassallestraße Büroprojekte errichtet werden und in den nächsten Jahren auch
zahlreiche Wohnbauten entstehen. Bis 2025 soll hier auf einer Fläche von rund 65Hektar ein neuer Stadtteil in die Höhe wachsen. Rund 10.000Wohnungen, Büros, Handels- und
Dienstleistungsunternehmen sowie Schul- und Freizeiteinrichtungen werden das Viertel beleben.
Die BahnhofCity Wien West soll mit Shoppingflächen und Büros bereits im November eröffnet werden: Die geplante Verkaufsfläche auf drei Ebenen umfasst 17.000Quadratmeter. Zwei Neubauten werden
links und rechts der denkmalgeschützten Bahnhofshalle errichtet und Büroflächen von 15.000Quadratmeter beherbergen.
Der neue Wiener Hauptbahnhof Foto: Marcel Manhart (gemacht im Bahnorama)
Die Bauarbeiten am neuen Hauptbahnhof in Wien laufen wie vorgesehen. Bis zu 600 Bauarbeiter sind derzeit täglich mit der Errichtung des Rohbaus der Verkehrsstation beschäftigt. „Alle
Vorbereitungen werden getroffen, damit im Dezember 2012 wie geplant die ersten vier Bahnsteige in Betrieb genommen werden können und die Züge der Süd- und Ostbahn zum neuen Hauptbahnhof umgelegt
werden können“, heißt es aus der ÖBB-Zentrale.
Auch die Verwertung der Flächen im künftigen Stadtviertel ist im Gange und „rund 60Prozent der erwarteten Erlöse konnten bereits erzielt werden“, so Johannes Gfrerer, Pressesprecher der ÖBB
Holding. Im Herbst ist der Spatenstich für die ÖBB-Konzernzentrale nördlich der Verkehrsstation vorgesehen, und heuer nimmt die Stadt Wien auch den Umbau des Wiedner Gürtels in Angriff. Es
beginnen die Vorbereitungsarbeiten für den Wohn- und den Straßenbau im Sonnwendviertel.
Die „Grüne Mitte“
Während der Nordbahnhof schon in Entwicklung ist, steckt der Nordwestbahnhof noch wie ein Keil in der Stadt und spaltet den Bezirk Brigittenau. Doch es gibt mittlerweile einen Masterplan der „enf
architekten“ aus Zürich für dieses Gebiet. Auf dem Areal mit seiner hervorragenden Lage und Nähe zu Innenstadt, Augarten und rechtem Donauufer soll bis 2025 ein neuer Stadtteil entstehen. Dabei
sollen alle Bedürfnisse rund um Arbeiten und Wohnen erfüllt werden. Kultur und Bildung, Architektur, Infrastruktur und Einzelhandel, aber auch Erholung und Freiraum in der Stadt sollen angeboten
werden. Die „Grüne Mitte“, ein großzügiger Grün- und Freiraum, der sich durch das gesamte Stadtviertel zieht, wird bis hinein in die Wohnblöcke reichen. Die Neunutzung des Nordwestbahnhofes
bietet die Chance, die beiden bislang durch Bahnanlagen getrennten Bezirkshälften zu verbinden und zu einer Einheit zusammenwachsen zu lassen.
Bertram Ernst, „enf architekten“, meint dazu: „Wir haben das Gebiet besichtigt, intensiv die Umgebung untersucht, mit Leuten auf der Straße geredet und sind zum Schluss gekommen, dass die
verbindende Funktion die wichtigste städtebauliche Aufgabe am Nordwestbahnhof ist.“
Ein Bahnhof ist bis dato noch wenig in Erscheinung getreten: der Franz-Josefs-Bahnhof im 9.Bezirk. Im Zuge des Neubaus der Wirtschaftsuniversität Wien, die im Sommer 2013 übersiedeln soll, stellt
sich die Frage der Nachnutzung von Teilen des Universitätskomplexes (UZA 1) unter Einbeziehung des Bahnhofsgebäudes. Allerdings ist die Sachlage nicht so einfach: Die Liegenschaft, auf der sich
der Universitätskomplex befindet, gehört der ÖBB-Infrastruktur AG, während die Gebäude der WU im Eigentum der Bundesimmobiliengesellschaft stehen und diese nachhaltig bauberechtigt ist. Weitere
Akteure sind der 9.Bezirk Alsergrund, die Stadt Wien und der deutsche Immobilienfonds Bankhaus Wölbern, dem ebenfalls große Flächen des Gesamtareals gehören. „Mittlerweile wurde der Prozess zu
einer Neu- beziehungsweise Umnutzung des Gesamtareals des Franz-Josefs-Bahnhofs begonnen“, erklärt Gfrerer. Die ÖBB und die BIG arbeiten eng zusammen und haben im Sommer 2010 gemeinsam den vom
9.Bezirk initiierten Bürgerbeteiligungsprozess begleitet, in dem die Bürger aufgefordert waren, ihre Ideen und Ziele für das Gesamtareal zu erarbeiten. Zusätzlich hat die Stadt Wien eine
Verkehrsuntersuchung und ein Strukturkonzept erstellen lassen.