Wie sicher sind die Reisen mit der Deutschen Bahn?

Sind Reisende mit der Bahn auf allen Strecken absolut sicher unterwegs? Diese Frage lässt sich nicht mit ja und nicht mit nein beantworten. Denn es gibt auf dem Streckennetz der DB AG noch eingleisige Strecken, die zwar den Standards genügen, aber wegen fehlender so genannter „Punktförmiger Zugbeeinflussung (PZB)“ eben keine absolute Sicherheit gewährleisten.

 

Das Fehlen der PZB war möglicherweise eine der Ursachen des schweren Zugunglücks vom Wochenende. Hinzu kommt evtl. menschliches Fehlverhalten.

Bahnchef Rüdiger Grube versprach im Fernsehen (Montag Abend in der ARD bei "Beckmann") jetzt eine umfassende Nachrüstung aller Strecken auf dem Bundesgebiet, auf denen die PZB nicht installiert ist. Auf der Unglücksstrecke von Magdeburg nach Halberstadt waren laut Grube noch 17 km nicht mit PZB ausgestattet. Das soll umgehend nachgeholt werden. Mittlerweile verdichten sich die Anzeichen, dass der Lokführer des privaten Güterzugs möglicherweise gleich zwei Rot zeigende Signale missachtet hatte.

 

Quelle: DMM - Der Mobilitätsmanager 

DB-Konzernchef  Rüdiger  Grube  versprach  im  Fernsehen, alle  noch  nicht  mit  PZB ausgerüsteten Strecken nachzurüsten.                                          Foto: Marcel Manhart

 

Generell ist Bahnfahren sehr sicher, jedenfalls auf allen Hauptstrecken und Magistralen. Wenn es da zu Unfällen kommt, dann in erster Linie durch äußere Einflüsse.

Zugbeeinflussungssysteme der Deutschen Bahn AG überwachen den fahrenden Zug im Hinblick auf Einhaltung der zulässigen Geschwindigkeit und Halten an Signalen. Das bedeutet, wenn Signale nicht beachtet werden, muss durch Beeinflussung des Zuges sichergestellt werden, dass der Zug angehalten wird, um Unfälle oder Gefährdungen zu verhindern.

Die Eisenbahn-Bau- und Betriebsordnung (EBO) schreibt vor, dass Strecken, auf denen Geschwindigkeiten von über 100 km/h zugelassen sind, mit einer Zugbeeinflussung ausgerüstet sein müssen. Damit soll ein Zug selbsttätig zum Halten gebracht, und bei Geschwindigkeiten über 160 km/h auch geführt werden. Die dazu erforderlichen technischen Anlagen und Systeme werden unter dem Begriff Zugbeeinflussungssysteme zusammengefasst.

Mit dem Ziel der Erhöhung des Sicherheitsniveaus setzt die DB AG Zugbeeinflussungssysteme auch über die EBO-Forderung hinaus weitgehend auf Strecken bis 100 km/h ein.

Bei der DB AG sind folgende Zugbeeinflussungssysteme

in  Anwendung  bzw.  in  Vorbereitung  für  einen  Einsatz:
1. Punktförmige Zugbeeinflussung (PZB)
2. Linienzugbeeinflussung (LZB)
3. Geschwindigkeitsüberwachungseinrichtung für NeiTech-Züge (GNT)
4. European Train Control System (ETCS) (in Vorbereitung)

 

1. Punktförmige Zugbeeinflussung (PZB)

Zu den wichtigsten Sicherungseinrichtungen während der Zugfahrt zählt die Punktförmige Zugbeeinflussung (PZB). Die PZB erfüllt die Anforderungen, die gemäß EBO an Strecken gestellt werden, auf denen Geschwindigkeiten von 100 bis 160 Stundenkilometer (km/h) zugelassen sind. Die Informationsübertragung und die Überwachung erfolgen punktförmig, d.h. nur an ausgewählten Stellen im Streckennetz werden Informationen an das Fahrzeug übertragen. Neben den Signalen, die die Fahrten für einen bestimmten Streckenabschnitt zulassen (Fahrtstellung) oder untersagen (Haltestellung), wurden Einrichtungen entwickelt, die bei Nichtbeachtung eines Signals direkt in den Fahrbetrieb eingreifen und eine Zwangsbremsung auslösen. Außerdem überwacht das System in Abhängigkeit von der ortsfesten Signalisierung, ob an einem bestimmten Punkt die zulässige Geschwindigkeit des Zuges überschritten wird. Fahrzeugspezifisch kann zudem eine Überwachung der Zughöchstgeschwindigkeit erfolgen.

2. Linienzugbeeinflussung (LZB)

Bei Geschwindigkeiten über 160 km/h reicht der übliche 1.000-Meter-Abstand der PZB zwischen Vor- und Hauptsignal nicht aus, um einen Zug zum Anhalten zu bringen. Hier wird der Triebfahrzeugführer entsprechend früher über die Signalstellung informiert, und gegebenenfalls zum Halten aufgefordert. Diese Aufgabe übernimmt die Linienzugbeeinflussung (LZB). Die LZB ist ein linienförmig wirkendes Zugsicherungs- und Steuersystem, das Zugfahrten kontinuierlich führt. Ihre Hauptaufgabe ist die Ermittlung, Vorgabe und Überwachung der jeweils zulässigen Höchstgeschwindigkeit der Züge. Durch die signaltechnisch sichere Anzeige der gültigen Höchstgeschwindigkeit und anderer relevanten Daten im Führerstand sind ortsfeste Signale nicht mehr erforderlich, können aber zur Sicherstellung eines Mischverkehres mit Zügen ohne Führung durch Führerraumanzeigen oder als Rückfallebene bei Systemausfall zur Weiterführung des Betriebes mit reduziertem Leistungsverhalten vorhanden sein. Mit einer LZB-internen (dichteren) Blockteilung ist neben einer höheren Geschwindigkeit auch eine dichtere Zugfolge als bei nicht LZB-geführten Zügen möglich.

3. Geschwindigkeitsüberwachungseinrichtung für NeiTech-Züge (GNT)

Die Geschwindigkeitsüberwachungseinrichtung für die NeiTech-Züge (GNT) ist für das bogenschnelle Fahren erforderlich. Die Informationsübertragung erfolgt punktförmig, die Überwachung jedoch kontinuierlich. Durch die gleisbogenabhängige Wagenkastensteuerung können entsprechend den örtlichen Gegebenheiten höhere Geschwindigkeiten gegenüber Zügen mit Regelseitenbeschleunigung in Gleisbögen zugelassen werden. Die Überwachung dieser Geschwindigkeiten erfolgt unabhängig von der ortsfesten Signalisierung bis 160 im/h mittels der GNT. Voraussetzung ist die Ausrüstung der Strecke mit PZB.

4. European Train Control System (ETCS) (in Vorbereitung)

Das European Train Control System (ETCS) ist ein Zugbeeinflussungssystem, welches gesamteuropäisch spezifiziert ist, da verschiedene Zugsicherungs- und steuerungssysteme in Europa den grenzüberschreitenden Fahrzeugeinsatz erschweren. Hinsichtlich der Zugsicherungstechnik ist damit ein interoperabler Eisenbahnverkehr möglich. Das ETCS ist bei der DB AG nach erfolgter Betriebserprobung in Vorbereitung. Derzeit laufen zwei Realisierungsvorhaben. Das Zugbeeinflussungssystem ETCS ist Teil des Betriebsleitsystems ERTMS (European Rail Traffic Management System), welches auch den Einsatz der Digitalfunktechnik GSM-R (Global Standard für Mobile Communication/Railway) als Übertragungsmedium und eine einheitliche Systemstruktur mit einem Display auf dem Führerstand einschließt.