Franz-Josefs-Bahnhof in Wien soll neuem Stadtteil weichen

Nach der Absiedlung der Wirtschaftsuni könnte aus dem Gebiet zwischen Spittelau und Julius-Tandler-Platz ein schönes neues Viertel werden - Dafür wird der Franz-Josefs-Bahnhof verlegt - oder aufgelassen

 

Von Martina Stemmer - derStandard

"Hier drinnen" ist der Franz-Josefs-Bahnhof.....!                            Foto: Marcel Manhart

 

Der Franz-Josefs-Bahnhof sieht schon lange nicht mehr wie ein Bahnhof aus. Eher wie ein Bürohaus mit angeschlossenem Mini-Einkaufszentrum. Im Erdgeschoss haben sich Supermarkt, Fastfoodkette und Trafik eingemietet, die fünf Stockwerke darüber nutzt die Bank Austria.

 

Die Bahnhofshalle selbst ist meist menschenleer. Schliesslich verkehren dort auch nur noch ein paar Regionalzüge - sowie die Franz-Josefs-Bahn ins Waldviertel. Schnellzüge halten in dem aus den Siebzigern stammenden Gebäude schon seit Mitte der Neunziger nicht mehr. 

Der Platz vor dem Bahnhof ist seit langem ein Treffpunkt für Obdachlose. Nach Anrainerprotesten gegen die "Versandelung" des Areals installierte die Stadt vor drei Jahren eine mobile Sozialarbeitertruppe. Am Umstand, dass das Grätzel zusehends vergammelt, änderte das wenig.

In ein paar Jahren, nach der Absiedelung der Wirtschafts-Uni in den Prater, soll das Gebiet aber in neuem Glanz erstrahlen - so wünscht sich das jedenfalls die rot-grüne Stadtregierung. Planungstadträtin Maria Vassilakou (Grüne) lässt ein Leitbild für das Gebiet Franz-Josefs-Bahnhof erstellen, die Vorarbeiten dafür leistete Vorgänger Rudolf Schicker (SP). Idealerweise entstehe dort ein neues Wohn- und Büroviertel mit Grün dazwischen, sagt Vassilakou.

Unattraktive Überplattung
Allerdings müsste dafür der Franz-Josefs-Bahnhof versetzt werden. Denn zwischen diversen Haupt- und Nebengleisen lässt sich schwer ein schöner neuer Stadtteil errichten. 

Genauso wenig attraktiv erscheint die Beibehaltung der Überplattung, auf der die schwer sanierungsbedürftigen Gebäude wie WU und Zoologie-Institut jetzt stehen. Möglicherweise könnte der Bahnhof auch ganz aufgelassen werden. Die ÖBB will sich offiziell noch nicht festlegen. Allerdings bestehe man nicht auf dem Standort am Julius-Tandler-Platz, sagt ÖBB-Sprecher Herbert Ofner.

Die Stadt Wien kann nur über den Flächenwidmungsplan auf die Gestaltung des neuen Stadtteils einwirken. Denn das 24 Hektar große Gelände befindet sich in Besitz der Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) sowie der ÖBB, die eine eigene Entwicklungsgesellschaft für das Projekt gründen. Im Gegensatz zur Wirtschafts-Uni will die Uni Wien, die dort diverse Institute betreibt, bleiben. Allerdings müssen auch diese Gebäude in den nächsten Jahren saniert werden.

"Da herrscht auf jeden Fall Handlungsbedarf" , sagt BIG-Sprecher Ernst Eichinger. Was mit der alten WU passiert, ist noch unklar. Bis 2013 soll es von ÖBB und BIG einen Fahrplan geben. Die Stadt will ihr Leitbild - inklusive Architekturwettbewerb - bis 2012 fertig haben. Dies soll auch Anrainerwünsche beinhalten "Das wird auf jeden Fall ein Best-Practice-Beispiel in Sachen Beteiligung" , sagt Vassilakou. Denn hier werde von Anfang an die Bevölkerung miteinbezogen. Danach muss die Planungsstadträtin nur noch die Projektentwickler von den Ideen der Bürger überzeugen.