Neue Angebote im Internationalen Bahnverkehr

Der grenzüberschreitende Personenverkehr ab Fahrplanwechsel am 12. Dezember 2010 von und nach der Schweiz erfährt eine Reihe von Verbesserungen. In alle Himmelsrichtungen verkehren mehr und teils komfortablere Züge.

 

LITRA - Von Kurt Metz

                                                                                                       Foto: Marcel Manhart

 

Auf der Nord-Süd-Achse Basel – Luzern – Tessin fährt ein neues Neigezugspaar des beim Publikum beliebten Typs ETR 610 nach Mailand und weiter bis nach Venedig. Gespannt darf man auf den Markteintritt der neuen italienischen Eisenbahnverkehrsunternehmung „Nuovo Trasporto Viaggiatori“ (NTV) sein, die ab September 2011 von Mailand und Venedig aus Richtung Süden mit ihren neuen Hochgeschwindigkeitszügen „Italo“ eine Alternative zu den Freccia Rossa-Kompositionen der Trenitalia bieten will.

Richtung Norden wird der Nachtreiseverkehr verstärkt: Die City Night Line (CNL) Züge „Komet“ nach Hamburg und „Pegasus“ nach Amsterdam verlassen nun Zürich wieder das ganze Jahr jeden Abend. CNL „Aurora“ nach Kopenhagen erhält auf Grund seiner anhal-tenden Beliebtheit je einen zusätzlichen Schlaf- und Liegewagen sowie wieder einen Spei-sewagen auf der ganzen, rund 1‘350 Kilometer langen Strecke.

Gegen Osten verbessert sich das Angebot über den Arlberg mit der Einführung eines zusätzlichen Railjet-Paars, womit ab Mitte 2011 vier Züge von Zürich nach Wien rollen. Diese sollen alle mit Doppelkompositionen bestückt sein. Einziger Wermutstropfen auf dieser Achse ist die Aufhebung des Schlafwagens Zürich – Prag als Teil des Nachtzugs „Wiener Walzer“; als Alternative besteht weiterhin die CNL-Verbindung „Canopus“ über Dresden, die alle Typen von Nachtzugwagen führt.

Die bisher etwas stiefmütterlich behandelte Strecke Zürich – München erhält erneuertes Rollmaterial mit Zonen für Geschäftsreisende, Familien und 17 Fahrräder. Der Bordservice wird insbesondere in der 1. Klasse ausgebaut und ein Speisewagen fährt in jedem Zug mit.

Den grössten Angebotssprung gibt es für den Westen:

Dank der Wiederbelebung der direkten Linie Bellegarde – Bourg-en-Bresse verkürzt sich die Reisezeit von Genf nach Paris auf gut drei Stunden. Zudem werden die Abfahrten von sieben auf neun erhöht. Der Service an Bord für Reisende in der Lyriapremière-Wagenklasse ab Genf, Lausanne und Bern wird mit Zeitungen, Mahlzeiten und Steckdosen am Platz erweitert. Für die Verbindungen ab Zürich und Basel gibt es in einem Jahr die massive Ausweitung des Angebots mit der Eröffnung der TGV-Neubaustrecke auf der Achse Rhin-Rhône: Ab Dezember 2011 beträgt die Reisezeitverkürzung rund eine halbe Stunde und die Frequenzen werden von vier auf sechs Zugspaare erhöht.

Ab dem kommenden Fahrplanwechsel setzt die SBB in den Eurocity-Zügen von Zürich nach München via Bregenz modernisierte Eurocity-Refit Wagen ein. Für die Kundinnen und Kunden bedeutet dies mehr Service und mehr Komfort. Künftig werden die Reisenden in der ersten Klasse eine Businesszone und in der zweiten Klasse eine Familienzone vorfinden. Ausschlaggebend für die Modernisierung der Wagen und die Verbesserung des Services ist unter anderem der erfreuliche Anstieg der Passagierzahlen auf der Strecke.

Die SBB setzt ab dem kommenden Fahrplanwechsel vom 12. Dezember 2010 modernisierte Eurocity-Refit Wagen ein; und zwar in den Eurocity-Zügen von Zürich nach München via St. Gallen–Bregenz–Lindau. Anlässlich einer Pressefahrt stellte die SBB heute den Medien die modernisierten Wagen vor. Nebst dem neuen Äusseren, bieten die Wagen auch eine modernere und komfortablere Innenausstattung. Steckdosen für deutsche bzw. österreichische und Schweizer Stecker sind in der ersten und der zweiten Klasse bei allen Sitzen vorhanden. In der ersten Klasse befindet sich eine Businesszone, um das Arbeiten im Zug an grosszügigen Arbeitstischen so komfortabel wie möglich zu gestalten. Eine Familienzone mit einer Spielfolie auf den Tischen wurde in der zweiten Klasse eingerichtet. Dieser Wagen bietet auch Platz für Kinderwagen und 9 Velos. Neu bieten die Eurocity-Züge nach München insgesamt sogar mindestens 17 Velo-Abstellplätze. Ebenso befindet sich dort ein rollstuhlgängiges WC mit einem Wickeltisch. Wie bisher führt der Eurocity-Zug einen Speisewagen, wo auch die Spielfiguren für die Familienzone erworben werden können und eine Minibar.

Passagiere von Zürich nach München profitieren von zusätzlichen Informationsangeboten. So erfahren die Reisenden mehr über die Sehenswürdigkeiten entlang der Strecke aus einer neugestalteten Broschüre und mittels Lautsprecherdurchsagen und haben die Möglichkeit, weitere touristische Informationsbroschüren im Zug zu beziehen. Ebenso können die Kundinnen und Kunden Fahrscheine für den Münchner Verkehrsverbund (MVV) und für Zürich die ZürichCard, die neben der Tageskarte für den ZVV auch diverse weitere Vergünstigungen bietet, direkt im Zug kaufen.

Reisende in der ersten Klasse werden in Zürich, Lindau und München schon auf dem Perron begrüsst. Ebenso erhalten sie aktuelle Tageszeitungen und am Ende ihrer Reise einen Good-bye-Snack als kleine Aufmerksamkeit.

Heute dauert die Fahrt von Zürich nach München 4 Stunden und 10 Minuten. Der Streckenausbau und die Elektrifizierung zwischen Lindau und Geltendorf und auch der Abschluss von Infrastrukturprojekten in der Schweiz und in Lindau werden die Fahrzeit ab 2017 auf ca. 3 Stunden und 25 Minuten reduzieren.

 

Weiterführende Informationen:

 

 

Bis 31. Januar 2011 verkehren teilweise ICN statt ETR 470 am Gotthard

Die SBB setzt Richtung Mailand vereinzelt ICN-Neigezüge anstatt der ETR 470-Kompositionen ein. Dies führt dazu, dass die Fahrgäste in Chiasso für die Fahrt Richtung Mailand jeweils auf Wagenmaterial von Trenitalia umsteigen müssen. Diese Massnahme ist nötig, weil die Instandhaltungsarbeiten an der ETR-470-Flotte in nächster Zeit intensiviert werden müssen.

 

Aufgrund der immer wieder auftretenden Störungen der ETR-470-Neigezüge haben die SBB seit der Übernahme der Cisalpino-Verkehre eine Reihe von Massnahmen ergriffen, um die negativen Auswirkungen für die Kundinnen und Kunden zu minimieren. Die technischen Störungen der anspruchsvollen ETR-470-Flotte konnten zwar gegenüber dem Vorjahr um 50 Prozent reduziert werden, in den letzten zwei Wochen ist die Verfügbarkeit der Züge jedoch wieder gesunken. Um die Flotte intensiver warten zu können, setzt die SBB auf der Strecke Zürich–Mailand anstelle der ETR-470-Züge vereinzelt ICN-Kompositionen ein. In Chiasso müssen die Fahrgäste deshalb teilweise auf einen anderen Zug umsteigen, der zwischen Chiasso und Mailand verkehrt. Durch das Umsteigen verlängert sich die Reisezeit nach Mailand um 4 bis 8 Minuten. Folgende Züge sind davon betroffen:

  • Ab sofort bis zum 11.12.2010: EC 12 / EC 17 EC 20 / EC 25
  • Vom 12.12.2010 bis 31.1.2011: EC 13 / EC 16 / EC 21 / EC 24

Weiter werden ab dem 12.12.2010 bis zum 31.1.2011 alle Züge zwischen Zürich und Chiasso mit einem zusätzlichen ICN doppelt geführt. So kann garantiert werden, dass die Züge auf der Gotthardachse über die Festtage stabil verkehren. Die SBB empfiehlt den Fahrgästen allerdings, genügend Zeit einzurechnen und die Umsteigezeit für die Anschlussverbindungen zu beachten.


Reisezeitverlängerungen beim ETR 610 via Luzern

Wie bereits angekündigt, wird ab Fahrplanwechsel vom 12. Dezember 2010 ein zusätzliches Zugspaar zwischen Basel–Luzern–Mailand–Venedig verkehren. Diese Verbindungen werden mit Neigezügen des Typs ETR 610 geführt. Da eine vollständige Zulassung des BAV für den Einsatz der Neigetechnik am Gotthard zum heutigen Zeitpunkt noch nicht vorliegt, werden diese Züge vorerst ohne Neigetechnik verkehren. Der daraus resultierende Zeitverlust kann nur teilweise durch eine erhöhte Geschwindigkeit im Gotthard-Scheiteltunnel kompensiert werden. Dies führt zu einer Ankunftsverspätung in Milano von rund 20 Minuten. Aufgrund der geplanten Wartezeit von 45 Minuten in Milano treffen die Fahrgäste dennoch pünktlich in Venedig ein.

 

Im komplexen Bewilligungsverfahren müssen im Dossier noch einzelne Punkte zu den Messauswertungen genauer geklärt werden. Die SBB müssen in diesem Zusammenhang noch Unterlagen nachliefern. Die Experten vom BAV und der SBB arbeiten intensiv daran, damit die Betriebsbewilligung für das bogenschnelle Fahren so rasch als möglich erteilt werden kann.

 

Auf der Lötschberg- und der Lémanachse hat sich der Betrieb mit den neuen ETR-610-Neigezügen bewährt. Auch sind die Kundenreaktionen zum ETR 610 positiv, insbesondere zu Komfort und Design.

 

 

UPDATE vom 12. Dezember 2010: Bericht SF Tagesschau