Die Pinzgaubahn fährt ab sofort wieder bis nach Krimml. Am vergangenen Samstag gaben Landeshauptfrau Gabi Burgstaller (SPÖ) und ihr Stellvertreter Wilfried Haslauer (ÖVP) die Strecke bei einem Festakt offiziell frei.
Westlich von Mittersill war tote Hose
32 Millionen Euro waren notwendig, um nach dem verheerenden Hochwasser vor
fünf Jahren die westlich von Mittersill zerstörte Strecke der Schmalspurbahn wieder aufzubauen. 13 Millionen brachten die ÖBB auf, zehn kamen vom Bund und neun vom Land.
Seit 2008 betreibt die Salzburg AG die Pinzgaubahn mit Erfolg. Ein Schlüssel dafür sei der Taktfahrplan, sagt Verkehrschef Gunter Mackinger. Damit wurde die Pinzgaubahn im Nahverkehr der
Einheimischen UND für Touristen sehr attraktiv. Damit gelang der Salzburg AG, was den ÖBB nie gelang.
Nun wieder direkt von Zell am See bis Krimml Foto: Marcel Manhart
Langer Weg zum Erfolg
Nach dem Hochwasser im Sommer ging es zügig voran, sowohl was die Sanierung der betroffenen Gebäude betraf als auch den aufwändigen Hochwasserschutz zum Beispiel für Mittersill. Nur der
Wiederaufbau der Pinzgaubahn stand lang in Frage. Selbst in der Region gab es viele Stimmen, die für die Einstellung plädierten.
Nach langen zähen Verhandlungen zwischen Bundesbahnen und der Landesregierung war im Juni 2008 fix: Das Land Salzburg übernahm die Pinzgaubahn, und in seinem Auftrag betreiben seither die
Salzburg AG bzw. deren Lokalbahnen die Strecke.
Engagement, Ideen und Kundennähe zahlen sich aus: Das beweist die Pinzgauer Lokalbahn. Als Teil der ÖBB bis 2008 chronisch vom Zusperren bedroht, blüht die Linie auf, seit die Salzburger Lokalbahn den Führerstand übernommen hat.
Burgstaller und Haslauer bei der Eröffnung der Strecke Bramberg - Krimml der Pinzgauer Lokalbahn
Seit Samstag 11. September 2010 fährt die Pinzgauer Lokalbahn wieder bis zum Bahnhof Krimml. Nach dem verheerenden Hochwasser 2005 verkehrte die Bahn nur zwischen Zell am See und Mittersill. Im
Sommer 2009 wurde nach der Übernahme durch die Salzburg AG im Juli 2008 mit dem Wiederaufbau der Strecke begonnen. Von einem "Happy end auf ganzer Strecke" sprach Landeshauptfrau Mag. Gabi
Burgstaller heute, Samstag, 11. September, beim Festakt zur Eröffnung des letzten Teilstückes der nun wieder kompletten Pinzgauer Lokalbahn auf dem Bahnhof Krimml. "Uns ist damit gemeinsam etwas
gelungen, das kaum jemand für möglich gehalten hätte", sagte Verkehrsreferent Landeshauptmann-Stellvertreter Dr. Wilfried Haslauer und richtete seinen Dank an "alle, die einen Beitrag geleistet
haben".
Insgesamt werden 32,3 Millionen Euro in Infrastruktur und neue Fahrzeuge investiert. Zusätzlich stellt das Land zur Finanzierung des laufenden Betriebes der Pinzgauer Lokalbahn seit 2009 1,33
Millionen Euro und ab 2011 weitere 140.000 Euro zur Verfügung. Auch in Vermarktung und Werbung werde kräftig investiert. "Die Pinzgauer Lokalbahn lebt und ist lebendiger denn je", führte
Landeshauptfrau Burgstaller weiter aus. "Mit einer Million Fahrplankilometern bei Bahn und Bus gehört der Oberpinzgau zwischen Zell am See und Krimml mit 45.000 Einwohnern zu den am besten mit
Nahverkehrsangeboten versorgten Regionen Salzburgs."
Trotz vieler widriger Umstände wie beispielsweise zweier Weltkriege, dem Automobilzeitalter oder dem Jahrhunderthochwasser sei die Bahn "nicht zu stoppen", so Landeshauptfrau Burgstaller. "Es
kommt nicht oft vor, dass ein Bundesland eine ganze Bahn übernimmt. Im Falle der Pinzgaubahn gab es bereits zweimal ein Ja des Landes: das erste Mal bereits 1905. Die politische Entscheidung
bedeutet ein deutliches Signal zugunsten des öffentlichen Schienennahverkehrs, das zu Recht weit über Salzburg hinaus Beachtung gefunden hat."
Aktive Unterstützung durch die Bevölkerung
"Einen wichtigen Beitrag zur Pinzgauer Lokalbahn Neu leisten auch die Oberpinzgauer selber. Die Anrainergemeinden haben aktiv Verantwortung übernommen, etwa bei der Betreuung von Haltestellen
oder bei der aktiven Bewerbung der Bahn als Tourismusattraktion", machte Landeshauptfrau Burgstaller deutlich.
"Der neue Betreiber hat sich bereits hervorragend bewährt. Neue, moderne Garnituren sind unterwegs, der Güterverkehr auf der Bahn läuft wieder, und die Strecke ist in alter Länge hergestellt.
Aber das ständige Werben um die Nutzung und Inanspruchnahme dieser maßgeblich modernisierten und attraktiv gestalteten Bahn muss weitergehen", forderte Landeshauptfrau Burgstaller.
"Diese Bahn hat viel Vergangenheit, aber vor allem eine große Zukunft als Rückgrat des regionalen Nahverkehrs des 21. Jahrhunderts. Dies zeigt sich an der positiven Entwicklung der
Fahrgastzahlen. Die geplanten weiteren Streckenbegradigungen in Piesendorf und Uttendorf und die neuen Haltestellen in Zell am See, Piesendorf, Uttendorf, Stuhlfelden und Mittersill werden die
Bahn zusätzlich attraktiv machen", betonte Landeshauptfrau Burgstaller, die auch die Vision einer Verlängerung der Strecken bis zu den Krimmler Wasserfällen ansprach.
Haslauer: Bekenntnis des Landes zum öffentlichen Verkehr
"Die Rettung dieser Bahn - allen Rückschläge und Schwierigkeiten zum Trotz - ist für mich auch ein Bekenntnis des Landes zum Ausbau der Schiene und zum öffentlichen Verkehr. Es ist aber auch ein klares Zeichen, dass Salzburg bereit ist, in die Infrastruktur in den ländlichen Regionen und nicht nur im Zentralraum zu investieren. Man sieht, dass die Menschen bereit sind, einzusteigen, wenn Angebot und Qualität stimmen. Die Pinzgauer Lokalbahn wird sich von einem Verkehrsmittel, das jahrelang im Dornröschenschlaf lag, zu einer echten Verkehrsader im Pinzgau - für Einheimische und für Gäste - entwickeln", sagte Landeshauptmann-Stellvertreter Haslauer.
Bewegte Geschichte der Pinzgauer Lokalbahn
Bereits 1889 gab es Pläne zur Errichtung einer Eisenbahnstrecke von Zell am See in den Oberpinzgau. Die Vorarbeiten bis zur Konzessionserteilung dauerten jedoch noch bis 1896. Am 19. Mai 1896
unterzeichnete Kaiser Franz Josef die Urkunde zum Bau und Betrieb einer schmalspurigen Lokalbahn von Zell am See über Mittersill nach Krimml. Eröffnet wurde die Schmalspurbahn als "Pinzgauer
Localbahn" am 2. Jänner 1898. Geplant war neben einer Verlängerung zu den Krimmler Wasserfällen auch eine Verbindung mit der Zillertalbahn in Tirol. Beide Vorhaben wurden jedoch nicht
verwirklicht.
Anfänglich verkehrten zwei Personenzüge, wobei einer auch den Güterverkehr übernahm. Dieser diente in erster Linie dem Holztransport und dem Transport von landwirtschaftlichen Gütern. In Zell am
See wurde die Fracht auf Normalspurwaggons umgeladen. 1926 wurde der Rollwagenbetrieb eingeführt.1987 wurde die Bahntrasse zwischen Mittersill und Krimml durch Hochwasser schwer beschädigt. Dies
führte jedoch nicht, wie befürchtet wurde, zur Einstellung der Bahn in diesem Abschnitt, sondern zu einem aufwändigen Wiederaufbau der Gleisanlagen. In späteren Jahren erfolgte zusätzlich die
Entschärfung einiger besonders enger Bögen, wodurch die Pinzgaubahn die einzige Schmalspurbahn der ÖBB wurde, auf der fahrplanmäßig Geschwindigkeiten von 70 Kilometer pro Stunde erreicht werden
konnten.
"Die bewegte Geschichte der Pinzgauer Lokalbahn zeigt, dass diese Bahn mehrfach kurz vor dem Ende stand. Letztlich haben sich die Kräfte durchgesetzt, die an die Zukunft der Eisenbahn im Pinzgau
geglaubt haben, mittlerweile konnten wir viele Zweifler überzeugen. Das ist vor allem dem Einsatz der engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Pinzgauer Lokalbahn zu verdanken, die neues
Feuer in die alten Kessel gebracht haben. Ich bin sicher, dass wir mit dem heutigen Neustart auf der gesamten Strecke ein Verkehrsmittel geschaffen haben, das Zukunft hat", schloss
Landeshauptmann-Stellvertreter Haslauer.
Wiederaufbau der Pinzgauer Lokalbahn
Mit 1. Juli 2008 übernahm das Land Salzburg die Pinzgauer Lokalbahn von den ÖBB. Den Betrieb führt seither die Salzburger Lokalbahn. Wesentlicher Teil des Betriebskonzeptes war dabei der
Wiederaufbau der zwischen 10. und 12. Juli 2005 vom Hochwasser zerstörten Strecke. Am 22. Juli 2009 wurde mit dem Wiederaufbau des Gleiskörpers bis Bramberg begonnen, am 9. Dezember wurde der
Abschnitt für den Verkehr freigegeben. Nach Fertigstellung der Neubaustrecke bis Bramberg wurden die Arbeiten in Richtung Krimml fortgesetzt. Insgesamt wurden zehn Kilometer der Strecke komplett
neu errichtet und die restlichen 15 Kilometer Altbestand saniert. 50 Kilometer Schienen, etwa 40.000 Betonschwellen und der erforderliche Gleisschotter wurden mit der Bahn angeliefert.
Um ein derartig komplexes Bauvorhaben abzuwickeln, waren hinter den Kulissen umfangreiche Planungs- und Vorarbeiten nötig, die von der Landesbaudirektion und den Spezialisten der Salzburger
Lokalbahn durchgeführt wurden. Dabei wird der Neubau auch dem Hochwasser mehr Widerstand bieten. Es wird auch zukünftig Streckenabschnitte geben, die bei auftretendem Hochwasser überspült werden.
Mit einer neuen Oberbauform wird versucht, bei Hochwasser die Schäden an den Gleisanlagen gering zu halten. Der Schotteroberbau wird dabei in einem Betontrog errichtet, um eine Unterspülung
wirksam zu verhindern. Die Schwellen liegen in einem 45 Zentimeter dicken Schotterbett, und das "Unterbauplanum" hat ein Gefälle von fünf Prozent zur Entwässerung. In Summe betragen die
Investitionen für den Wiederaufbau, die Sanierung, Linienverbesserung und sonstige Investitionen (Fahrbetriebsmittel) rund 32,3 Millionen Euro.
Reihe 5090 bildet Rückgrat des Betriebes
Seit Mitte der 1960er Jahre setzten die ÖBB auf dieser Strecke Diesellokomotiven der Reihe 2095 ein, die letztendlich zur Vollverdieselung des Betriebes führten. Von der Reihe 2095 sind bis heute
noch drei Loks auf der Strecke in Betrieb, sie werden unter der neuen Bezeichnung Vs 71-73 für Güterzüge und Fahrradtouristikzüge eingesetzt. Ab Mitte der 1980er Jahre wurden laufend neue
Dieseltriebwagen der Reihe 5090 in Zell am See stationiert. Diese bilden auch unter dem neuen Betreiber das Rückgrat des Betriebes.
Im April 2005 beschlossen die ÖBB gemeinsam mit der Zillertalbahn, neue Fahrzeuge anzuschaffen. Die erste Diesellokomotive des Typs D 75 BB-SE für die Pinzgauer Lokalbahn wurde von der Gmeinder
Lokomotivfabrik im Februar 2007 ausgeliefert, wurde aber von den ÖBB nicht eingesetzt. Die Lok wurde von der Salzburger Lokalbahn (SLB) als Vs 81 in Betrieb genommen und gelangt seit der
Übernahme durch das Land Salzburg mit einem ebenfalls neu angeschafften modernen Wendezug zum Einsatz. Von der SLB wurde nach Übernahme der Pinzgauer Lokalbahn am 2. September 2008 eine zweite
Lokomotive bestellt, die Ende 2009 in Dienst gestellt und als Vs 82 bezeichnet wurde. 2004 wurden eine Lokomotive, zwei Mittelwagen und drei Steuerwagen als Neubaufahrzeuge für die
ÖBB-Pinzgaubahn angeschafft. 2009 wurden diese Fahrzeuge von der Salzburg AG übernommen. 2008 wurde eine zusätzliche Lokomotive bestellt und Ende 2009 in Betrieb genommen.
Güterverkehr nach zehnjähriger Pause wieder aufgenommen
Der Güterverkehr wurde im November 2008 nach zehnjähriger Pause wieder aufgenommen. Die Salzburger Lokalbahn, Betreiberin der Pinzgauer Lokalbahn, ist ein erfahrenes Unternehmen im regionalen,
nationalen und internationalen Güterverkehr. Pro Jahr werden mehr als zwei Millionen Tonnen Güter auf eigenen und fremden Schienen transportiert. Die Pinzgauer Lokalbahn profitiert von dieser
langjährigen Erfahrung im Güterverkehr.
Zu vielen Gewerbebetrieben führen Anschlussgleise der Pinzgauer Lokalbahn. Diese Betriebe haben dadurch für ihre Güterbeförderung eine direkte Anbindung an das Schienennetz der ÖBB und an das
europäische Eisenbahnnetz. Namhafte Unternehmen nutzen die Pinzgauer Lokalbahn, um den Transport von Rohstoffen und Gütern umweltfreundlich von der Straße auf die Schiene zu verlegen. Die
Unternehmen schätzen die Verlässlichkeit und die Flexibilität der Lokalbahn.
Zur Finanzierung der Infrastruktur- und Fahrzeuginvestitionen waren in Summe rund 32,3 Millionen Euro erforderlich. Dazu tragen die ÖBB in Höhe von 12,948 Millionen Euro und der Bund in Höhe von
zehn Millionen Euro bei. Das Land stellte für diese Investitionsmaßnahmen 9,352 Millionen Euro zur Verfügung, weiters zur Finanzierung des laufenden Betriebes der Pinzgau-Bahn ab 2009
indexgesichert 1,33 Millionen Euro und ab 2011 weitere indexgesicherte 140.000 Euro. Bei der Eröffnung der Pinzgauer Lokalbahn wurden zum Thema passende kreativ-künstlerische Arbeiten von
Menschen mit Beeinträchtigung aus den Einrichtungen der Salzburger Lebenshilfe präsentiert. Die Werke entstanden während der "Internationalen Malerwochen Hollersbach".
Es gilt das gesprochene Wort!