Die Transportunternehmen des Tarifverbundes Ostwind verbessern in Zusammenarbeit mit den Ostschweizer Kantonen und der Stadt St.Gallen die Fahrgastinformation. Künftig erhalten die Fahrgäste über elektronische Anzeiger an Haltestellen und Bildschirme in Fahrzeugen Informationen in Echtzeit. Informiert wird über die nächsten Abfahrten und Anschlüsse sowie über Verspätungen im Bus und Schienennetz.
Pilotregion für das technisch anspruchsvolle Projekt ist die Stadt und Agglomeration St.Gallen. Hier verkehren mit den Verkehrsbetrieben St.Gallen (VBSG), Postauto Region Ostschweiz, Regiobus und den Verkehrsbetrieben Herisau vier verschiedene Busunternehmen. Um entsprechende Qualitätsverbesserungen in der Fahrgastinformation zu erzielen, ist eine enge Zusammenarbeit zwischen den Transportunternehmungen in Koordination mit Stadt und Kanton St.Gallen wichtig. Da die VBSG im Raum St.Gallen das dichteste Fahrplanangebot und Haltestellennetz betreiben, liegt der Lead für das Pilotprojekt bei den VBSG.
Ab 2013 soll es auch im südlichen Teil des Kantons St. Gallen moderne Regionalzüge geben: Hier vorläufig noch auf Testfahrt in Bad Ragaz Foto: Marcel Manhart
Die Kundeninformation im öffentlichen Verkehr ist ein wichtiger Qualitätsfaktor. Diese Aussage wird durch die Ostwind-Kundenzufriedenheitsumfragen 2005 und 2008 sowie durch Kundenreaktionen bei den Transportunternehmen bestätigt.
Technisch anspruchsvolles Projekt
Grundvoraussetzungen für das Funktionieren einer dynamischen Fahrgastinformation sind die Ausrüstung der Fahrzeuge mit Bordrechnern und der Aufbau einer rechnergestützten Betriebsleitzentrale. Ausserdem sind die Busse mit Doppelbildschirmen auszustatten. Auf dem linken Bildschirm werden Fahrziel und Unterwegshaltestellen sowie die Uhrzeit angezeigt. Der rechte Bildschirm versorgt die Fahrgäste mit Wetter, News und Werbung. Die VBSG haben im Rahmen der Erneuerung ihrer Fahrzeugflotte bereits alle Busse mit Doppelbildschirmen ausgerüstet. Postauto Region Ostschweiz ist sukzessive daran, ihre Flotte bis Ende Jahr auszustatten.
Das Projekt ist technisch anspruchsvoll und bedarf noch einiger Aufbauarbeit für den flächendeckenden Betrieb. So ist es aus Kundensicht zwingend, dass auf den elektronischen Anzeigen die Abfahrten aller Transportunternehmen aufgeführt sind, die eine Haltestelle bedienen. Zu diesem Zweck wird unter Federführung der VBSG ein zentrales Hintergrundsystem für das Ostwind-Gebiet aufgebaut, das die Haltestellenanzeigen mit Echtzeitinformationen versorgt. Ziel ist es, den Aufbau bis im Frühling 2011 abzuschliessen. Postauto und VBSG nutzen diese Zeit, um auf zwei ausgewählten Linien Testbetriebe durchzuführen. Die VBSG werden an einigen Haltestellen an der Linie 3 nach Heiligkreuz elektronische Anzeigen in Echtzeit betreiben, während Postauto als Strecke für den Testbetrieb die Linie 120 von Engelburg nach Heiden ausgewählt hat. Im Endausbau werden in der Stadt und Region St.Gallen rund 70 frequenzstarke Haltestellen mit Anzeiger ausgerüstet. Die Bauarbeiten beginnen aber erst nach Abschluss der Testphase im Frühling/Sommer 2011.
Das gesamte Investitionsvolumen für das Pilotprojekt in Stadt und Agglomeration St.Gallen beträgt rund 8,4 Mio. Franken. Investiert werden diese Beiträge durch die Transportunternehmen. Bund, Kantone und Gemeinden beteiligen sich über die jährlich wiederkehrende Abgeltung (Abschreibung, Zins- und Betriebskosten) an den Kosten.
Anschlusssicherung in den Bussen
Ebenfalls von grosser Bedeutung ist die Sicherung der Anschlüsse zwischen Bus und Bahn. Ziel ist der Austausch von Echtzeitdaten für die Information der Fahrgäste und des Fahrpersonals. Um dieses Ziel zu erreichen, betreibt die Postauto Schweiz AG im Auftrag der Ostwind-Kantone für den Raum Ostschweiz eine gemeinsame Schnittstelle zwischen den Betriebsleitsystemen der Bahnen und der Busunternehmen. Im Rahmen des Pilotbetriebs für den Raum St.Gallen funktioniert bereits die Datenübertragung Bahn – Postauto für den Bahnhof St.Gallen. Seit wenigen Tagen erhalten die Chauffeure auf dem Bildschirm ihres Billettverkaufsgerätes aktuelle Informationen. Aufgrund von vordefinierten Wartezeiten können so Anschlüsse sichergestellt werden. Die Transportkette Bahn – Bus wird noch zuverlässiger. Die Einführung dieser Verbesserung ist für alle Schnittstellen Bahn – Bus im Raum Ostschweiz geplant und an den erfolgreichen Pilotbetrieb sowie die Sicherstellung der Finanzierung gekoppelt.
Zeitplan für weitere Ausbauschritte
Für den weiteren Ausbau der dynamischen Fahrgastinformation spielt die Einführung der S-Bahn St.Gallen 2013 eine wichtige Rolle. Parallel mit den verschiedenen Ausbauten der Schieneninfrastruktur und dem Bau von weiteren Bushöfen soll in den Jahren 2011 bis 2013 auch das Fahrgastinformationssystem schrittweise hochgefahren werden. Ziel ist, bis Ende 2013 die Busflotte und frequenzstarke Haltstellen im Gebiet des Tarifverbundes Ostwind sowie einen Teil des Rollmaterials der Bahnen sukzessive mit der entsprechenden Technik auszurüsten. öV-Kundinnen und Kunden sollen damit nicht nur von mehr Fahrplanangebot und neuem Rollmaterial, sondern auch von einer durchgehenden und stets aktuellen Information profitieren. Den Transportunternehmen hilft das System, die eng vernetzten Transportketten mit Bahn und Bus noch zuverlässiger zu betreiben.
S-Bahn rund um St. Gallen
Ab Dezember 2013 soll der Bahnfahrplan in der Ostschweiz anders aussehen, sofern die Stimmberechtigten am 26. September 2010 diese Meinung teilen, denn im nationalen Verkehr wird es anlässlich der Inbetriebnahme des Weinbergtunnels in Zürich einige Umstellungen geben, die auch die Strecke Zürich - St. Gallen betreffen. Dieser Zeitpunkt ist günstig nicht nur für Anpassungen, sondern für effektive Verbesserungen im Regionalverkehr. Sie setzen allerdings bedeutende Investitionen in der Höhe von 168 Millionen Franken voraus. 49,914 Millionen hat der Kanton St. Gallen an den Bau dieser Infrastruktur-Module beizutragen. Weiter hat er 29,56 Millionen als kantonale Vorausleistung einzubringen, ein Betrag, der jedoch vertraglich gesichert zurückbezahlt werden wird.
Ein gehöriges Stück dieses S-Bahn-Kuchens kommt auch dem südlichen Kantonsteil zugut. Die S4 welche heute stündlich mit immerhin 25-jährigem Rollmaterial zwischen Uznach und St. Gallen verkehrt, wird ab Dezember 2013 zu einer Rundbahn um den Säntis. Die Züge verkehren ab St. Gallen via Rorschach - Buchs (SG) - Sargans - Ziegelbrücke nach Uznach und via Wattwil wieder nach St. Gallen. In beiden Richtungen sollen ab diesem Zeitpunkt neue FLIRT-Züge der SOB eingesetzt werden. Mit dieser neuen S4 wird ab den Walensee-Stationen und ab Ziegelbrücke erstmals eine direkte Verbindung nach St. Gallen ermöglicht. Zwischen Ziegelbrücke und Uznach verkehrt die S4 ohne Zwischenhalte.
Am Walensee verkehren ab Dezember 2013 stündlich zwei Regionalzüge:
Nebst der oben erwähnten S4 verkehrt neu auch ein beschleunigter Regionalzug von Ziegelbrücke nach Sargans mit Zwischenhalten nur in Unterterzen, Walenstadt und Flums.
Regierung sagt Ja zur modernen S-Bahn
Am 26. September 2010 stimmen die St.Galler Stimmbürgerinnen und Stimmbürger erstmals über eine kantonale Vorlage zum Ausbau der Schieneninfrastruktur ab. Mit einem Ja zur Vorlage können
in den Jahren 2011 bis 2013 zahlreiche Ausbauvorhaben im ganzen Kanton realisiert werden.
Alle Regionen des Kantons erhalten mit der S-Bahn St.Gallen 2013 einen halbstündlichen Zugang zu einem vernetzten System von Bahn und Bus. Das Zugsangebot kann um 30 Prozent erhöht werden.
Kantonsrat und Regierung empfehlen der Vorlage zuzustimmen.
Mit der S-Bahn St.Gallen 2013 erhalten alle Regionen des Kantons einen halbstündlichen Zugang zu einem vernetzten System von Bahn und Bus. Mit Gesamtinvestitionen des Bundes und des Kantons von
rund 200 Millionen Franken in das Bahnnetz können die Voraussetzungen für das neue Angebotskonzept geschaffen werden.
Der Fahrplanwechsel im Dezember 2013 bringt rund 30 Prozent mehr Zugsangebot. In den regionalen Knotenbahnhöfen entstehen optimale Anschlüsse auf Bahn und Bus. Mit dem neuen Angebot können die
Züge sehr produktiv verkehren. Die durchschnittlichen Kosten je Zugskilometer sinken.
Der Kantonsrat stimmte der Vorlage am 8. Juni 2010 mit 94:3 Stimmen bei sieben Enthaltungen sehr deutlich zu. Stimmen auch die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger der Vorlage zu, kann in rund einem
Jahr mit den Bauarbeiten begonnen werden und die Bahnen können bei der Ostschweizer Firma Stadler neue Züge für das erweiterte Bahnangebot bestellen.
Rheintal Express neu von Wil - Chur
Der Informationsanlass S-Bahn St. Gallen 2013 im Hotel Freihof in Wil
zeigte auf, dass Wil deutlich vom Ausbau des Bahnnetzes profitiert.
Die leider nicht sehr zahlreich erschienenen Teilnehmer wurden durch den Präsidenten der IG öffentlicher Verkehr Beat Tinner, Azmoos herzlich begrüsst mit der Vorstellung der Referenten.
Es braucht Verbindungen zu In- und ausländischen Wirtschaftsräumen
Regierungsrat Dr. Josef Keller informierte zuerst über die Ausgangslage und das Projekt S-Bahn 2013. Für den Wirtschaftsstandort Ostschweiz ist ein gut ausgebautes Verkehrssystem von zentraler
Bedeutung. Der Kanton St.Gallen weist starke Verflechtungen mit angrenzenden Wirtschaftsräumen und zwischen den Regionen auf. Deshalb muss der Kanton St.Gallen über attraktive Bahnverbindungen,
nicht nur innerhalb des Kantonsgebiets, sondern darüber hinaus auch mit den in- und ausländischen Wirtschaftsräumen verfügen.
Die S-Bahn St.Gallen 2013 bedeutet für den Kanton St.Gallen einen Quantensprung im öffentlichen Verkehrsangebot. Mit dem Gemeinschaftsprojekt von Kanton und den drei Bahnunternehmen SBB, SOB und
Thurbo wird ein starkes Zeichen für den Regionalverkehr im Kanton St.Gallen und in der gesamten Ostschweiz gesetzt. Die öV-Systeme seien eng miteinander verzahnt. Ein gutes nationales Angebot
ermöglicht weitere Ausbauschritte im regionalen und kommunalen Fahrplanangebot.
Rheintal-Express für Wil
Die S-Bahn-Vorlage, über die wir im September 2010 abstimmen, ermöglicht einen Halbstundentakt im nördlichen wie im südlichen Kantonsteil. Für Wil bringt auch die Weiterführung des REX (Rheintal
Express) von Chur bis Wil mit modernen Doppelstockzügen eine Verbesserung des Zugangebotes. Beschleunigung der S-Bahn Wil – St.Gallen und jede Stunde drei Verbindungen zwischen Wil, Uzwil,
Flawil, Gossau, St.Gallen und Verdichtungen zu den Hauptverkehrszeiten.
Der Kantonsrat stellte in der Beratung bekanntlich fest, dass die S-Bahn-Vorlage ausgewogen sei und das Zugsangebot im ganzen Kanton über 30 % erhöhe. Die Mehrkosten belaufen sich im Betrieb auf
brutto 11.60 Mio. Franken. Die Aufwendungen für die Infrastrukturbauten belaufen sich auf ca. 200 Mio. Franken. An diese leistet der Kanton 50 Mio. an Beiträgen in Form eines Baukredites und Fr.
30 Mio. in Form einer Vorfinanzierung. Die Volksinitiative zur Vorfinanzierung von Schienen-infrastrukturprojekten wurde im Parlament fast einstimmig gutgeheissen, ebenso der IV. Nachtrag zum
Gesetz zur Förderung des öffentlichen Verkehrs.
Ausbau beim Regionalverkehr
Stefan Thalmann, SBB Key-Account Manager Ostschweiz Infrastruktur/Netzentwicklung erklärte die technischen Veränderungen und Neubauten die nötig sind für die Realisierung der S-Bahn St. Gallen
2013. Insbesondere im Bereich zwischen St. Gallen und Wil seien zur Verkürzung der Zugfolgezeit neue Signale auf dem Streckenabschnitt Schwarzenbach–Uzwil und Anpassungen der Signalsteuerung in
Uzwil sowie neue Einfahrsignale in Gossau nötig.
Mit der S-Bahn St. Gallen 2013 bauen der Kanton St. Gallen, die SBB, die Südostbahn und THURBO den Regionalverkehr aus. Teil der für die Umsetzung des neuen Fahrplans erforderlichen
Infrastrukturausbauten ist das Verkürzen der Zugfolgezeit auf der Strecke Schwarzenbach–Gossau SG. Dies erlaubt eine Erhöhung der Kapazität auf diesem Streckenabschnitt.
Aufhebung von Bahnhöfen unvermeidbar
Bei der anschliessenden Diskussion die von Felix Gemperle, Regionenleiter Verkauf SBB, Kantonsrat als Moderator geleitet wurde, wurden Fragen betreffend der Aufhebung der Bahnhöfe Schwarzenbach
und Algetshausen aus den Reihen der Teilnehmer gestellt. Mit sogar konkreten Vorschlägen, wie man die Halte beibehalten könnte wurden die Referenten konfrontiert. Auch die Frage warum der Zug ins
Toggenburg ab Wil nur bis Wattwil geführt wird und für die Weiterfahrt nach Nesslau müssen die Zugsreisenden umsteigen hat die Teilnehmer stark interessiert.
Intercity – Züge: Halt in Wil auch nach 2013
Fragen kamen auch im Zusammenhang der Anbindung der Busse an das Bahnnetz.
Die Frage betreffend den Halten der Intercity – Züge ab 2013 interessierte vor allem die anwesenden Wiler, hier konnten die Sachverständigen die klare Aussage machen, dass die Halte auch nach
2013 noch gleich bleiben, der bereits stehende Fahrplan bestätige dies.
Das Angebot im Fernverkehr für Wil inklusive der Durchbindungen in Zürich bleiben analog heute bestehen. Es sind weder im Mengengerüst noch in der Fahrlage Änderungen vorgesehen. Auch in allen
weiterführenden Planungshorizonten bleibt Wil mit 2 Fernverkehrsprodukten halbstündlich erschlossen (mit mindestens stündlichen Direktverbindungen nach Bern).