Es ist vollbracht: Dort, wo bis 12. Dezember 2009 Süd- und Ostbahn endeten, finden sich heute nur noch ebene Erdflächen. In genau sieben Monaten Abbruchzeit wurden nicht nur der Bahnhof
samt Nebengebäuden, sondern auch unerwartet umfangreiche Reste zweier Vorgängerbauten und viele Kriegsrelikte entfernt; insgesamt rund 220.000 Kubikmeter Material aller Art.
"Es gab viele Überraschungen, aber dank bester Kooperation aller beteiligten Firmen haben wir den Zeitplan exakt eingehalten", erklärte Bauleiterin Elke Krammer von den ÖBB-Immobilien am Freitag
anlässlich des offiziellen Abbruch-Endes.
Der Abbruch dauerte genau 7 Monate und trotz vieler Funde im Boden wurde der Zeitplan eingehalten Foto: Marcel Manhart
Rund 35 Prozent des Abbruchmaterials – vor allem Betonteile – wurden am früheren Frachtenbahnhof zwischengelagert, geschreddert und am neuen Areal wieder verbaut. Bodenaushub und andere
Wertstoffe, rund 40 Prozent, konnten – wie versprochen – per Bahn abtransportiert werden, um die ohnehin von Staub und Lärm geplagten Anrainer am Gürtel zu entlasten.
Wiederverwertet wurden rund 15 Prozent, vor allem Glas, Metall, Holz oder Kunststoffe; nur etwa 10 Prozent – etwa Eternitverkleidungen – mussten auf die Sondermüll-Deponie.
Viel zu tun bekamen die schon von Beginn an eingebundenen Archäologen vom Bundesdenkmalamt (BDA): Neben zwei großen Bunkern aus dem Zweiten Weltkrieg unter der Halle legte man unter den
Gleisbauten gleich zwei Ebenen der Vorgängerbahnhöfe aus 1870 respektive 1840 frei. Es galt, alle Teile vor dem Abriss genau zu befunden und zu dokumentieren.
Archäologen im Einsatz
"Vielfach hat man die Stahlbeton-Stützen für den Neubau nach dem Krieg direkt in die alten Gewölbe impliziert; teilweise wurden diese Räume auch weiterhin genutzt. Wir haben in einem Gewölbe
sogar grellgrüne Personal-Spinde aus neuerer Zeit gefunden", erinnert sich Strabag-Hauptpolier Josef Seifter. Vielfach war der Bauzustand der alten Fassaden, Gesimse und Kohlenkeller sehr gut; es
fanden sich auch zahlreiche Ziegel mit unterschiedlichsten Prägungen. Entgegen weit verbreiteter Meinung war der alte Südbahnhof trotz harter Kämpfe hier im April 1945 in relativ gutem
Bauzustand; ein Abbruch daher nicht zwingend nötig.
Auch bei den Kriegsrelikten gab es so manche Überraschung; neben zahlreichen Bomben und Granaten fand sich im März sogar ein deutscher Fernlenk-Panzer. Neben Fotografen und Ziegel-Sammlern
stürmten aber auch viele ungebetene Gäste das Areal; der eigens engagierte Wachdienst ertappte regelmäßig Baumaschinen- und Metall-Diebe.
ÖBB und BDA arbeiten derzeit an einem Buch zum Thema alter Südbahnhof, das noch heuer erscheinen soll. Der auf der anderen Seite des Areals bereits entstehende neue Bahnhof soll 2013 fertig sein;
am Standort der alten großen Halle werden Büros gebaut.
Das frühere Bahnhofs-Areal ist nun komplett geräumt: Dort, wo seit 1840 die Züge endeten, entstehen nun Bürobauten. Foto: Marcel Manhart