Bei der nächsten Preisrunde nehmen die SBB vor allem das Generalabonnement ins Visier. Es soll ab 2012 massiv teurer werden.
Egal wie man es rechnet: Die SBB benötigen allein für die Substanzerhaltung des Netzes in den nächsten Jahren zusätzliche Mittel von mehreren Hundert Millionen Franken jährlich. Der Bund wird nur
einen Teil dieser Gelder bereitstellen, den Rest müssen die SBB selbst aufbringen. Dies soll gemäss Sprecher Reto Kormann durch kurzfristige Effizienzsteigerungen passieren. Unter anderem ist der
Abbau von bis zu 350 Verwaltungsstellen im Infrastrukturbereich vorgesehen.
Bericht HandelszeitungOnline
Weitere Aufschläge folgen
Im Herbst soll eine Arbeitsgruppe des Bundesamtes für Verkehr (BAV) Sparvorschläge auf den Tisch legen. Absehbar ist, dass die Kunden durch deutlich höhere Billettpreise an die Infrastruktur
mitzahlen sollen. Bereits auf den Fahrplanwechsel im Dezember schlagen Billette im Schnitt um 6,4% auf - sofern der Preisüberwacher den Vorschlägen zustimmt.
Doch das ist erst der Anfang. Besonders das Generalabonnement (GA) ist im Visier. Es kostet heute in der zweiten Klasse 3100 Fr. und ab Dezember 3300 Fr. Gemäss Informationen der «Handelszeitung»
soll es bereits ab 2012 massiv teurer werden. Die Rede ist von einem Aufschlag von bis zu 20%. Auch eine Variante mit einer zeitlichen Beschränkung des GA wird diskutiert.
GA deckt Kosten nicht
Der Grund: GA-Kunden sind zwar treu, aber unter dem Strich nicht rentabel. Wer mit dem GA täglich von Zürich nach Bern in der 2. Klasse pendelt, fährt heute bereits ab Ende März gratis. Und weil
die Inhaber dieser Abos Bahn und Postauto immer öfter nutzen, sinken die Einnahmen pro Kilometer. SBB-Chef Andreas Meyer rechnet denn auch öffentlich vor: «Der Personenkilometer kostet uns 16
Rappen. Die Einnahmen der Kunden mit GA liegen bei 10 Rappen.»
Bei den Infrastrukturkosten sei jahrelang aus politischen Gründen so getan worden, als wäre die Bahn billig, sagt auch Dominique Reber, Geschäftsleitungsmitglied des Wirtschaftsdachverbands
Economiesuisse. Und er zielt nicht nur auf das GA ab: In einer gross angelegten Infrastruktur-Studie kommt der Verband zum Schluss, dass die Benützung des öffentlichen Verkehrs ganz generell zu
wenig kostet (siehe Box). «Insbesondere die Infrastrukturkosten sind unzureichend durch Verkehrserträge finanziert.» Und weiter: «Besonders im Personenverkehr ist das System gefährlich: Wer mehr
fährt, profitiert mehr - das ist nicht nachhaltig.»
Alte Idee neu lanciert?
SBB-Sprecher Kormann sagt zu möglichen Preiserhöhungen nur: «Die Tarifmassnahmen per Dezember 2010 sind branchenintern verabschiedet. Über allfällige weitere Preisschritte lassen wir uns nicht
aus.» Für weitere Preiserhöhungen, insbesondere auch beim GA, bräuchten die SBB die Zustimmung der rund 200 im VöV zusammengeführten Transportunternehmungen in der Schweiz. Eine mögliche
Beschränkung der Gültigkeit des GA stehe für die SBB gemäss Kormann derzeit nicht an: «Gerade um das einfache und transparente Tarifsystem wird die Schweiz immer wieder beneidet.»
Es ist jedoch ein offenes Geheimnis, dass die SBB gerne ein GA einführen möchten, das erst ab 9 Uhr gültig ist und dafür 30% billiger wäre. Ein solches Abo ist bisher am Widerstand anderer
Verkehrsunternehmen gescheitert. Sie fürchten um die Ausflügler, die dann ausbleiben könnten. Angesichts der düsteren Finanzlage dürfte SBB-Chef Meyer mit dieser Idee aber einen neuen Anlauf
wagen - schliesslich erklärte er wiederholt, die Idee eines 9 Uhr-GA sei «nicht für alle Zeiten vom Tisch».