Pünktliche Züge und regelmässige Verbindungen in fast jeden Winkel des Landes: Beim Bahnfahren ist das Nachbarland Schweiz ein Vorzeigebeispiel. 900.000 Pasagiere täglich befördert die SBB. Geld vom Staat ist an bestimmte Projekte gebunden. Jetzt verlangt die SBB allderings mehr Geld vom Staat, weil aufgrund der vielen Passagiere weiter aufgebaut werden muss.
Während der Europameisterschaft 2008 meldete uns die Re 460 025-0, dass die Schweiz Europameister ist - Während der Weltmeisterschaft 2010 meldet uns der
ORF, dass die Schweiz Weltmeister ist, toll, Danke! Foto: Marcel Manhart
900.000 Passagiere täglich
"Der Kluge reist im Zuge", so lautet der Leitspruch der Schweizerischen Bundesbahnen. Längst ist die Eisenbahn zu einem Grundpfeiler der helvetischen Identität geworden: Mehr als 2.000 Kilometer legen die Schweizer pro Einwohner und Jahr mit dem Zug zurück, damit sind sie Weltmeister im Bahnfahren. 900.000 Passagiere täglich sind mit der Bahn unterwegs.
Flächendeckender Taktfahrplan
Wobei die sprichwörtliche Schweizerische Pünktlichkeit auch für die Eisenbahn gilt: 90 Prozent aller Züge kommen mit einer Verspätung von weniger als drei Minuten an. Einer der Hauptgründe für den großen Erfolg der SBB ist aber der flächendeckende Taktfahrplan mit garantierten Anschlüssen beim Umsteigen, sagt SBB-Sprecher Daniele Pallecchi: "Dass wir alle Stunden und halbe Stunden in die großen Bahnhöfe einfahren und glänzende Verbindungen in alle Landesteile haben machen es aus. Außerdem warten die Postbusse die Ankunft der Züge ab.
SBB schreibt schwarze Zahlen
Die Leistungen der Bahn wurden in den letzten Jahren stark ausgebaut, trotzdem schreibt sie schwarze Zahlen. Im Jahr 2009 verzeichneten die SBB einen Konzerngewinn von 260 Millionen Euro. Organisiert sind die SBB als spezialrechtliche Aktiengesellschaft, alleiniger Eigentümer ist der Bund, der auf möglichst große Eigenwirtschaftlichkeit pocht.
Staatsgeld an bestimmte Projekte gebunden
Der Personalstand wurde in den 1990-er Jahren von 40.000 auf 28.000 reduziert, Beamte gibt es unter den Bahnmitarbeitern keine. Auch das Pensionsalter ist mit 65 gleich hoch wie jenes in anderen Branchen. Der wirtschaftliche Druck auf die SBB ist groß, die Bahn muss so genannte Leistungsvereinbarungen mit dem Bund einhalten, sagt Bahn-Sprecher Daniele Pallecchi: "Wir erhalten eine bestimmte Summe in dieser Leistungsvereinbarung und wir müssen dann selber wirtschaften. Natürlich sind diese Gelder an ganz bestimmte Projekte gebunden. "
30 Prozent mehr Passagiere
Der Erfolg der Schweizer Bahn hat jedoch auch eine Kehrseite: weil allein in den letzten fünf Jahren die Anzahl der Passagiere um 30 Prozent zugenommen hat, sind sowohl die Züge als auch das dicht befahrene Schienennetz völlig überlastet.
SBB: Mehr Geld vom Staat und den Kunden
Deshalb verlangen die SBB von Regierung und Parlament mehr Geld für den Erhalt der Infrastruktur und neue Bahnstrecken. Zudem müssen künftig auch die Kunden tiefer in die Tasche greifen, sagt SBB-Sprecher Daniele Pallecchi: "Billetpreiserhöhungen müssen kommen, weil auch bei uns die Kosten steigen, wegen der Anforderung der Behörden bezüglich Sicherheit etc."
Tunnels: Gesamter Güterverkehr soll auf die Schiene
Das Schweizer Bahnnetz dürfte trotzdem stark befahren bleiben. Nicht zuletzt will die Schweiz mit dem milliardenschweren Bau von zwei Basistunnels, der NEAT, den alpenquerenden Güterverkehr auf die Schiene bringen. Einer der Tunnels, der Lötschberg ist bereits in Betrieb. Der mit 67 Kilometern längste Eisenbahntunnel der Welt, der Gotthard-Basis-Tunnel soll Ende 2017 eröffnet werden. Nicht nur Güterzüge, sondern auch der Personenverkehr zwischen Nord- und Südeuropa werden dann mit Hochgeschwindigkeit durch die Schweizer Alpen brausen.