"Der Kahlschlag der Deutschen Bahn AG am Kundenservice geht weiter und wird immer dreister. So werden systematisch Kunden vergrault", kommentiert Berthold Friess, Landesgeschäftsführer des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) in Baden-Württemberg die heute bekannt gewordenen Pläne der Bahn.
Demnach sollen an Sonntagen die Reisezentren weiterer Städte wie Aalen, Göppingen, Reutlingen und Rottweil geschlossen bleiben. Erst vor einem Jahr seien die Öffnungszeiten der Reisezentren an
fast 40 Bahnhöfen im Land reduziert worden. Damals konnte in einer Vereinbarung zwischen dem Land und der Deutschen Bahn die sonntägliche Schliessung der Schalter weitgehend verhindert
werden.
"Nun zeigt sich, dass Vereinbarungen mit der Bahn keinen Pfifferling wert sind. Die Bahn macht was sie will; sie ist kein verlässlicher Partner", bewertet Friess die neuen Schliessungspläne. Der
BUND fordert das Land auf, gegenüber der Bahn eine härtere Gangart einzuschlagen und dem Serviceabbau nicht tatenlos zuzusehen. "Wir erwarten, dass bei zukünftigen Ausschreibungen von regionalen
Verkehrsangeboten analog zur Schwarzwaldbahn der Fahrkartenverkauf im Zug als verbindliches Kriterium gilt. Generell sollte der Verkehrsvertrag zwischen dem Land Baden-Württemberg und der
Deutschen Bahn zukünftig auch Regelungen zum Fahrkartenverkauf enthalten", so Friess an die Adresse der Landesregierung.
Die aktuellen Pläne sind nach Ansicht des BUND Teil einer Kette von Sparmassnahmen, die immer mehr Fahrgäste vom Bahnfahren ausschließen. "Seit Mitte 2007 werden in baden-württembergischen Nahverkehrszügen keine Fahrkarten mehr verkauft. Kunden, die am Automaten scheitern oder im Gedränge an den zu wenigen Automaten keine Fahrkarte mehr erwerben können, werden als Schwarzfahrer verfolgt", erläutert Friess. Aber auch privaten Reisebüros, die Fahrscheine der Bahn verkaufen, werde das Leben schwer gemacht. In den letzten fünf Jahren hätten sich die Provisionen der Bahn für den Fahrkartenverkauf mehr als halbiert. Private Agenturen, die in der Vergangenheit in vielen kleineren Städten und Bahnhöfen mit viel Engagement den Verkauf übernommen haben, würden praktisch gezwungen, vom Kunden eine zusätzliche "Servicegebühr" zu verlangen, um wirtschaftlich überleben zu können. Der BUND hält diese kundenfeindliche Haltung der Bahn für unsozial und verkehrspolitisch wie ökonomisch kurzsichtig. "Die Bahn erhält jährlich Milliarden Euro an Steuergeldern für das Schienennetz und die Regionalzüge - und erdreistet sich, den Kunden quasi die Tür vor dem Kopf zuzuschlagen", kritisiert BUND-Landesgeschäftsführer Friess.