Carlo Janka und Simon Ammann holen je den Gesamtweltcup

Carlo Janka: Ich war alleine und nervös

Carlo Janka ist mit 23 Jahren Gesamtweltcup-Sieger, Olympiasieger und Weltmeister. Der Bündner sagt dazu: «Ich hoffe, dass es so weitergeht.»

Die emotionellen Ausbrüche gab es von Carlo Janka auch nach seinem jüngsten Triumph nicht. Die Erlösung war ihm aber dennoch anzumerken und anzusehen. «Es ist fantastisch. Jetzt habe ich den Gesamtweltcup geholt und bin schon Olympiasieger und Weltmeister», sagte er in einer ersten Reaktion. Es sei eine «perfekte Saison».

Vor dem zweiten Lauf «war ich im Starthaus schon etwas nervös». Als Erster nach dem ersten Lauf sei er noch alleine im Starthaus gestanden. «Kein Mensch war mehr da oben, nur noch einige Betreuer», erzählte Janka im Interview mit dem Schweizer Fernsehen. «Das Gefühl im ersten Lauf hat aber gepasst. Ich konnte das umsetzen, was ich mir vorgenommen hatte», so der Bündner. «Es waren meine Bedingungen heute.»

 

«Es passt zum Tag, dass Albrecht wieder fuhr»
Der Erfolg bedeute ihm sehr viel. «Gesamtweltcup, Olympia und WM – ich weiss nicht, was ich da noch sagen soll», sagte der «Iceman» dann doch noch etwas bewegt. «Jetzt habe ich alle drei grossen Sachen gewonnen und bin erste 23 Jahre alt. Ich hoffe, dass es so weitergeht», ergänzte er später. Der Erfolge mochte er aber nicht einordnen. «Ich bin natürlich stolz auf die Siege in Beaver Creek und in Wengen. Für den Gesamtweltcup muss man eine ganze Saison gut sein. Und über Olympia müssen wir nicht diskutieren», meinte Janka.

Zusätzlich zur Freude über die grosse Kristallkugel, die er als erst vierter Schweizer und als erster seit Paul Accola 1992 gewinnt, kam die Freude über den ersten Auftritt von Daniel Albrecht, seinem ehemaligen Zimmerkollegen, im Weltcup seit dem schweren Sturz vor über einem Jahr in Kitzbühel. Er ging jeweils als Vorfahrer über die Piste. «Es passt zum Tag, dass Dani wieder fährt. Ich war erstaunt, wie gut er schon wieder ist. Das ist ein Versprechen für die nächste Saison», erklärte Janka.

 

Das Lob von Benjamin Raich
Als fairer Verlierer gab sich Benjamin Raich, der vor dem Slalom 106 Punkte hinter Janka liegt und den Schweizer damit auch mit einem Sieg nicht mehr überholen kann. «Natürlich bin ich enttäuscht. Aber ich habe alles gegeben, und es war kein besseres Resultat möglich. Carlo ist zu recht vorne», so der geschlagene Österreicher, der wohl zum dritten Mal Zweiter im Gesamtweltcup werden wird.

«Ich hatte diese Saison keine ganz grossen Siege. Wenn man die Saison von Carlo anschaut, dann ist das fantastisch und der Sieg verdient», sagte Raich im SF. «Er ist ein technisch guter Skifahrer, der überall schnell sein kann. Und er hat eine Coolness», lobt er seinen Konkurrenten.

 

 

Historischer Sieg für Simon Ammann

Simon Ammann setzt seiner Saison die Krone auf. Heute Abend gewann er das Skispringen von Lillehammer und holte den Gesamtweltcup. Das ist vor ihm noch keinem Schweizer gelungen.

Mit dem 16. Weltcuperfolg seiner Karriere legte der Olympiasieger in Lillehammer (No) so viele Punkte vor, dass er bereits vor dem abschliessenden Wettkampf am Sonntag am Holmenkollen in Oslo nicht mehr eingeholt werden kann. Bevor sein neuester Erfolg feststand, musste Ammann ein klein wenig zittern. Bei Halbzeit führte in Lillehammer Adam Malysz.

Doch dem Polen misslang im Final die Bestätigung. Malysz rutschte noch auf den 3. Platz ab. Ammann hingegen gefiel erneut mit Beständigkeit. Mit dem 14. Platz hätte es ihm schon gereicht, die Kristallkugel sicherzustellen. Mit seinem Sieg zeigte Ammann erneut auf, welche Ausnahme-Erscheinung er im Lager der Springer ist.

 

Steiner egalisiert und überholt
In Lillehammer, dem Olympia-Ort von 1994, hatte Ammans unvergleichlicher Winter seinen Anfang genommen. Nach zwei 12. Plätzen zum Auftakt in Kuusamo (Fi) und in Lillehammer feierte der Toggenburger am 6. Dezember seinen ersten Vollerfolg dieses Winters. Es folgte eine Serie, die ihresgleichen sucht. Schlechter als im 5. Rang war Ammann nie klassiert. Dies trug ihm den Vorteil gegenüber Gregor Schlierenzauer ein, seinem hartnäckigsten Gegner. Der Österreicher verzichtete auf die beiden Wettkämpfe in Sapporo (Jap) am 16./17. Januar. Ammann seinerseits passte am 6. Februar in Willingen (De), um besser für die Winterspiele gerüstet zu sein.

Im vergangenen Winter hatte Ammann den Weltcup als Zweiter mit lediglich 19 Punkten Rückstand auf Schlierenzauer beendet und damit Walter Steiner egalisiert, der 1974 und 1977 ebenfalls Weltcup-Zweiter geworden war. Nun entschied der Toggenburger als erster Schweizer die in diesem Winter aus 24 Springen bestehende Serie für sich. Unter den Springern geniesst der Gewinn des Gesamt-Weltcups grosse Anerkennung, weil er die Leistungskonstanz im Verlaufe des ganzen Winters widerspiegelt.