Sechs von zehn Österreicherinnen und Österreicher fahren regelmäßig mit Öffentlichen Verkehrsmitteln. Bereits jeder vierte Kilometer wird in Österreich öffentlich gefahren, wie eine aktuelle VCÖ-Studie zeigt. Die VCÖ-Studie hat untersucht, welche Weichenstellungen für die Zukunft des Öffentlichen Verkehrs notwendig sind. Vorrangig sind ein bundesweiter Taktfahrplan, ein gesichertes Grundangebot, die Modernisierung bei Ticketing und Fahrgastinformation sowie gezielte Verbesserungen der Infrastruktur.
"Der Öffentliche Verkehr ist für die Österreicherinnen und Österreicher sehr wichtig. Aber es gibt vieles, was zu verbessern, zu modernisieren und auszubauen ist", stellt VCÖ-Experte DI Martin
Blum fest. Vor allem der Vergleich mit der Schweiz zeigt sehr gut, wo es in Österreich Verbesserungsbedarf gibt.
Die VCÖ-Studie zeigt, dass 27 Prozent der Bevölkerung das nächste regionale Zentrum mit Öffentlichen Verkehrsmitteln nicht innerhalb von 30 Minuten erreichen können. Wird Wien nicht
berücksichtigt, dann erhöht sich dieser Anteil sogar auf 33 Prozent. Dagegen sind 98 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher mit dem Auto in 30 Minuten in einem regionalen Zentrum."In
Österreich ist die Straßeninfrastruktur besser ausgebaut als jene des öffentlichen Verkehrs. Das Schienennetz wurde jahrzehntelang vernachlässigt. Jetzt gibt es einen großen Aufholbedarf", betont
VCÖ-Experte Blum.
Die internationale Energieagentur rechnet nach dem Ende der Krise mit einem starken Anstieg der Erdölpreise. Das Angebot muss mit der wachsenden Nachfrage Schritt halten. Ansonsten besteht die Gefahr, dass Mobilitätsarmut ein großes Problem in Österreich wird, warnt der VCÖ.
VCÖ-Studie: Die notwendigen Weichenstellungen im Öffentlichen Verkehr
1. Bundesweiten Taktfahrplan rasch umsetzen
Eine optimale Versorgung der Bevölkerung mit öffentlichen Verkehrsverbindungen ist mit einem bundesweiten Taktfahrplan erreichbar. "Die Schweiz hat vorgezeigt, wie damit die Zahl der Fahrgäste
erhöht werden kann. Ein überregionaler Taktfahrplan bildet das Rückgrat, Bus und Bahn in der Region knüpfen daran an", erläutert VCÖ-Experte Blum. Im Rahmen der VCÖ-Studie wurde untersucht,
welche Verbindungen bereits "taktfähig" sind und welche noch zu verbessern sind. Der VCÖ fordert, dass sich die Investitionen in das Schienennetz nach dem Erreichen des Taktfahrplans
richten.
2. Grundversorgung mit Öffentlichem Verkehr festlegen
In der Schweiz ist die Grundversorgung mit Öffentlichem Verkehr gesetzlich definiert: Jede Linie mit durchschnittlich mehr als 32 Fahrgästen am Tag wird mindestens viermal täglich befahren.
Fahren pro Tag mehr als 500 Personen, wird mindestens ein Stundentakt eingerichtet. Ein Stundentakt ist in Österreich abseits der Hauptstrecken nur in wenigen Gebieten gewährleistet. Der VCÖ
spricht sich für eine bundesweite Regelung aus. Ziel sollte sein, dass 80 Prozent von Österreichs Bevölkerung direkten Zugang zu Öffentlichem Verkehr im Stundentakt haben.
3. Modernisierungsoffensive: Elektronisches Ticketing
"Der Papierfahrschein ist genauso antiquiert, wie es der Krankenschein war. So wie es heute die e-card gibt, sollte es in Österreich in einigen Jahren eine m-card, eine Mobility Card, geben. Die
nötigen Weichenstellungen für die Einführung sollten noch heuer erfolgen", betont VCÖ-Experte Blum. Die Mobility-Card ermöglicht die Benützung jedes öffentlichen Verkehrsmittels, für die
Fahrgäste gibt es eine Bestpreisgarantie. In den Niederlanden gibt es seit Jänner eine Mobility-Card.
4. Finanzierung des Öffentlichen Verkehrs sicher stellen
Ein wichtiger Schritt für besseren Öffentlichen Verkehr ist klare Zuständigkeiten und transparente Finanzierungsströme zu schaffen.
Die Verbesserung des Öffentlichen Verkehrs und die damit verbundene Zunahme an Fahrgästen haben einen mehrfachen Nutzen. Steigen mehr Menschen vom Auto auf Öffentliche Verkehrsmittel um, kommt
Österreich seinen Klimaschutzzielen näher.
Die VCÖ-Studie zeigt auch, dass der Öffentliche Verkehr ein wichtiger Wirtschaftsfaktor ist. Eine Milliarde Euro in den Ausbau des Öffentlichen Nahverkehrs investiert, bringen rund 16.500
Arbeitsplätze. Eine Milliarde Euro für den Bau einer Autobahn bringen hingegen nur 10.190 Jobs.