Noch 36 statt 70 Minuten soll die Bahnreise von St. Gallen nach Konstanz dauern, wenn ab 2015 ein Schnellzug auf dieser Strecke verkehrt. Die Verbindung soll die Ostschweiz ans europäische Hochleistungsnetz anbinden.
Wer heute mit der Eisenbahn von St. Gallen nach Konstanz fahren will, braucht für die Reise über eine Stunde. Der Zug hält dabei nicht nur an jeder Station, der Fahrgast muss sicher in Kreuzlingen und in der Hälfte der Fälle auch in Romanshorn umsteigen. Ab 2015 soll damit Schluss sein. Ein Schnellzug soll dann St. Gallen mit Konstanz verbinden. Statt 19mal hält der Zug dazwischen noch zweimal, in Romanshorn und Kreuzlingen Hafen, statt 70 Minuten dauert die Fahrt noch 36.
«Die wirtschaftliche und kulturelle Verflechtung der beiden Grossagglomerationen St. Gallen und Konstanz wird noch zunehmen», sagt Werner Müller, Leiter der Abteilung öffentlicher Verkehr und Tourismus beim thurgauischen Departement für Inneres und Volkswirtschaft. Doch auch dem Thurgau bringe die neue Linie eine Aufwertung, namentlich Kreuzlingen und Romanshorn. «Diese Regionen werden als Wohn- und Arbeitsort attraktiver», sagt Müller.
Anbindung an ICE
Doch bevor der erste Schnellzug von St. Gallen nach Romanshorn braust, werden viele Bahnhöfe und Streckenabschnitte auf der Linie zu Baustellen. In drei Hauptprojekte sind die Baumassnahmen
aufgeteilt. 60 Millionen Franken sollen sie kosten. Die Rechnung zahlt der Bund: Mehrere Projekte in der ganzen Schweiz sollen das SBB-Netz bis 2015 besser mit dem europäischen Hochleistungsnetz
verbinden, das hat das Parlament 2005 entschieden.
Der Schnellzug nach Konstanz bringt die Ostschweiz näher ran: Von Zürich kommend, hält der ICE der Deutschen Bahn in Singen und ist von dort in zwei Stunden in Stuttgart. «Es ist denkbar, dass
der Schnellzug in einer zweiten Phase bis Singen verkehrt», sagt Werner Müller.
In einer ersten Phase wird der Schnellzug aber erst alle zwei Stunden fahren. Eine stündliche Direktverbindung dürfte es ab 2018 geben, schätzt Werner Müller. Dass der Schnellzug voll wird, daran
zweifelt er nicht.
Die Linien zwischen St. Gallen, Romanshorn, Kreuzlingen und Konstanz würden jetzt schon gut genutzt. Er hofft auch, dass dank schneller, umsteigefreier Reise mehr Autofahrer auf die Schiene
wechseln. Trotzdem: «Zu Anfang wird die Strecke nicht kostendeckend betrieben werden können», sagt Müller. Der Bund, die Stadt Konstanz und die Kantone Thurgau und St. Gallen bestellen die Züge
bei den SBB. Wie viel das den Thurgau koste, sei unklar. Es sei auch vom Rollmaterial abhängig.
Nachfrage stieg um 50 Prozent
Schnellzüge von St. Gallen nach Konstanz gab es schon einmal, in den Achtzigern, erinnert sich Werner Müller. «Doch es gab noch keinen Taktverkehr, die Züge waren auch nicht so schnell.» So sei
die Nachfrage nur gering gewesen. Das werde nicht noch einmal geschehen, schätzt Müller. «Wir sind jetzt in einem Zeitalter, in dem der öffentliche Verkehr viel mehr genutzt wird.» Dank dem
Ausbau in den vergangenen Jahren sei die Nachfrage in den letzten zehn Jahren um die Hälfte gewachsen.
Auf den vorhandenen Gleisen allein wäre ein Schnellzug zwischen St. Gallen und Konstanz, zusätzlich zum bestehenden Halbstundentakt, nicht möglich. Etliche Bahnhöfe und Streckenabschnitte werden deshalb ab 2013 ausgebaut. Die Spange Galgentobel nach St. Gallen ist bereits im Bau, da es auch die Strecke St. Gallen-St. Margrethen betrifft. Der Bahnhof Neukirch-Egnach muss zu einer Kreuzungsstation ausgebaut werden. Südlich des Bahnhofs Romanshorn werden zwei zusätzliche Spurwechsel nötig.
Zwischen Romanshorn und Kreuzlingen werden es drei Baustellen: In Uttwil müssen Weichen, Signale und Perrons verändert werden, auch hier werden die Schnellzüge mit Regionalzügen kreuzen. In Altnau muss nur ein Signal verschoben werden. Der Bahnhof Kreuzlingen Hafen wird am meisten ausgebaut: Hier kommt ein neues Perron sowie eine Personenunterführung hin.