Zehn Jahre Jubiläum Klima-Wind-Kanal in Wien Floridsdorf

Mit Beginn des Jahres 2003 nahm der weltweit grösste Klima-Wind-Kanal in Wien-Floridsdorf seinen Betrieb auf. Seitdem wurden dort aber nicht nur Schienenfahrzeuge, Autos, Lkw, Flugzeuge oder Hubschrauber Wind und Wetter ausgesetzt. Auch Skispringer testeten ihre Aerodynamik und zwecks der Überprüfung des Pollenflugs von Nadelbäumen wurde sogar ein kleines Wäldchen aufgebaut und kontrolliert angeblasen. Am 27. Juni 2013 wurde das zehnjährige Bestehen des Hi-Tech-Prüfstands von Rail Tec Arsenal (RTA) im Rahmen einer Jubiläumsveranstaltung nachgefeiert.

Jubiläumsveranstaltung zum 10-jährigen Bestehen von RTA         Foto: Marcel Manhart

 

 

Am 27. Juni 2013 wurden bei Rail Tec Arsenal (RTA) die ersten 10 Betriebsjahre des neuen Klima-Wind-Kanals in Wien Floridsdorf gefeiert. Die Wiener Anlage besteht aus zwei Prüfstätten. Im 100 Meter langen "großen Kanal" werden maximale Windgeschwindigkeiten von 300 Stundenkilometern bei Temperaturen von minus 45 Grad bis 60 plus Grad erreicht. Der "kleine Kanal" schafft das gleiche Temperaturspektrum. Auf einer Länge von fast 34 Metern bläst dort der Wind mit maximal 120 Stundenkilometern.

 

 

Klimatests an Schienenfahrzeugen


Trotz vieler Aufträge aus der Industrie arbeite man am Klima-Wind-Kanal stark neugiergetrieben, erklärte der Technische Direktor, Gabriel Haller im Gespräch mit der APA. "Wir haben auch den Anspruch weltweit erster Partner für Klimatests an Schienenfahrzeugen zu sein. Dafür muss man proaktiv etwas tun." 31 interne Entwicklungs- und Forschungsprojekte und fast ebenso viele einschlägige Fachpublikationen stehen zu Buche, 342 Aufträge aus der Industrie wurden abgewickelt. Zwei Drittel davon für die Eigentümer Austrian Institute of Technology (AIT), Siemens, Bombardier, Alstrom, Ansaldobreda und Firema Transporti.

 

Auch abseits des Kerngeschäfts habe sich in den ersten zehn Jahren viel getan. An ein Projekt, das auf eine Initiative der Universität für Bodenkultur (Boku) Wien zurückgeht, erinnert sich der Techniker besonders gerne. Dabei ging es um die Untersuchung der Pollenausbreitung von Nadelbäumen. Mathematische Modelle darüber sollten unter definierten Windbedingungen überprüft werden.

 

 

Wald aus Bäumen unterschiedlicher Höhe


"Da wurde im großen Klima-Wind-Kanal ein etwa 20 Quadratmeter großer Wald aus Bäumen unterschiedlicher Höhe aufgebaut". Mit Hilfe einer auf dem Boden ausgelegten Klebefolie wurde dann der Pollenflug dokumentiert. "Der Klima-Wind-Kanal hat einen herrlichen Duft entwickelt - was sonst nie der Fall war. Es war einfach schön zu sehen, dass man hier Forschung aus anderen Fachbereichen sinnvoll unterstützen kann, an die man eigentlich nicht denken würde", so Haller.

 

Typischerweise handelt es sich bei den Forschungsobjekten im Klima-Wind-Kanal aber nicht um Bäume, sondern um Schienenfahrzeuge. Ein großer Schwerpunkt lag darauf, standardisierte Testprozeduren für alle maßgeblichen Komponenten von Zügen aller Art zu entwickeln.

 

 

Simulation von Regen und Schnee


Vor allem die Simulation von Regen, Schnee und ihrer Vor- und Zwischenstufen sei alles andere als trivial. "Wenn wir das Problem aber einmal exakt nachbilden können, dann ist es ein Leichtes, unter wiederholbaren gleichen Bedingungen, Modifizierungen und Verbesserungen zu testen. Das ist das Schöne daran, denn auf der Strecke habe ich vielleicht erst in drei Jahren wieder diesen Zustand", so Haller.

Im Automotive-Bereich sei man aufgrund der außergewöhnlichen Größe vor allem für Entwickler von LKW und Bussen ein wichtiger Ansprechpartner.

 

Daneben ist auch die Luftfahrt in den vergangenen Jahren zunehmend zum Schwerpunkt geworden. Aktuell arbeiten die Techniker an neuen Methoden zur Simulation der Bedingungen, die beim Durchfliegen von Wolken vorherrschen. Gelingt es, diese gefrierenden feinen Tröpfchen zu erzeugen, könne Anfälligkeit für Vereisungen bei Flugzeug-Triebwerken getestet werden. Aufgrund der extremen Kühlleistung des Wiener Klima-Wind-Kanals könnten die Tests dann vermutlich auch bei laufenden Triebwerken durchgeführt werden. Haller: "Ich glaube, das wäre weltweit einzigartig".

 

Eco-Tram der Wiener Linien am 27. Juni im Klima-Wind-Kanal       Foto: Marcel Manhart