Die private WESTbahn GmbH wirbt verstärkt auch um Autofahrer

Um ihre Züge stärker auszulasten startet die WESTbahn eine Werbeoffensive, Testgutscheine gehören dazu.

 

Der Geschäftsführer der mehrheitlich privaten WESTbahn, Erich Forster, sieht das Konkurrenzunternehmen zu den ÖBB im zweiten Jahr des Bahnbetriebs im Aufwärtstrend. Für das Jahr 2013 werde der Break-even angepeilt, "Gewinne werden noch einige Zeit dauern", sagt Forster. Die WESTbahn wolle ihr Zugangebot zwischen Wien und Salzburg in einem Mehrstufenplan in den nächsten Jahren ausbauen und ihr Service und Angebot für die Bahnfahrer perfektionieren. Genaue Zahlen über Passagiere und Unternehmensergebnisse werden nicht bekanntgegeben.

WESTbahn Züge am Wiener Westbahnhof                                        Foto: Marcel Manhart

 

 

Der weitere Ausbau soll stufenweise erfolgen: Im Vorjahr (im Bahnfahrplan: Dezember 2011 bis Dezember 2012), dem ersten Jahr im Bahnbetrieb, wurden 2,9 Millionen Zugkilometer angeboten, heuer sind es 3,16 Millionen. Im Letztausbau soll das Angebot schließlich auf 3,7 Millionen Zugkilometer steigen. Dabei soll alles mit den bestehenden sieben Doppelstock-Zügen der Schweizer Stadler Rail abgedeckt werden, die tagsüber auf der Strecke sind und in der Nacht gewartet werden. Durch die Ausweitung des Parkpickerls in Wien werde der Trend zur Bahn verstärkt, aber auch in Oberösterreich seien starke Passagierzuwächse zu verzeichnen. Und mit der Inbetriebnahme des Hauptbahnhofs werde die Westbahn durch die Abfahrten am Westbahnhof weiter punkten.

 

 

Fahrzeugfinanzierung zurückverdienen

 

"Wir müssen die Fahrzeugfinanzierung zurückverdienen", erläutert Forster. Die drei Eigentümer der Westbahn-Muttergesellschaft Rail Holding, die staatliche französische Bahngesellschaft SNCF, der Bau-Industrielle Hans Peter Haselsteiner (Strabag) und die Schweizer Augusta Holding, hinter der der Investor Erhard Grossnigg steht, haben offenbar einen langen Atem, Absprungtendenzen quasi vom fahrenden Zug sieht der Geschäftsführer keine. "Im Bahngeschäft ist der Weg bis zum Gewinn länger, aber dann ist der Personenverkehr konjunkturell resistent."

 

Der frühere ÖBB-Manager Forster hat die Nachfolge des Westbahn-Mitgründers und erstem Geschäftsführer Stefan Wehinger angetreten. Dieser war im Juni 2012 überraschend ausgeschieden. Die neue Westbahn-Spitze mit Forster und Clemens Schneider fährt gegenüber den ÖBB einen deutlich kooperativeren Kurs, während Wehinger regelmäßig gegen seinen früheren Arbeitgeber, die Bundesbahn, gewettert hatte und vor Gericht gezogen war.

 

Das kooperative Vorgehen werde auch beibehalten, versichert Forster. Er ist überzeugt, dass mit den ÖBB bei verschiedenen Punkten eine Lösung gefunden werden könne. So etwa bei der Entzerrung der Zugabfahrtszeiten: Derzeit fahren die ÖBB- und Westbahn-Züge von Wien in einem knappen Zeitfenster von 20 Minuten weg, dann fährt 40 Minuten gar kein Zug nach Salzburg. Da müsse man sich zusammensetzen und nach Lösungen im Interesse der Kunden suchen. Auch ÖBB-Chef Christian Kern hatte dies bereits angeregt.

 

 

Neue Werbeoffensive

 

Um ihre Züge stärker auszulasten startet die Westbahn nun eine Werbeoffensive: Zielgruppe sind die Autofahrer. Auf den Autobahnabfahrten der Westautobahn wird mit Plakaten auf die geringen Kosten für ein Westbahn-Ticket auf der jeweiligen Strecke hingewiesen. Mit einer Postwurfaktion an eine halbe Million Haushalte entlang der Strecke werden Fahrpläne und Testgutscheine verteilt. Sogar auf ÖBB-Brücken wirbt die Westbahn, die angefragten Flächen wurden von der Staatsbahn dem Mitbewerber zur Verfügung gestellt: "Dafür müssen wir natürlich bezahlen".

Den EU-Liberalisierungsplänen mit einer Abtrennung der Infrastruktur vom Bahnbetrieb, was bei den ÖBB zu einer Aufspaltung führen würde, kann Forster wenig abgewinnen. Entscheidender für das Funktionieren von Wettbewerb sei vielmehr ein guter Regulator. In Österreich werde diese Aufgabe von der Schienen-Control mit ihrer Geschäftsführerin Maria-Theresia Röhsler hervorragend erfüllt.

 

Die Westbahn-Züge sind im ÖBB-Fahrplansystem "Scotty" aufgenommen. Offen sei derzeit die Aufstellung einer Westbahn-Zuginformation am Bahnhof Salzburg, der denkmalgeschützt sei. Aber auch hier werde man mit den ÖBB gemeinsam eine Lösung finden, ist Forster überzeugt. Die Probleme im Tunnel auf der neuen Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen Wien und St. Pölten wurden durch eine geringe Änderung bei der Türsicherung beseitigt, versichert Forster.

 

Mit den französischen Miteigentümern, der staatlichen französischen Bahngesellschaft SNCF, wird übrigens Englisch gesprochen. Französisch könne er gar nicht, sagt Forster.