Mehr Kapazität für den Nord-Süd-Verkehr mit der zweiten Rheinbrücke in Basel

Um das politisch breit abgestützte verkehrspolitische Ziel zu erreichen, den alpenquerenden Güterverkehr von der Strasse auf die Schiene zu verlagern, setzt sich das Bundesamt für Verkehr (BAV) für leistungsfähige Güterverkehrskorridore vom Norden Europas durch die Schweiz in Richtung Süden ein. In der Schweiz wie auch in den Nachbarländern werden schrittweise Fortschritte erzielt. Dazu zählt auch die zweite Eisenbahnbrücke über den Rhein, die im letzten Monat in Basel eingeweiht wurde. Sie erleichtert den Verkehrsfluss am wichtigsten Übergang zwischen der Schweiz und Deutschland und verbessert die Zufahrt zur Neuen Eisenbahn-Alpentransversalen (NEAT).


Bundesamt für Verkehr - BAV Medieninformation

Die neue Rheinbrücke in Basel                                                        Foto: Marcel Manhart

 

 

Die stählerne Eisenbahnbrücke, die unterdessen 140 Jahre alt ist, hat eine Schwester aus Beton bekommen. Die Kosten für das zweigleisige Bauwerk, das in drei Jahren erstellt wurde, belaufen sich auf 57 Millionen Franken und werden über die Leistungsvereinbarung zwischen Bund und SBB finanziert. Dank der fast 240 Meter langen zweiten Rheinbrücke können Personen- und Güterzüge zukünftig besser voneinander getrennt werden.

 

Die Fertigstellung der Brücke stellt einen wichtigen Meilenstein beim Ausbau der Zubringerstrecken zu den NEAT-Basistunnels am Lötschberg und Gotthard/Ceneri dar, wie BAV-Direktor Peter Füglistaler anlässlich der offizielle Einweihung am 22. Oktober 2012 unterstrich. Gleichzeitig zeigte er sich erfreut über die Fortschritte auf deutschem Boden und wies dabei insbesondere auf die Verdoppelung der Bahngleise am Oberrhein zwischen Karlsruhe und Basel hin. Zudem soll auch der Katzenbergtunnel in Kürze dem Verkehr übergeben werden. Wo bislang noch Unsicherheiten herrschten, zeichnen sich Finanzierungslösungen ab, und Widerstände werden zunehmend ausgeräumt (dies insbesondere in Bezug auf die Güterumfahrung von Freiburg im Breisgau und den Rastatter Tunnel).

 

Die nächste Konferenz zum Güterbahnkorridor Zeebrugge-Antwerpen/Rotterdam-Basel-Genua (Korridor 1/A)  findet in diesem Jahr ebenfalls in Deutschland statt. Sie befasst sich mit den Perspektiven für die Wirtschaft und wird vom BAV und der Schweizer Botschaft in Berlin organisiert. Nachdem diese Konferenz 2011 in Rotterdam durchgeführt wurde, findet die zweite Ausgabe am 15. November 2012 in Köln statt. Eingeladen sind Vertreterinnen und Vertreter der Politik und der Gütertransportbranche aus der Schweiz, Deutschland und den Benelux-Ländern.

 

Das Thema NEAT und Nord-Süd-Korridore beschäftigt auch die Schweizer Botschaft in Rom, da Italien ebenfalls zu den wichtigen Gesprächspartnern des Bundes in diesem Bereich gehört. So gab die Botschaft eine Studie zu den wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Auswirkungen des Korridors 1 in Auftrag, die am 23. Oktober in Anwesenheit von Peter Füglistaler in Genua vorgestellt wurde. Dieser wies in seiner Rede darauf hin, wie wichtig es ist, dass den Transporteuren auch in Italien ausreichende Kapazitäten und Infrastrukturen zur Verfügung stehen, die sich für Sattelauflieger mit 4 Metern Eckhöhe eignen.

 

Die Schweiz bereitet sich momentan darauf vor, die Gotthard-Achse an die neuen Gegebenheiten anzupassen (Vorlage 4-Meter-Korridor). Der Bundesrat erklärte sich im Übrigen bereit, die entsprechenden Arbeiten auf der italienischen Seite vorzufinanzieren. Ein diesbezügliches Memorandum of Understanding zwischen Schweiz und Italien sollte in den nächsten Monaten auf Ministerebene unterschrieben werden.

 

 

Unverzichtbare Zusammenarbeit

 

Eine gute Infrastruktur alleine  garantiert jedoch noch nicht den Erfolg der internationalen Güterverkehrs­korridore. Damit diese Einrichtungen auch tatsächlich optimal genutzt werden, müssen zudem günstige Betriebsbedingungen geschaffen werden, und die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Akteuren des Marktes (Infrastrukturbetreiber, nationale Trassenvergabestellen, Eisenbahngesellschaften, Operateure) muss verstärkt werden. In diesem Sinne ist ein Memorandum of Understanding (MoU) zwischen den Ländern, die direkt von den Korridoren 1/A und 2/C (Rotterdam-Antwerpen-Luxemburg-Lyon/Basel) betroffen sind, geplant. Es soll Rahmenbedingungen für die Trassenzuteilung auf diesen beiden Achsen skizzieren.

Ein solches MoU liegt auch im Interesse der EU, die Korridore für den Güterverkehr entwickeln will. Zu diesem Zweck ist namentlich vorgesehen, für jeden Korridor eine «einzige Anlaufstelle» für die Vergabe der notwendigen Trassen an Güterzüge zu schaffen, die mindestens ein Mal über den Korridor 1 oder 2 die Grenze zwischen zwei Ländern überqueren.

Zudem spielt die Harmonisierung der Bahnsysteme in den verschiedenen Ländern ("Interoperabilität") eine wichtige Rolle. Um einen sicheren und durchgehenden grenzüberschreitenden Zugsverkehr zu gewährleisten ist die Schweiz daran, Ihr Recht anzupassen. Die Revision soll im Juli 2013 in Kraft treten.

 

 

 

Siehe auch Beitag vom 22. Oktober 2012

2. Rheinbrücke Basel: Ein wichtiger Brückenschlag am Rheinknie