Der CEO von Stadler Rail Peter Spuhler tritt als Nationalrat zurück

In der Nationalratsfraktion der SVP gibt es erneut eine Vakanz. Peter Spuhler (Kanton Thurgau) gab seinen Rücktritt auf Ende Jahr bekannt. Er begründet seinen Schritt mit gestiegenen Erfordernissen in seiner Firma Stadler Rail.

 

Von Urs Bloch - Neue Zürcher Zeitung vom 02. Oktober 2012

Peter Spuhler widment sich ganz seiner Firma Stadler Rail            Foto: Marcel Manhart

 

Der Thurgauer SVP-Nationalrat Peter Spuhler tritt per Ende Jahr zurück. Er begründet den Schritt mit dem zunehmend schwierigen wirtschaftlichen Umfeld, in dem sich seine Firma Stadler Rail befinde, wie die Nachrichtenagentur SDA mitteilt.

 

Seit über 10 Jahren im Nationalrat

Spuhler war seit 1999 Mitglied der grossen Kammer und in dieser Zeit Mitglied der Kommission für Wirtschaft und Abgaben (WAK). Der Thurgauer Politiker und Unternehmer entwickelte sich während seiner Zeit in Bern zu einem Aushängeschild seiner Partei. Mehrmals wurde er als möglicher Bundesratskandidat gehandelt, nahm sich jedoch jeweils früh selbst aus dem Rennen. Seinen Rückzieher begründete er jeweils mit seinem Amt an der Spitze von Stadler Rail. Er sei mit Überzeugung Unternehmer, hiess es von ihm.

 

Der 53-jährige Spuhler vertrat in seiner Zeit als Nationalrat in gewissen Fragen auch andere Haltungen als seine Partei. Vor allem wenn er die wirtschaftliche Öffnung der Schweiz – Stichwort Personenfreizügigkeit und bilaterale Verträge – in Gefahr sah, warf er sich in die Bresche und ging dabei bewusst in Opposition zu seiner Partei, der SVP.

 

Kritischer Geist

Diese Haltung machte ihn auch bei vielen Medienschaffenden beliebt, die in ihm einen kritischen und unabhängigen Geist innerhalb der Partei sahen, die gerne geschlossen auftritt. Vor einigen Jahren wurde Spuhler deshalb auch als Antipode zu SVP-Übervater Christoph Blocher dargestellt, der indirekt verlangte, dass Blocher innerhalb der Partei die Führung an jüngere Kräfte abgeben sollte.

 

Einer der letzten Patrons

Spuhler ist nicht nur Unternehmer, sondern tritt stets auch als Patron auf – eine Spezies, die allmählich am Aussterben ist. Er übernahm Stadler im Jahr 1989 und entwickelte die Firma vom kleinen Unternehmen für Personenzüge zu einem führenden Unternehmen innerhalb der Rollmaterial-Industrie. Indem Spuhler konsequent auf Leichtbauweise der Züge setzte, konnte er zu Beginn vor allem im Regionalverkehr eine Nische besetzen. Bekannt wurden die Stadler-Züge unter der Bezeichnung «GTW» und «Flirt». Neuerdings ist Stadler Rail auch mit Doppelstockzügen mit höheren Geschwindigkeiten unterwegs – so auf dem Zürcher S-Bahn-Netz, zwischen Salzburg und Wien oder bei der BLS.

 

Stadler Rail ist längst in ganz Europa präsent, dies gilt auch für Produktionsstätten etwa in Deutschland oder Polen. Das gegenwärtige schwierige wirtschaftliche Umfeld veranlasst Spuhler nun, seine Energie ganz für seine Firma einzusetzen. Für die SVP ist der Abgang des Thurgauers ein herber Verlust. Vor allem der Wirtschaftsflügel der Partei, der bereits durch den Rücktritt von Bruno Zuppiger geschwächt wurde, wird dadurch weiter gestutzt.

 

 

SVP Communiqué zum angekündigten Rücktritt von Peter Spuhler aus dem Nationalrat

 

Die SVP bedauert den Rücktritt von Peter Spuhler aus dem Nationalrat auf Ende 2012, hat aber auch Verständnis und grossen Respekt, dass Peter Spuhler in der aktuellen Situation die Priorität bei seiner wichtigen unternehmerischen Verantwortung setzt. Für die SVP-Fraktion und die Partei ist und bleibt Peter Spuhler eine bedeutende und prägende Unternehmerpersönlichkeit, die insbesondere in wirtschafts- und steuerpolitischen Fragen weiterhin zu Rate gezogen wird. Die SVP dankt Peter Spuhler für sein grosses Engagement und freut sich auf eine weiterhin gute Zusammenarbeit. 

 

 

 

 

Bericht SF Tagesschau vom 02. Oktober 2012

 

 

 

 

Bericht SF "10vor10" vom 02. Oktober 2012