SBB verbessert Produktivität und Effizienz: Mehr Passagiere und gutes Jahresergebnis – Verschuldung bleibt hoch

Die SBB hat 2011 jeden Tag 977 000 Passagiere sicher und gut aufgehoben an ihr Ziel gebracht – 2,7 Prozent mehr als 2010. Bei der Pünktlichkeit und der Sicherheit erzielte die SBB ausgezeichnete Werte, auch die Kundinnen und Kunden bescheinigten ihr gute Leistungen. Das Konzernergebnis fiel trotz eines markanten Ergebnisrückgangs im Personenverkehr und einer rückläufigen Nachfrage im Binnengüterverkehr mit CHF 338,7 Mio. erfreulich aus. Die kommerziellen Investitionen konnten weitgehend aus eigenen Mitteln finanziert werden. Es resultierte ein negativer Free Cash Flow von CHF 5,2 Mio. Die verzinsliche Verschuldung bleibt aber hoch und beträgt knapp CHF 8 Mia. Zudem wird die SBB das Angebot und den Service ausbauen und noch spürbarer auf die Bedürfnisse ihrer Kundinnen und Kunden ausrichten. Gleichzeitig wird die SBB ihre Effizienz in den nächsten Jahren weiter verbessern.

Zürich HB an einem Donnerstagnachmittag um 16.25 Uhr             Foto: Marcel Manhart

 

2011 haben jeden Tag 977 000 Kundinnen und Kunden das Angebot der SBB genutzt, 2,7 Prozent (26 000) mehr als 2010. Die Passagiere legten in den SBB-Zügen 17 749 Mio. Kilometer zurück (+1,3 Prozent). Die SBB hat ihren Marktanteil im Wettbewerb mit den anderen Verkehrsmitteln auf 25,4 Prozent (2010: 25,2 Prozent) gesteigert, im Pendlerverkehr betrug er 34,1 Prozent (2010: 32,7 Prozent).

Der Güterverkehr stagnierte im generell rückläufigen Binnenmarkt und unter Druck des starken Frankens. Das internationale Geschäft wurde in die neue SBB Cargo International
überführt. SBB Cargo und SBB Cargo International transportierten 2011 195 000 Tonnen Güter pro Tag (2010: 200 000), die Transportleistung betrug 12 346 Mio. Nettotonnenkilometer (2010: 13 111 Mio.).

 

Die SBB nutzt ihr Schienennetz intensiver als jede andere Bahn auf der Welt. Die Zahl der zurückgelegten Trassenkilometer ist 2011 um 1,0 Prozent auf 165,1 Mio. gestiegen. Über jeden Kilometer Gleis auf dem Netz der SBB fuhren pro Tag durchschnittlich 96,3 Züge (2010: 95,4). 89,8 Prozent der SBB-Passagiere erreichten ihr Ziel 2011 mit maximal drei Minuten Verspätung (2010: 87 Prozent). In 97,7 Prozent aller Fälle konnten die Anschlüsse gewährleistet werden (2010: 97,2). Diese Werte lagen höher als je zuvor. Im nationalen Güterverkehr hatten 98,4 Prozent der Züge weniger als 30 Minuten Verspätung, die Ankunftspünktlichkeit lag auf Vorjahresniveau (98,2 Prozent).

 

Die Kundinnen und Kunden sind weiterhin zufrieden mit den Leistungen der SBB. Positiver beurteilt als 2010 wurden die Fahrgastinformation, Angebot/Leistung, Freundlichkeit/ Kompetenz des Personals, der Fahrplan und die Pünktlichkeit. Etwas schlechter beurteilt wurden das Preis/Leistungsverhältnis und das Wohlbefinden in den Zügen. Auch mit den Leistungen des Güterverkehrs, der Infrastruktur und dem Angebot in den Bahnhöfen waren die Kunden zufrieden. Die SBB musste 2011 einige unangenehme Entscheidungen verkünden und konnte den Kundennutzen nicht immer transparent machen. Die SBB dankt allen Kundinnen und Kunden umso mehr für das Vertrauen, das sie ihr auch 2011 entgegengebracht haben.

Die SBB blieb 2011 von schweren Zugsunfällen mit tödlich oder schwer verletzten Passagieren verschont. Dies ist vor allem auf das umfassende Sicherheitsmanagement zurückzuführen. Allerdings hatte die SBB bei drei gravierenden Zwischenfällen – dem Brand im Simplontunnel und den Streifkollisionen in Olten und Döttingen – auch Glück. Die Zahl der Arbeitsunfälle ging weiter zurück. Überschattet wurde dieses gute Resultat im 2011 aber durch einen tödlichen Arbeitsunfall anfangs März 2012.

 

Gutes Jahresergebnis trotz Gewinneinbruch im Personenverkehr


Die SBB erwirtschaftete 2011 mit CHF 338,7 Mio. ein besseres Konzernergebnis als 2010 (CHF 298,3 Mio.). Ein gezieltes Investitions- und Schuldenmanagement, Effizienzsteigerungen bei Infrastruktur, Personenverkehr und bei SBB Cargo, aber auch die Ausgliederung des internationalen Güterverkehrs wirkten sich positiv aus.

Der Bereich Personenverkehr schloss mit einem Segmentergebnis von CHF 213,9 Mio. und damit deutlich unter demjenigen von 2010 (CHF 292,6 Mio.). Zum einen flachte die Nachfrage nach Transportleistungen ab, zum andern waren die Trassengebühren höher als 2010. Vor dem Hintergrund, dass die Trassenpreise 2013 und 2017 erneut erhöht werden, bleiben der Druck auf das Ergebnis des Personenverkehrs hoch und Effizienzsteigerungen eine Daueraufgabe. Im Immobilienbereich erzielte die SBB ein Segmentergebnis vor Ausgleichszahlungen von CHF 182,5 Mio. (2010: CHF 173,5 Mio.). Davon flossen CHF 150 Mio. an die Infrastruktur, der restliche Betrag ging als zusätzliche Zins- und Amortisationsleistungen an die Sanierung der SBB-Pensionskasse. SBB Cargo konnte das Segmentergebnis auf CHF -45,9 Mio. (2010: CHF -64,0 Mio.) verbessern.

SBB Infrastruktur erzielte 2011 ein Segmentergebnis von CHF 72,4 Mio. (2010: CHF 4,8 Mio.). Die SBB erwirtschaftete 2011 einen Free Cash Flow von CHF -5,2 Mio., die verzinsliche Verschuldung beträgt neu CHF 7,965 Mia. (2010: 8,052 Mia.).

 

Die SBB baut ihr Angebot und ihre Kapazitäten weiter aus und richtet diese konsequent auf die Bedürfnisse der Kundinnen und Kunden aus. 2012 werden die ersten neuen Doppelstockkompositionen im Regionalverkehr in Betrieb genommen, 2014 sollen die ersten, 400 Meter langen Doppelstockzüge im Fernverkehr folgen. Sie bieten 40 Prozent mehr Sitzplätze als die heute im Einsatz stehenden Kompositionen. Gleichzeitig verbessert die SBB den Service an Bord. Um den Bedürfnissen ihrer Kundinnen und Kunden Rechnung zu tragen, investiert die SBB jedes Jahr rund eine Milliarde Franken in neues, komfortables und leistungsfähiges Rollmaterial. Die Eröffnung der Durchmesserlinie in Zürich (2014), des Gotthard-Basistunnels (2016), des Ceneri-Basistunnels (2019), aber auch die Inbetriebnahme der neuen Verbindungen Mendrisio-Varese (2014) und Cornavin-Annemasse im Raum Genf (voraussichtlich 2017) werden grosse Kapazitätssprünge im Fern- und Regionalverkehr ermöglichen. Darüber hinaus wird die SBB den Zugang zu den Bahnhöfen optimieren. Die SBB plant, 2012 Leistungen Dritter für rund CHF 4 Mia. zu beziehen, ein grosser Teil davon wird der Schweizer Wirtschaft zu Gute kommen.

 

 

Weiterhin grosse Herausforderungen für ein Unternehmen im Wandel


Die SBB hat in den letzten Jahren die operative Führung und die Transparenz im Unternehmen wesentlich verbessert. Der Nachholbedarf beim Unterhalt des Schienennetzes und der Sanierungsbedarf beim Güterverkehr sind ausgewiesen, die Wirtschaftlichkeit der einzelnen Geschäftsfelder und die finanziellen Herausforderungen bekannt. Nun geht es darum, den Nachholbedarf im Netzunterhalt abzubauen und im Binnengüterverkehr das heutige Netz in Absprache mit dem Bund und den Kunden zu sanieren. Im Verwaltungsbereich, bei der Infrastruktur, bei SBB Cargo, aber auch im Personenverkehr wird die SBB die Effizienz und Produktivität jedes Jahr um zwei Prozent mit dem Ziel steigern, das leistungsfähige Bahnsystem in einem guten Zustand zu erhalten und für die Kundinnen und Kunden weiterzuentwickeln. Dank diesen grossen Anstrengungen kann sie auch die vom Bund verordneten höheren Trassengebühren und andere Mehrkosten zu einem guten Teil auffangen. Das Schuldenmanagement wird verstärkt und die knappen finanziellen Mittel sollen konsequent in den Bereichen mit dem grössten Kundennutzen und dem stärksten Ertragspotenzial eingesetzt werden.

 

Wesentliche Herausforderungen kann die SBB nur mit dem Bund und den Kantonen lösen. Die nachhaltige Finanzierung der Bahninfrastruktur ist mit der Vorlage FABI gut aufgegleist. Entscheidend ist, dass die wesentlichen politischen Kräfte und die Kantone eine einheitliche Haltung finden. Andernfalls droht die Vorlage zu scheitern, was einschneidende Auswirkungen auf die Qualität des öffentlichen Verkehrs in der Schweiz hätte. Für die SBB könnte dies bedeuten, dass die Mittel für den Unterhalt der bestehenden Infrastruktur mittelfristig fehlen. Auch bei der Aushandlung der Leistungsvereinbarung 2013-2016 sind Bund und SBB auf gutem Weg. Beim Unterhalt des Netzes besteht Nachholbedarf, daneben müssen auch Engpässe behoben werden, um die Leistungsfähigkeit des Systems Bahn zu erhalten und punktuell zu erhöhen. Um die Attraktivität des Schienengüterverkehrs und der Verkehrsdrehscheibe Schweiz zu wahren, müssen die geplanten Gateways Limmattal und Basel Nord rasch realisiert werden.



Eine attraktive Arbeitgeberin


Hinter den guten Leistungen der SBB im Jahre 2011 stehen 28 586 (2010: 28 143) Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. 3273 Mitarbeitende arbeiten Teilzeit, zudem bildete die SBB 1297 Lernende aus. Verwaltungsrat und Konzernleitung danken ihnen allen herzlich für ihre Arbeit und ihren Einsatz im abgelaufenen Jahr. Als Zeichen der Anerkennung für ihren grossen Beitrag an die Effizienzsteigerungen wird die SBB ihre Pensionskassenbeiträge um zwei Prozent erhöhen. Die Pensionskasse SBB konnte 2011 dank eines Bundesbeitrages von CHF 1,148 Mia. den Deckungsgrad auf gut 96 Prozent erhöhen.

 

 

 

Bericht SF "10vor10" vom 30. März 2012