PostAuto Schweiz rüstet ihre Flotte mit drahtlosem Internet aus und auch WESTbahn und ÖBB fahren den SBB um die Ohren

Wer in der Schweiz mit dem Postauto reist, soll dabei ab dem kommenden Frühling einfacher im Internet surfen können. PostAuto Schweiz plant  1500 ihrer Postautos mit drahtlosem Internet auszurüsten. Aber auch in Österreich fahren die Bahnen den SBB um die Ohren. Sowohl die Österreichischen Bundesbahnen als auch die neue WESTbahn bieten den Dienst ab Dezember 2011 kostenlos an. SBB-Pendler warten darauf noch Jahre.

Surfen  im  Bus  soll  ab  nächstem  Jahr  in  70 Prozent  der gesamten PostAuto-Flotte möglich sein                                                                                      Foto: Marcel Manhart

 

Gesurft werden kann im Postauto auf dem UMTS-Netz von Swisscom (3G), also nicht mit einer schnellen WLAN-Verbindung. Die Verbindung ins Internet mit Laptop oder Smartphone wird aber mit der eingesetzten Technologie erheblich vereinfacht. Im öffentlichen Verkehr kämpft beispielsweise die SBB mit Problemen beim Internetzugang in ihren Zügen. Für Postauto-Passagiere soll die unbeschränkte Internetnutzung gratis sein. Sie müssen aber eine E-Mail-Adresse und den Namen angeben, wie ein Sprecher von Postauto sagte. Nicht möglich ist vorerst die Internetnutzung in einigen Bergregionen. Sowohl die neue WESTbahn GmbH, als auch die Österreichischen Bundesbahnen bieten den Dienst ab Dezember 2011 ebanfalls an. SBB-Pendler hingegen warten darauf noch Jahre.

 

Von Adrian Müller - 20 Minuten Online

 

Es ist ein Entscheid mit Signalwirkung: Die Postauto AG als eine der grössten ÖV-Betreiberin der Schweiz rüstet ab 2012 1500 Busse mit Gratis-Internet aus. «Wir übernehmen die Kosten selbst», sagt Post-Sprecher Oliver Flüeler. Der Aufwand betrage mehrere hunderttausend Franken pro Jahr. Dennoch sei es von Anfang an klar gewesen, den Kunden das Postauto-Wifi gratis anzubieten. «Wlan ist ein grosses Bedürfnis der Pendler, wir gehen einen Schritt voraus und ermöglichen im Bus schnelles Surfen auf dem Smartphone oder Tablet», führt Flüeler einen Bericht der «SonntagsZeitung» aus.

 

Die PostAuto-Passagiere können also demnächst unbesorgt mobil Surfen. Wer aber in den Zug steigt, muss noch lange auf Wlan warten. Erst mit der Auslieferung der neuen Bombardier-Doppelstockzüge beginnt 2014 bei den SBB das Wifi-Zeitalter in der 2. Klasse. Ob der Dienst dann gratis zur Verfügung steht, ist noch keineswegs sicher. 

Österreicher geben Gas
Bis im Frühsommer 2012 wollen die SBB den Grundsatzentscheid fällen, ob das Wlan gratis wird. «Es ist auch ein gemischtes Modell denkbar, wo gewisse Inhalte wie News oder On-Board-Informationen der SBB gratis sind, weitere Daten hingegen kosten», sagt SBB-Sprecher Christian Ginsig zu 20 Minuten Online.

Ganz anders tönt es bei den österreichischen Bundesbahnen ÖBB. «Ab 11. Dezember 2011 verkehren die ersten fünf mit Gratis-Wlan ausgestatteten Railjet-Züge auf der Strecke Wien-Salzburg», sagt ÖBB-Sprecher Herbert Ofner auf Anfrage von 20 Minuten Online. Bis Ende 2012 würden alle 51 Railjets in der 1. wie auch 2. Klasse mit drahtlosem Internet ausgerüstet und der Service auf weiteren Strecken angeboten.

Postauto und ÖBB fahren den SBB punkto drahtlosem Internet also um die Ohren. Warum dauert es bei den SBB so lange? «Es ist eine grosse technische Herausforderung, für bis zu 1100 Passagiere schnelles Wlan in einem fahrenden Zug anzubieten», erklärt Ginsig. In der Zwischenzeit rüste die SBB alle IC, EC und ICN-Züge mit UMTS-Verstärkern nach, bis Ende Jahr seien es bereits 100 Wagen. «Diese 3G-Technik garantiert bereits eine relativ gute Internet-Verbindung», sagt der SBB-Sprecher. Den Datenverkehr müssen allerdings weiter die Kunden berappen.

WESTbahn gibt den Takt vor
Bei den ÖBB ist man zuversichtlich, dass das Wlan in den bis zu 800-plätzigen Railjets zuverlässig funktioniert: «Erste Tests sind positiv verlaufen», sagt ÖBB-Sprecher Ofner. Eine hohe Bandbreite werde erzielt, indem man die 3G-Netze von drei Mobilfunkanbietern bündele und an einen Empfänger im Zug leite. Dann würden die Daten mittels 14 Wlan-Antennen verbreitet. «Das verfügbare Datenvolumen wird dann auf alle Nutzer im Zug gleichmässig verteilt», sagt Ofner. Videodienste seien deshalb nur eingeschränkt nutzbar.

Die ÖBB legen übrigens nicht von ungefähr ein flottes Tempo vor: Mit dem Fahrplanwechsel steigt die private «Westbahn» auf der Strecke Wien-Salzburg in das Bahngeschäft ein. Deren Verwaltungsrat und frühere SBB-Chef Bendedikt Weibel will mit Gratis-Wlan möglichst viele Kunden in die neuen Doppelstockzüge von Stadler Rail locken.