Die Europalette wird in diesem Jahr 50 Jahre alt

Die Europalette wird in diesem Jahr 50 Jahre alt. Der Holzladungsträger hat den Zeitaufwand für das Verladen von Gütern dramatisch reduziert und auch vereinfacht. Die Zweibrücker Firma Gölz Gitterboxen und Paletten GmbH (GPL) ist einer der grössten Palettenproduzenten Deutschlands.

 

Von Ute Klockner - Saarbrücker Zeitung

Runder Geburtstag für die Europalette                                          Foto: Marcel Manhart

 

Quer durch Deutschland und ganz Europa ist die Europalette unterwegs, in Lastwagen, Güterzügen, Kleintransportern und trägt Waren mit einem Gewicht von bis zu 2,5 Tonnen. 50 Jahre nach seiner Erfindung ist der Holzladungsträger aus der Logistikbranche nicht mehr wegzudenken. Bis zu 400 Millionen Stück sind im Umlauf, schätzt die Gütegemeinschaft Paletten e.V 1961 unterzeichnet die Vereinigung der Internationalen Eisenbahnen Union Internationale des chemins de fer (UIC) den Vertrag über eine normierte, tauschbare Platte. Der Zeitaufwand zur Beladung von Eisenbahnwaggons reduzierte sich um über 90 Prozent.

Einer von Deutschlands größten Palettenherstellern ist die Firma Gölz Gitterboxen und Paletten GmbH in Zweibrücken. 40 Mitarbeiter bauen dort den europaweit einheitlich genormten Ladungsträger (Maße: 800 mal 1200 mal 144 Millimeter) – je nach Auftragslage bis zu 17 000 Stück am Tag. „In der Woche verbrauchen wir rund 16 000 Tonnen Holz, das sind grob gesagt 30 Bäume pro Tag“, rechnet Mitarbeiter Oliver Seidel vor. Hauptsächlich verarbeitet werden Fichte und Tanne – Weichholz – aus Wäldern der Region.

 Doch steigende Holz- und Stahlpreise bereiten Sorge. „Wir können das nicht auf eigenem Rücken ausbaden, aber höhere Preise an die Kunden weiterzugeben, ist nicht das Einfachste“, so Seidel. Daneben hat die Wirtschaftskrise dem Familienunternehmen stark zugesetzt. „Wenn's da schlecht läuft, braucht keiner Paletten“, erklärt Senior-Chef Hans Gölz, der das Unternehmen mit Sohn Axel leitet. Die erstarkende Wirtschaft mache sich jetzt auch bei ihnen bemerkbar.

Ein weiterer Grund zum Optimismus sei die neue Reparaturanlage, laut Seidel die „modernste Europas“. Anstatt per Hand repariert die Maschine künftig die gebrauchten Paletten. Per Infrarot ermittelt sie defekte Stellen, repariert diese mit Neuteilen.

Eine Besonderheit der Zweibrücker Produktion sind Europaletten für den medizinischen Bereich. So ordern Gesundheitskonzerne bei Gölz Paletten, die direkt im Operationssaal landen. „Hierfür nehmen wir sehr hochwertiges Holz, das splitterfrei ist und beinahe Möbelholzqualität hat“, erklärt Hans Gölz. Die Einheitlichkeit der Europaletten ermöglicht ein europaweites Tauschsystem, bei dem der Spediteur vom Kunden bei der Lieferung direkt Paletten zurückbekommt, die er dann wieder beim Händler abliefert. Doch gebe es hier Streitigkeiten, wenn die erhaltenen Paletten wegen ihrer Abnutzung nicht gleichwertig mit den gelieferten seien. „Auf der Wertdifferenz bleibt die Spedition sitzen“, sagt der Sprecher des Deutschen Speditions- und Logistikverbands e.V., Ingo Hodea. Möglich sei die Einführung einer Palettentauschgebühr, mit der anfallende Reparaturen bezahlt werden könnten.

Geändert hat sich in den 50 Jahren an der Palette wenig. Mittlerweile werden statt Vollholzklötzen bevorzugt Pressspanklötze eingesetzt. „Diese splittern nicht, wenn ein Gabelstaplerfahrer dagegen fährt“, nennt Gölz neben den günstigeren Kosten den Vorteil. Geändert hat sich der vorrangige Einsatzort der Europalette. War das bei Erfindung der Europalette noch überwiegend die Eisenbahn, sind heute die Spediteure mit dem Lkw schneller.

 

Die Euro-Palette hat genormte Masse von 120 Zentimetern Länge, 80 Zentimetern in der Breite und 14,4 Zentimetern Höhe. Sie besteht aus elf Brettern mit einer Dicke von 22 Millimetern und 78 Nägeln in je drei verschiedenen Längen sowie neun Holzspanklötze in zwei Grössen.