Wiener Linien setzen Sicherheits-Empfehlungen des Kontrollamtes in Zwölf-Punkte-Programm um

Die Wiener Linien haben schon während der Prüfungstätigkeit des Kontrollamtes in den letzten Monaten wichtige Anregungen aufgenommen und den Großteil der nun veröffentlichten Empfehlungen im Rahmen eines "Zwölf-Punkte-Programms" für mehr Sicherheit bereits umgesetzt.

 

In den vergangenen Monaten wurden unter anderem zusätzliche Prüfungen der Autobus-Bremsen eingeführt, stärkere Kontrollen der Wagenübernahme veranlasst und der Termin zur fertigen Umrüstung aller U-Bahn-Türen auf ein elektronisches System um drei Jahre auf 2016 vorverlegt. Auch bei anderen Punkten sind die Wiener Linien schon tätig geworden. Gleichzeitig zeigt man sich über positive Bewertungen in vielen zentralen Sicherheitsfragen wie der Ausbildung des Personals, der Evakuierungspläne oder der erfolgten Neuerungen bei Durchsagen zufrieden.

Eine U2 an der Haltestelle Aspernstrasse                                       Foto: Marcel Manhart

 

Die Fahrzeuge der Wiener Linien sind das mit Abstand sicherste Verkehrsmittel. Während im Vorjahr 27 Menschen bei Unfällen im Individualverkehr tödlich verunglückt sind, kam es im Rahmen des öffentlichen Verkehrs im gleichen Zeitraum zu keinem einzigen tödlichen Unfall. Eine Tatsache, die dem hohen Niveau der Sicherheitsstandards bei den Wiener Linien geschuldet ist. Die Wahrscheinlichkeit, bei einer Fahrt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln in Wien zu verunglücken beträgt 1:1.000.000.000; damit sind die Wiener Linien auch sicherer als das vorgeblich sicherste aller Verkehrsmittel, das Flugzeug.

Zwölf-Punkte-Programm für mehr Sicherheit
Um den Sicherheitsstandard auf diesem hohen Niveau zu halten, haben die Wiener Linien viele Anregungen des Kontrollamtes, die dieses in seinem jüngsten Bericht getroffen hat, in einem "Zwölf-Punkte-Programm" bereits umgesetzt:

- Da die vom Kontrollamt festgestellten Abweichungen bei den U-Bahn-Türen auf die Auswirkungen von Temperaturschwankungen in den integrierten Druckluftelementen zurückzuführen sind, wurde das bereits in Gang gesetzte Umrüstungsprogramm der Türen auf elektronische Technik beschleunigt. Statt wie ursprünglich avisiert erst 2019 werden bereits 2016 alle U-Bahn-Türen über elektronische so genannte Türfühlerkanten verfügen.

- Das Projekt der Ausstattung von Fahrerständen mit Atemschutzgeräten wird weiter verfolgt und bereits 2016 abgeschlossen sein. Dadurch ist gewährleistet, dass die FahrerInnen im Fall einer Rauchentwicklung eingreifen und helfen können.

- Die Ausbildung des Personals der Wiener Linien, das vom Kontrollamt zum wiederholten Mal als besonders positiv hervorgehoben wird, wird kontinuierlich weiter verbessert.

- Bei der kommenden Ausschreibung für eine neue Busflotte wird auf Anregung des Kontrollamtes auf die bisherige behördliche Ausnahmegenehmigung verzichtet, wonach Weitwinkel-Spiegel für die Busse der Wiener Linien nicht zielführend sind. Die Busse einer neuen Busflotte werden also auch über Weitwinkelspiegel verfügen.

- Zwischen den turnusmäßigen Revisionen der Autobus-Bremsen wird es zusätzliche Überprüfungen geben. Dadurch soll eine ungleiche Bremswirkung der Achsen in Zukunft verhindert werden. Die Sicherstellung der gesamten Bremswirkung der Busse - also die Tatsache, dass jeder Bus der Wiener Linien zu jeder Zeit anhalten kann, wie es auch die Prüfung des Kontrollamtes gezeigt hat - wird weiterhin stets im Vordergrund stehen.

- Bei der Niederflurstraßenbahn ULF wurden Prüfungsintervalle verkürzt - das betrifft den routinemäßigen Austausch aller Hydraulik-Leitungen und -Schläuche, der von nun an alle vier Jahre erfolgen wird (bisher alle sechs Jahre). Auch die Reinigungsintervalle des technischen Equipments wurden verkürzt, um eine Ansammlung von möglicherweise entflammbarem Schmutz auszuschließen. Außerdem wird seit einigen Monaten ein Hydrauliköl mit wesentlich höherem Flammpunkt als bisher eingesetzt (230GradC statt 100GradC).

- Die Systematik der Dienstaufsichten und Dienstaufträge bei den Wiener Linien wurde und wird überarbeitet und bei der zuständigen Behörde zur Genehmigung eingereicht. Damit werden die sicherheitstechnischen und betrieblichen Anordnungen für das eigene Personal klarer und präziser.

- Die Information der Fahrgäste zum Thema Sicherheit ist massiv ausgeweitet worden. Aushänge, verstärkte Medien- und Öffentlichkeitsarbeit, neue Piktogramm und die Ausweitung von Gruppenschulungen (z.B. für Schulklassen und Kindergärten) unterstützen die Fahrgäste dabei, sich richtig und sicher zu verhalten.

- Die Aufsicht der Übernahme von Zügen und Bussen durch das Fahrpersonal wurde verschärft.

- Der angedachte Ausbau des Notstopps in den Stationsaufsichten wird nicht umgesetzt. Jede Stationsaufsicht wird somit auch weiterhin über einen Notstopp verfügen, um einen U-Bahn-Zug in der Station zum Anhalten bringen zu können.

- Die Durchsage zur Abfertigung der U-Bahn-Züge wurde umgestellt. Diese Neuerung von "Zug fährt ab!" auf "Zurückbleiben, bitte!" hebt das als Kontrollamt in seinem Bericht als ganz besonders positiv hervor.

- Um den Brandschutz bestmöglich zu gewährleisten werden auch weiterhin kontinuierlich die entsprechenden Entwicklungen verfolgt, um für die Ausstattung von Zügen und Bussen stets so feuerresistentes Material wie möglich einzusetzen.

Rechtssicherheit als wichtige Voraussetzung für Betrieb und Sicherheit
Die technische Ausstattung der Fahrzeuge der Wiener Linien entspricht in sämtlichen Bereichen allen gültigen Gesetzen, Verordnungen, Vorgaben des jeweiligen Herstellers und den behördlichen Anforderungen. Der hohe Sicherheitsstandard ist somit verbrieft.

 

Wie jedes andere Verkehrsunternehmen und auch jeder Besitzer eines privaten PKW oder eines anderen technischen Geräts müssen sich auch die Wiener Linien auf die Rechtssicherheit verlassen können. Das bedeutet, dass Normen, die oft mehrmals im Jahr zur technischen Ausstattung heraus gegeben werden, nicht zu jedem Zeitpunkt sofort in älteren Fahrzeugen und technischen Geräten umgesetzt werden müssen. Müssten nämlich mehrmals jährlich alle Fahrzeuge auf den jeweils aktuellsten Stand der Technik gebracht werden, wäre ein Betrieb von öffentlichem Verkehr aber auch von Privatautos logistisch und wirtschaftlich unmöglich. Die Wiener Linien werden weiterhin in vielen Bereichen die sicherheitstechnischen Anforderungen auch weit über die gesetzlichen Vorgaben hinaus erfüllen, diese Rechtssicherheit jedoch auch künftig für sich in Anspruch nehmen.

 

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Gute Bewertungen und manche Verbesserungsvorschläge bringen einige aktuelle Kontrollamtsberichte für die Wiener Linien. Während der Umgang mit sensiblen Krankendaten der Angestellten und die Tarifgestaltung grundsätzlich positiv beurteilt werden, erkennt das Kontrollamt beim Bauzustand einiger Straßenbahnremisen, der Abwicklung komplexer Bauvorhaben und in Abrechnungsfragen Verbesserungspotenziale. Die Wiener Linien werden die gut bewerteten Punkte fortführen sowie die ergangenen Empfehlungen des Kontrollamtes umsetzen.


Nach der Datenschutzkommission bescheinigt nun auch das Kontrollamt in einem aktuellen Bericht, dass die Wiener Linien mit Krankendaten ihrer MitarbeiterInnen sehr sensibel umgehen. Auch ein vor wenigen Tagen in Bezug auf den Umgang mit Krankendaten ergangenes Urteil des Obersten Gerichtshofs kommt zu dem Schluss, dass die Wiener Linien in diesem Bereich sehr umsichtig agieren. Ein weiterer aktueller Kontrollamtsbericht befasst sich mit den Tarifen der Wiener Linien. Die Preisgestaltung wird als "günstig" beurteilt, die Tarife sind im internationalen Vergleich sehr niedrig. Die trotz der guten Gesamtbewertung aufgezeigten Verbesserungspotenziale werden in die aktuell tagende Arbeitsgruppe zur Neugestaltung der Tarife Eingang finden.

Kritisch beurteilt das Kontrollamt den baulichen Zustand einiger Straßenbahnremisen. In vielen Fällen werden kleinere Schäden wie Verputzmängel, Feuchtigkeitsschäden oder fehlende Wandfarbe moniert - vieles davon wurde mittlerweile beseitigt bzw. in den nächsten Monaten erneuert. Die Beseitigung von gröberen Mängeln wird, der Empfehlung des Kontrollamts folgend, in das aktuelle Erneuerungsprogramm für die Straßenbahnremisen, "ULF 2020", integriert. Dabei werden, wie das Kontrollamt empfiehlt, Wirtschaftlichkeit und Denkmalschutzvorgaben im Vordergrund stehen. In einem weiteren Bericht bemängelt das Kontrollamt die Organisation und Ausführung rund um die Schaffung eines selbstständigen Gleiskörpers für die Straßenbahnlinie 26 in der Donaustädter Straße. Auch hier haben die Wiener Linien bereits gehandelt, die Situation vor Ort wie vom Kontrollamt empfohlen verbessert und für zukünftige, komplexere Bauvorhaben Vorsorge getroffen. Weiters hat das Kontrollamt bei einem 50-Mio.-Projekt im Rahmen des U-Bahn-Baus Abrechnungsfehler von 10.000 Euro (0,2 Promille des Projektvolumens) ausgemacht. Die Wiener Linien werden ihre Planungen in diesem Bereich noch einmal verfeinern.