Der ÖBB-Railjet bekommt nun doch einen Speisewagen

Die ÖBB lässt die Bistros im Vorzeige-Schnellzug von Siemens für rund zwei Millionen Euro aufrüsten. Weiters gibt es für Premium-Fahrgäste neue Vergünstigungen und im Personenverkehr bald neue Chefinnen.

 

Von Luise Ungerboeck - derStandard

 

Die Stehbuffets im neuen ÖBB-Railjet sind offenbar doch nicht so ein Renner wie bei ihrer Einführung im Dezember 2008 beteuert. Jetzt werden die fast 50 Garnituren des ÖBB-Vorzeigezugs nämlich aufgerüstet und mit Speisewagen ausgestattet. Das bestätigt ÖBB-Holding-Chef Christian Kern auf Anfrage des Standard.

Die Kunden wünschen sich einen "richtigen" Speisewagen            Foto: Marcel Manhart

 

Das Bistro sei nicht so gut angenommen worden wie bei der Anschaffung der Siemens-Züge durch den damaligen ÖBB-Fernverkehr-Chef Stefan Wehinger (er ist mittlerweile Chef des ÖBB-Konkurrenten Westbahn AG) angekündigt.

Die Nachrüstung auf 14 Sitzplätze pro Wagen hat freilich ihren Preis: Für die 37 bereits ausgelieferten Railjets kostet das Speisewagen-Set bis zu 40.000 Euro netto pro Stück, es wird von Siemens und der ÖBB-Tochter Technische Services gemeinsam eingebaut. Bei den restlichen 14 Railjets, die bis 2013 aus dem Siemens-Werk in Simmering rollen werden, wird es teurer. Sie schlagen laut Insidern mit gut 50.000 Euro pro Wagen zu Buche. Macht insgesamt mehr als zwei Millionen Euro - eine gute Investition, weil im Interesse der Fahrgäste, heißt es bei der Bahn. Künftig müssten sich auch Fahrgäste in der zweiten Klasse Essen und Getränke nicht mehr selbst zum Sitzplatz tragen. Premium-Fahrgäste bekommen das Catering von E-Express und Meinl am Graben wie bisher zum Sitzplatz serviert, sie zahlen 25 Euro Aufpreis.

Apropos Premium-Gäste: Ihr Ansturm dürfte ebenfalls hinter den Erwartungen geblieben sein. Denn neuerdings gibt es für die Premium-Class beim Ticket-Kauf eine Extrawurst - und einen Rabatt. Während kombinierte Hin- und Rückfahrttickets für Fahrten ab 101 Kilometer seit Einführung des Winterfahrplans am 12. Dezember nur mehr an zwei bestimmten, beim Kauf festgelegten Tagen gelten, haben Premium-Fahrgäste bei Buchungen bis 31. Jänner drei Monate lang Zeit, ihr Ticket abzufahren.

Premium-Rabatt

Darüber hinaus wird der Premium-Zuschlag befristet von 25 auf 15 Euro gesenkt. Fahrgastvertreter kritisieren diese Aktion als Verhöhnung der "gemeinen Fahrgäste" - auch, weil die Beschränkung der Geltungsdauer bis Ende Jänner nur ausgesetzt worden sei. Wie in den Semesterferien verfahren werde, stehe in den Sternen.

 

Widerstand formiert sich auch gegen das neue Ticket-System "Ticket4All", das am 30. Juni in Kraft treten soll. Selbiges soll mit dem Tarif-Dschungel aufräumen, sieht aber auch vor, dass Schnellzug-Fahrgäste ihre Verkehrsverbund-Ostregion-Tickets (VOR) für die Fahrt bis zur Stadtgrenze nicht mehr verwenden können und noch einmal zahlen müssen. "Der VOR setzt sich entschieden gegen diese Änderungen ein. Dies ist nicht nur ein Angriff auf die Stammkunden, sondern widerspricht auch den geltenden Verbundverträgen sowie den Tarifbestimmungen. Wir fordern die ÖBB auf, ihr Verkaufssystem verbundgerecht umzusetzen und von den Maßnahmen Abstand zu nehmen", sagt VOR-Geschäftsführerin Alexandra Reinagl nach einem Treffen mit ÖBB-Managern am Dienstag.

Konkrete Formen nimmt inzwischen das von Kern im November eingeleitete Vorstandsrevirement im ÖBB-Güterverkehr Rail Cargo Austria (RCA) an. Andreas Fuchs gilt als Finanzvorstand als fix, den Vertrieb soll Erik Regter, Verbund-Manager in Frankreich, auf Vordermann bringen. Noch offen ist, ob ein drittes Vorstandsmandat mit dem künftigen Chef des RCA-Sorgenkinds Rail Cargo Hungaria (vormals MAVCargo) besetzt wird. Die Entscheidung soll in den nächsten 14 Tagen im RCA-Aufsichtsrat fallen. Kern tauscht dann die RCA-Führung wieder gegen den RCA-Aufsichtsratsvorsitz, den er interimistisch an Holding-Aufsichtsratschef Horst Pöchhacker abgegeben hatte. 

Die neue RCA-Führung macht den Weg für eine weitere Ausschreibung frei: Gesucht werden neue Chefinnen für den ÖBB-Personenverkehr. Das umfasst das im Februar frei werdende Mandat des für Produktion zuständigen Vorstandsdirektors Werner Kovarik (wurde in die Holding abgeschoben), die Finanzagenden von Andreas Fuchs sowie das Mandat der für Markt (Nah- und Regionalverkehr) zuständigen Gabriele Lutter, deren Vertrag Ende 2011 ausläuft. Ihre Wiederbestellung gilt angesichts der massiven Probleme seit der Einführung des Winterfahrplans als unwahrscheinlich - trotz massiver Frauenpower seitens Verkehrsministerin Doris Bures. Als aussichtsreichster Kandidat für Fuchs' Nachfolge gilt der vom Verbund als ÖBB-Strategie-Chef geholte Georg Lauber.