Villach: Für Bahnhofshops ist der Zug abgefahren

Verklebte Geschäftstüren prägen das Bild am Villacher Hauptbahnhof. Etliche Shops haben geschlossen. Jetzt hoffen alle, dass das Einkaufsprojekt Draupassagen neues Leben bringt.

 

Bericht: Kleine Zeitung.at

 

Das Restaurant "Zum Weichensteller" gibt es seit Jahren nicht mehr. Die gut sortierte Buchhandlung mit breitem Zeitschriftenangebot hat vor einigen Wochen geschlossen. Das Blumengeschäft und ein Kaffeehaus in der Bahnhofshalle sind ebenfalls Vergangenheit. Unten, im Fundbüro der ÖBB, kann man auch nur bis Freitagmittag nachfragen, ob das Verlorene gefunden wurde. Und der Kiosk für Reiseproviant hat am Samstag geschlossen. Dafür locken zwei Wettcafés die Reisenden. Und die Haare schneiden lassen könnte man sich auch.

Der Villacher Hauptbahnhof, eine wichtige, internationale Drehscheibe für Reisende in ganz Mitteleuropa, macht keinen quirligen Eindruck.

"Für das Restaurant lässt sich seit Jahren kein Pächter mehr finden, weil es in der Umgebung zu viele große Gasthäuser gibt", resümiert ÖBB-Sprecher Christoph Posch. "Wir verhandeln gerade mit der Versicherungsanstalt der Eisenbahner zwecks der Nachnutzung für eine medizinische Serviceeinrichtung." Diese wäre zwar ein paar Meter weiter östlich ebenfalls im Bahnhofsareal vorhanden, die freien Flächen dort wolle man dann halt intern nützen. Für die Buchhandlung hat sich der Pächter der Trafik interessiert: "Das Angebot soll dann ausgeweitet werden." Der Blumenladen schloss, so Posch, aus "strategischen Überlegungen." Wie hoch die Mieten für die Shops sind und ob es daran liegen könnte, verrät er nicht.


Draupassagen
"Es gibt immer wieder Gerüchte, dass sich die Betreiber der Bahnhofsgeschäfte in den geplanten Draupassagen einmieten", sagt Bürgermeister Helmut Manzenreiter, den die Entwicklung im Bahnhofsviertel ebenfalls nicht freut. "Für das Bahnhofsgebäude selbst sind aber natürlich die ÖBB verantwortlich." Als Stadt hätte man wirklich alles getan, um die Realisierung des Einkaufszentrum-Projektes voranzutreiben. Investor Christian Rosenthal hätte ihm gerade jüngst wieder versichert, mit dem Bau tatsächlich beginnen zu wollen. "Wenn die Draupassagen umgesetzt sind, profitiert das ganze Viertel." Er habe Rosenthal zu einer Stadtsenatssitzung im Juni gebeten. "Er hat groß den Spatenstich gefeiert. Jetzt warten wir wieder. Wenn er das Vorhaben verzögert, müssen wir die dort geplante Kletterwand in St. Martin realisieren, wir können nicht mehr warten." Mit der Tiefgarage, dem Bahnhofsvorplatz, der modernisierten Sparda-Bank wäre vieles am Bahnhof vorbereitet worden.