Ab Frühjahr 2011 rollen im Zürcher Verkehrsverbund (ZVV) die ersten Doppelstockzüge der neusten Generation. Gestern 3. Juni 2010 präsentierten SBB und ZVV im Hauptbahnhof die erste
Komposition der von Stadler Rail gebauten Züge. Das moderne Rollmaterial der S-Bahn Zürich ist besonders energieeffizient, verfügt über mehr Platz und Komfort und überzeugt durch zeitgemässes
Innendesign.
Die SBB und der Zürcher Verkehrsverbund ZVV erweitern ab 2011 mit 29 neuen Doppelstocktriebzügen des Typs «Dosto RV» die Flotte der Zürcher S-Bahn.
Die modernen Züge stellen einen Meilenstein in der Weiterentwicklung der S-Bahn dar.
Von links nach rechts: Peter Spuhler, CEO Stadler Rail, Ernst Stocker, Volkswirtschaftsdirektor Kanton Zürich und Andreas Meyer, CEO SBB
an der Präsentation der neuen S-Bahn, DOSTO-RV in Zürich. Foto: SBB
Ernst Stocker, Volkswirtschaftsdirektor des Kantons Zürich, Andreas Meyer, CEO SBB, und Peter Spuhler, CEO Stadler Rail, haben am Donnerstag, 3. Juni, den neuen Zug präsentiert. Die ersten
S-Bahn-Züge der 3. Generation rollen ab Mitte 2011 auf dem Schienennetz der S-Bahn Zürich. Sie ergänzen die vor 20 Jahren eingeführten Doppelstock-Pendelzüge (DPZ) und die seit fünf Jahren im
Einsatz stehenden Doppelstock-Triebzüge (DTZ). Produziert werden die neuen Züge von der Firma Stadler Rail. SBB und ZVV investieren knapp eine Milliarde Franken in das neue Rollmaterial dieses
Typs, von welchem ab 2012 neben den 29 Zügen für die S-Bahn Zürich auch weitere 21 Züge in anderen Regionen der Schweiz eingesetzt werden.
Beim «Dosto RV» wurde eine Reihe von innovativen Massnahmen zur Erhöhung der Energieeffizienz umgesetzt, darunter ein optimiertes Heizungs- und Lüftungssystem. Zudem sind die neuen Züge modern
und bieten viel Komfort. So ist etwa der Einstiegsbereich grosszügig gestaltet und bietet Platz für Kinderwagen und Gepäck. Niederflurige Einstiegstüren ermöglichen ein leichtes Ein- und
Aussteigen. Dank des neuen Lüftungssystems konnte die Innenbreite des Zuges vergrössert, der Mittelgang verbreitert und die Beinfreiheit an Fensterplätzen verbessert werden. Der neue
Doppelstockzug ist 150 Meter lang und besitzt zwei WCs, davon ist eines rollstuhlgängig.
Die Erstpräsentation der neuen S-Bahn DOSTO-RV, am 3. Juni 2010 in Zürich Foto: SBB
Der Erfolg der Zürcher S-Bahn ist grösser als ihre Kapazität. Die Zahl der Fahrgäste ist heute nahezu zweieinhalbmal höher als noch vor 20 Jahren. Daher ist ein weiterer Ausbau des Angebots notwendig. Während die Durchmesserlinie mehr Kapazitäten im Herzen von Zürich schafft, bilden die 4. Teilergänzungen der Zürcher S-Bahn das nötige Ausbaupaket in den Regionen. Für diese Infrastrukturausbauten beantragt der Regierungsrat des Kantons Zürich dem Kantonsrat einen Rahmenkredit von 336,6 Millionen Franken. Der Bund wird davon je nach Beitragssatz zwischen 117 und 134 Millionen Franken übernehmen.
Im Herzen der Stadt Zürich wird seit 2007 an der Durchmesserlinie (DML) gebaut. Damit dieses Bauwerk für den S-Bahn-Verkehr genutzt werden kann, sind zusätzliche Investitionen in die regionale
Bahninfrastruktur notwendig. Diese 4. Teilergänzungen der S-Bahn dienen primär der Beseitigung von Kapazitätsengpässen und bilden das Ergänzungspaket zur DML. Die Angebotselemente der 4.
Teilergänzungen umfassen nahezu alle S-Bahn-Linien und sind damit für alle Regionen im Kanton Zürich von Nutzen. Der Fahrplan kann auf praktisch allen Bahnkorridoren zu den Knoten Zürich und
Winterthur etappenweise ausgebaut werden. Angestrebt werden der Halbstundentakt im gesamten S-Bahn-Gebiet und der Viertelstundentakt auf allen Strecken im Nahbereich der Stadt Zürich sowie auf
nachfragestarken Bahnhöfen im mittleren Distanzbereich. Dank neuen Durchbindungen in Zürich und Winterthur entstehen mehr umsteigefreie Verbindungen in den Knoten, was zu Reisezeitverkürzungen
führt.
Bund anerkennt den Nutzen der 4. Teilergänzungen
Der Bund hat sämtliche Ausbauten der 4. Teilergänzungen als Teil des Zürcher Agglomerationsprogramms akzeptiert und dem Parlament eine Mitfinanzierung vorgeschlagen. Der vorgeschlagene
Beitragssatz von 35 Prozent entspricht allerdings nicht den Erwartungen des Regierungsrates, der einen Beitragssatz von 40 Prozent als angemessen betrachtet. Da die Bundesbeschlüsse noch nicht
vorliegen, muss der Regierungsrat dem Kantonsrat einen Bruttorahmenkredit von 336,6 Millionen Franken beantragen. Der Bund wird davon voraussichtlich zwischen 117 Millionen Franken (bei einem
Beitragssatz von 35 Prozent) und 134 Millionen Franken (bei einem Beitragssatz von 40 Prozent) übernehmen.
Einbettung in nationale Infrastrukturprojekte
Die 4. Teilergänzungen sind auf die Planungen des nationalen und internationalen Fernverkehrs abgestimmt. Der Zeitplan ist eng mit demjenigen der DML, der Ausbauten der Anschlüsse an die
Hochgeschwindigkeitsverbindungen (HGV) sowie einem ersten Umsetzungsschritt von der Zukünftigen Entwicklung der Bahnprojekte (ZEB) verknüpft. Dadurch können Synergien genutzt und Kosten gespart
werden. Auch die Auslieferung der umfangreichen Rollmaterialbestellung für die Zürcher S-Bahn wurde zeitlich auf die Inbetriebnahme der Ausbauschritte der 4. Teilergänzungen abgestimmt. Die erste
Etappe wird im Dezember 2013 in Betrieb genommen, die 2. Etappe im Dezember 2015 und die 3. Etappe 2018.
Die drei Etappen der 4. Teilergänzungen im Überblick:
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Etappe 1
Mit der Inbetriebnahme der Durchmesserlinie Nord–Süd (Dezember 2013) werden die S2 und die S8 auf die Durchmesserlinie verlegt. Auf den Strecken Zürich – Thalwil – Zug/Ziegelbrücke wird ein neues Fahrplankonzept eingeführt. Die S24 verkehrt neu ab Zug und wird in der Etappe 1 vorerst ab Zürich HB via Wipkingen nach Oerlikon verlängert. Dafür verkehrt die S14 Hinwil – Zürich HB neu via Durchmesserlinie (Weinbergtunnel) und wendet vorübergehend im neuen Bahnhof Löwenstrasse. -
Etappe 2
Mit der Inbetriebnahme des Westastes der Durchmesserlinie (Dezember 2015) wird zur Optimierung der Direktverbindungen ein Linienabtausch vorgenommen: Zürich – Affoltern am Albis S14 statt S15, Zürich – Affoltern am Albis – Zug S5 statt S9, Zürich – Niederweningen S15 statt S5 und Zürich – Rafz – Schaffhausen S9 statt S5. Zudem werden die neuen Linien S19, S20 und S21 eingeführt. Die S19 verkehrt zwischen Dietikon – Zürich (via Durchmesserlinie) – Effretikon (in Hauptverkehrszeiten ab Muri AG/Koblenz bzw. bis Pfäffikon ZH), die S20 zwischen Hardbrücke – Stäfa (Hauptverkehrszeiten) und die S21 zwischen Zürich – Regensdorf (Hauptverkehrszeiten). Die S24 wird halbstündlich via Flughafen nach Winterthur geführt und stündlich nach Schaffhausen verlängert. Die S24 ersetzt ab Flughafen die S2 und die S16. -
Etappe 3
Mit der Fertigstellung der Bauarbeiten zwischen Zürich und Winterthur (überwiegend ZEB) sowie Winterthur und Umgebung sollen bis ca. 2018 schrittweise der ganztägige Betrieb der S11 Aarau/Dietikon – Winterthur – Seuzach/Wila aufgenommen und die S12 ab Winterthur nach Schaffhausen/Wil (SG) verlängert werden. Auf den Strecken Winterthur – Bauma – Rüti (S26) und Winterthur – Stein am Rhein (S29) wird der Halbstundentakt eingeführt. Zudem wird auf dem Abschnitt Winterthur – Weinfelden die S8 durch die S24 ersetzt.
Siehe auch
- Weitere Informationen zu den 4. Teilergänzungen finden Sie auf der Website www.4te.ch.
- Beschluss des Kantonsrates über die Bewilligung eines Rahmenkredites für die Beteiligung des Staates am Ausbau von SBB-Anlagen (4. Teilergänzungen S-Bahn) (PDF-File)
- Die Haltung des Regierungsrats zum Beitragssatz des Infrastrukturfonds an die 4. Teilergänzungen (Schreiben an das UVEK vom Dezember 2009) ist im Regierungsratsbeschluss 1381/2009 zu finden. Dieser ist auf www.rrb.zh.ch abrufbar.
Spuhler: «In Österreich ist dieser Zug ein Intercity»
Für Stadler Rail ist die Enthüllung des ersten Doppelstock-Zugs für die Zürcher S-Bahn ein Meilenstein. CEO Peter Spuhler will damit ein neues Marktsegment erobern.
Interview (Video) in Tages Anzeier Online
Für Peter Spuhler, Inhaber und CEO von Stadler Rail und SVP-Nationalrat, war es ein Freudentag. Mit der Präsentation des ersten Doppelstockzugs, den sein Unternehmen im Werk Altenrhein SG
hergestellt hat, dringt Spuhler in ein neues Marktsegment vor. Die Entwicklung von Doppelstöckern sei anspruchsvoller als jene von herkömmlichen Zügen – mehr Technik muss in beschränktem Raum
untergebracht werden.
Doppelstockzüge für den Fernverkehr bestellen die SBB nicht bei Stadler Rail, sondern bei Konkurrentin Bombardier. Am Tag der Dosto-Präsentation am Zürcher HB überwog bei Spuhler die Freude, über
die Niederlage wollte der Unternehmer nicht reden. Lieber strich er die Vorteile der neuen S-Bahnzüge für Bahn und Passagiere hervor. Dank hoher Beschleunigung könnten aus dem Takt geratene
Fahrpläne wieder ins Lot gebracht werden, erklärte der Thurgauer. Für die Passagiere positiv sei insbesondere die zusätzliche Beinfreiheit.