Der neue ICE Velaro D der DB soll dereinst auch durch den Ärmelkanal nach London fahren

15 ICE der nächsten Generation stellt die Deutsche Bahn ab Dezember 2011 in den Dienst. DMM konnte sich schon mal ein Bild vom Zug der Zukunft im Siemens Mobility-Werk Krefeld-Uerdingen machen.

 

Bericht mit Fotos: Der Mobilitätsmanager (DMM)

Der erste Hochgeschwindigkeitszug der neuen Serie steht im Rohbau. Das künftige Flaggschiff der Deutschen Bahn hat noch kein Fahrgestell, aber das 1. Klasse-Abteil des "Kopfwagens" ist bereits komplett. Die Klappen im schnittigen Bug funktionieren schon, sie öffnen sich (anders als beim Vorgängermodell) nicht wie ein zweiflügliges Tor, sondern wie ein Mund. Die neue Konstruktion verspricht mehr Sicherheit beim Kuppeln mehrerer Einheiten. Zudem wird die Kupplung verstärkt und starr ausgeführt, so dass es keine Schwierigkeiten mehr beim Aneinanderkuppeln von zwei Zügen geben soll.

 

Beim "Velaro D", eine Vierstromversion, die als Reihe 407 in die ICE-Flotte eingereiht wird, steht das Thema Zuverlässigkeit im Vordergrund. Bahn-Technik-Vorstand Volker Kefer will vor dem Hintergrund der zig technischen Probleme der vergangenen Monate bei den Vorgängerbaureihen zusammen mit der Industrie lernen. So sollen Erfahrungen aus dem täglichen Betrieb der Züge, die bislang nur spärlich in den Bau neuer Fahrzeuge einfließen, gezielt bei Neukonstruktionen berücksichtigt werden. Kefer sollte wissen, dass zu Zeiten der Deutschen Bundesbahn zwischen 1950 und 1994 kein Zug auf die Schiene kam, der nicht absolut sicher funktionierte. Das war nur möglich nach vielen Monaten Testeinsätzen im realen Betrieb, was die DB AG nach 1994 schlichtweg vergaß.

Der Velaro D ist wie der Velaro RUS oder der Velaro C (China) eine Weitterentwicklung des ICE 3. Er soll nach Kefers Worten auf besonders kräftig dimensionierten Achsen rollen. Sie seien "noch konservativer" konstruiert als die Austausch-Achsen, die alle vorhandenen ICE 3-Züge nach und nach erhalten. Die Züge müssen dann bei weitem nicht mehr so oft in die Inspektion, um möglichen Rissen in den Achsen auf die Spur zu kommen.

 

Hans-Jörg Grundmann, Chef der Transporttechnik-Sparte bei Siemens, bedankte sich ausdrücklich bei der Deutschen Bahn für den Vertrauensvorschuss, den sie mit ihrer Bestellung des neuen Zuges gegeben habe. Der 500 Mio. Euro-Auftrag sichere 2.500 Arbeitsplätze in Deutschland, davon 2.000 in Krefeld. Der "schönste Zug der Welt" (Grundmann) soll Anfang 2011 seine ersten Proberunden im Siemens-Testcenter Wildenrath drehen. 

Äußerlich hat sich der neue ICE auf den ersten Blick kaum verändert. Die Nase ist etwas abgeplattet, die Dachaufbauten aerodynamischer. Die DB erwartet sich davon eine Energie-Ersparnis von rund 10 %. Zudem sollen die neuen Hochgeschwindigkeitszüge, die für Tempo 320 km/h (höhere Geschwindigkeiten sind möglich) ausgelegt sind, leiser im Innenraum sein, verspricht Siemens. Die Ledersitze der 1. Klasse sind nicht mehr fest verschraubt, sondern auf Schienen gesetzt. So kann eine flexible Bestuhlung erreicht werden. Das Interieur kann innerhalb weniger Stunden verändert bzw. ausgewechselt werden. Zwischen den Waggons werden feuersichere Türen eingebaut, Voraussetzung für den Betrieb durch den Ärmelkanal.

In jeder Acht-Wagen-Einheit sollen 460 Passagiere Platz finden, 40 Personen mehr als in der Vorgänger-Version. Die Velaro D sollen hauptsächlich auf grenzüberschreitenden Verbindungen von Deutschland nach Frankreich, Spanien, Belgien und den Niederlanden fahren, möglicherweise auch nach Großbritannien

 

ICE-Treff beschreibt die Abkürzungen der sich im Einsatz befindenden ICE-Züge:

ICE 1

 

ICE der 1. Generation (11-12 Wagen, an jedem Ende je ein Triebkopf)

 

ICE 2

 

ICE der 2. Generation (1 Triebkopf und 7 Wagen mit Steuerwagen, 2 Züge kuppelbar)

 

ICE 3

 

ICE der 3. Generation (8 Wagen, kein Triebkopf, der Antrieb ist unter den Wagen verteilt, 2 Züge kuppelbar, Höchstgeschwindigkeit 330 km/h)

 

ICE 3M

 

ICE 3 für grenzüberschreitenden Verkehr nach Belgien und Niederlande ("M" steht für Mehrsystemfähig)

 

ICE 3MF

ICE 3 für grenzüberschreitenden Verkehr nach Belgien und Niederlande und Frankreich ("MF" steht für Mehrsystemfähig+Frankreich)

ICE-T

 

ICE mit Neigetechnik (7 oder 5 Wagen, kein Triebkopf, Antrieb unter den Wagen verteilt, "T" steht für Triebzug oder für Tilt=neigen)

 

ICE-TD

 

ICE mit Neigetechnik und Dieselantrieb (4 Wagen, kein Triebkopf, Antrieb unter den Wagen verteilt, "T" steht für Triebzug oder für Tilt=neigen, "D" für Diesel)